Zukünftige Infrastrukturen:Von der Geburtshilfe bis zum Kreispflegeheim

Markus Landthaler

Der 48-jährige Markus Landthaler ist neuer Ortsvorsitzender der Freien Wähler in Lenggries.

(Foto: Ralf Gerard/oh)

Freie Wähler Lenggries diskutieren über Brennpunkte in ihrer Gemeinde und im Landkreis

Von Petra Schneider, Lenggries

Für das Kreispflegeheim in Lenggries gibt es offenbar eine Lösung. Wie Landrat Josef Niedermaier (FW) bei der Jahreshauptversammlung der Freien Wähler sagte, habe der Gemeinderat einen "annehmbaren Vorschlag" eingereicht. Auch Fraktionssprecher Günter Haubner sprach von "fruchtbaren Gesprächen". Offenbar soll der Standort neben dem Haus der Senioren bleiben, klar ist auch, dass das Pflegeheim erweitert und künftig mehr als 60 Plätze bieten soll. Details wurden nicht genannt, zunächst soll der Gemeinderat am 16. Juli beraten.

Seit fünf Jahren wird über die Zukunft des Kreispflegeheims diskutiert. Das Grundstück gehört der Gemeinde, einzelne Gebäudeteile hat der Landkreis gebaut, in dessen Trägerschaft sich das Haus seit dem Jahr 1975 befindet. Eine Situation, die "rechtlich nicht ganz in Ordnung ist", wie Niedermaier sagte. Das Haus erfülle die neuen Standards nur "grenzwertig", etwa hinsichtlich der Zimmergröße. Im Dezember 2016 hatte der Kreistag beschlossen, die Trägerschaft für das Heim aufzugeben, im März 2018 waren Überlegungen einer Übernahme durch die Tölzer Josefispitalstiftung aufgegeben worden. Für Niedermaier liegt eine "zukunftsfähige Lösung" in einer Privatisierung, Bürgermeister Werner Weindl (CSU) plädierte bisher stets für eine kommunale Trägerschaft. Aus Lenggrieser Sicht sei das verständlich, sagte der Landrat, schließlich habe das Modell jahrelang funktioniert. "Aber ich kann das nicht im ganzen Landkreis verargumentieren." Denn dann kämen Kommunen wie Bad Tölz, Dietramszell oder Schlehdorf mit einer entsprechenden Forderung für ihre Pflegeeinrichtungen. Im Landkreis gebe es zwölf kompetente Betreiber, für die es viel einfacher sei, Stellen zu besetzen, indem sie Synergieeffekte zwischen den verschiedenen Standorten nutzten. "Ich bin guter Dinge, dass wir das nun auf den Weg bringen", sagte Niedermaier.

Viele Themen wurden bei der Jahreshauptversammlung angesprochen und unter den rund 25 anwesenden Mitgliedern lebhaft diskutiert. Nach wie vor sorgt die Schließung der Geburtshilfe in Bad Tölz für erheblichen Unmut. Man könne so ein existenzielles Thema doch nicht auf rein wirtschaftliche Überlegungen reduzieren, hieß es. "Frauen in der Jachenau machen Hausgeburten, weil sei mehr Angst vor dem langen Weg in eine Klinik haben, als vor der Geburt", erklärte Fanny Mader. Die Freien Wähler müssten hartnäckig bleiben, denn "steter Tropfen höhlt den Stein". Niedermaier sagte, er sehe eine Geburtshilfe in Tölz "derzeit nicht". Die Schließung sei vor allem im Mangel an Belegärzten begründet gewesen. Asklepios habe dadurch "wirtschaftlich riesigen Schaden genommen". Im internationalen und bayernweiten Vergleich sei man im Landkreis sogar "überversorgt"; in Nordbayern gebe es oft für drei Landkreise nur eine Geburtshilfeeinrichtung. Eine Absage erteilte Niedermaier einer finanziellen Förderung von Geburtshäusern. Diese funktionierten nur in der Nähe großer Geburtskliniken. Bezuschussen will der Landkreis aber Beratungsangebote für Schwangere, damit Fahrten in die Klinik bei der Vorsorge reduziert werden könnten. Der Landkreis sei bereit eine Beratungsstelle von Hebammen im Südlandkreis finanziell zu unterstützen, sagte Niedermaier.

Für Ärger in der Gemeinde sorgen die im Mai 2017 vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim (WWA) vorgestellten Hochwasserschutzmaßnahmen an Reiter-, Hals- und Weiherbach. Von "Monumentalbauwerken" war am Mittwoch die Rede, die immense Kosten verursachten. Bei der Infoveranstaltung wurde eine Schätzung von 10,5 Millionen plus Grunderwerb genannt, an denen sich die Gemeinde zu mindestens 30 Prozent beteiligen müsste. Paul Schwarzenberger plädierte eindringlich für eine einfachere Lösung. Es sei ein "Skandal", dass zwar nach und nach die Anwohner, nicht aber die Gemeinde über die Pläne informiert werde. Markus Landthaler versprach, sich über den Sachstand zu informieren. Der 48-jährige Polizist, der seit 2008 Gemeinderat und Mitglied der Freien Wähler ist, wurde am Mittwoch zudem einstimmig als neuer Ortsvorsitzender der Freien Wähler bestimmt, weil Peter Gascha, der das Amt seit 2011 inne hatte, aus Zeitgründen nicht mehr antrat. Stellvertreterin bleibt Anja Baumgartner.

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