Süddeutsche Zeitung

Zukunft der Kreisklinik:Leserbriefe

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Kosten dürfen keine Rolle spielen

Zu "Niedermaier verteidigt Klinikpläne" vom 5. Mai, "Klinik auf Partnersuche" vom 6. Mai und "Klinik-Belegschaft will demonstrieren" vom 7. Mai:

Gerade in der aktuellen Zeit sind Pläne dieser Art nicht nachvollziehbar. In den vergangenen Wochen und Monaten haben Politiker vollmundig ausgeführt, dass wir wieder mehr auf unser Gesundheitssystem achten müssen - und allseits war man auch um jedes Intensivbett froh. Dass Krankenhäuser kein gewinnbringender Wirtschaftsbetrieb sind, sollte jedem klar sein. Dass die Gesundheitsfürsorge aber ein vom Staat sicherzustellendes Gut ist, ebenso wie die Bildung, sollte unseren Politikern auch bewusst sein.

Es sind in diesem Zusammenhang nicht nur die Kosten der Klinik zu sehen, sondern auch zusätzliche Kosten für Krankentransporte, höhere Aufwendungen, da die Behandlung erst später beginnen konnte, und anderes mehr. Dass diese Kosten letztlich voll zu Lasten der Krankenkassen gehen, darf keine Rolle spielen. Dass ein Gutachten wie im vorliegenden Fall auch eine Schließung oder zumindest Ausdünnung der Klinik beinhaltet, sollte jedem Auftraggeber bewusst sein. Jedes Gutachten dient - wie mir aus langjähriger Tätigkeit in der Privatwirtschaft bekannt ist - dazu, möglichst viele Ersparnisse für den Auftraggeber zu generieren.

Bei einer Schließung sind erhebliche Beträge notwendig, da andere Kliniken ausgebaut werden müssen. Und wenn das dann von einem privaten Träger erfolgt, dann lässt sich dieser das auch entsprechend vergüten. Auch da sind erhebliche Steuergelder im Spiel.

Es ist unverantwortlich, wenn aus parteipolitischen Erwägungen dem im Raum stehenden Vorhaben nicht rasch widersprochen oder Einhalt geboten wird.

Aber vielleicht ist der eine oder andere Entscheidungsträger noch froh, die Klinik in Wolfratshausen zu haben, bevor es zu einer abschließenden, negativen Entscheidung zu Lasten dieser Klinik kommt. Auch bin ich mir sicher, dass ich für den Fall des Wegfalls der hiesigen Klinik nicht den Weg nach Bad Tölz suchen würde, sondern Starnberg oder gleich München aufsuchen würde. Und da bin ich bestimmt nicht alleine. Aber vielleicht kommt die Einsicht ja bei den Entscheidungsträgern noch und die Klinik in Wolfratshausen kann auch weiterhin wie gehabt bestehen. Wolfgang Guter, Wolfratshausen

Hinterzimmerpolitik

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Ich sehe die Absicht, die hervorragende Versorgung, die durch die Kreisklinik Wolfratshausen geleistet wird, einzusparen. Gesundheitsvorsorge ist Aufgabe der öffentlichen Hand! Ich sehe Asklepios, ein profitorientierter Klinikkonzern, der nicht gewinnbringende Bereiche wie zum Beispiel die Geburtshilfe schließt und kein Interesse an einer Grund- und Regelversorgung der Bevölkerung hat. Erfahren wir nicht alle gerade in der Pandemie-Zeit, wie wichtig diese ist! Ich sehe die Hinterzimmerpolitik des Landrats und ein Gutachten einer Berliner Unternehmensberatung. Ich kann gut verstehen, dass ihn dabei die öffentliche Diskussion stört. Wolfratshauser, Geretsrieder, Dietramszeller und Eglinger sollen sehen, wo sie auf der Straße nach Tölz bleiben, wenn nach dem Schlaganfall die Gehirnzellen absterben.

Gewinnmaximierung für Konzerne und die Beseitigung einer gut funktionierenden Gesundheitsversorgung - ist das die neue Politik der Freien Wähler, die sich an den Bedürfnissen der Bürger vor Ort orientieren will? Wolfgang Schreck, Geretsried

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SZ vom 11.05.2021
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