Zugverkehr in Bad Tölz-Wolfratshausen:Neue Rampen, leisere Türen

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Nach Kritik hat die Regionalbahn ihre Lint-Züge modifiziert

Sowohl wegen mangelnder Barrierefreiheit als auch wegen Lärmbelästigung sind die neuen Lint-Züge der Bayerischen Regiobahn (BRB) in die Kritik geraten. Bei einer Reihe von Treffen suchen Vertreter von BRB und Politik sowie Kritiker derzeit nach Verbesserungsmöglichkeiten. Kürzlich fand dazu ein digitaler zweiter Runder Tisch statt, nun legt die BRB ein Positionspapier vor, in dem Fabian Amini, Vorsitzender der Geschäftsführung, und Arnulf Schuchmann, Technischer Geschäftsführer, den aktuellen Stand darlegen. Grundsätzlicher Kritik an der Anschaffung der Lint-Züge widersprechen sie dabei allerdings: Die Vorschriften zur Barrierefreiheit seien "vollumfänglich erfüllt und die Fahrzeuge im Sinne dieser Norm ,barrierefrei'", erklären sie. Diese Fahrzeuge erfüllten auch alle gesetzlichen Normen hinsichtlich der Geräuschemissionen. Amini und Schuchmann sind deshalb überzeugt, dass dieser Fahrzeugtyp "die beste Lösung für die Strecken im Oberland bis zur Umsetzung der Elektrifizierung ist". In einer Umfrage unter 721 Fahrgästen hätten zudem 95 Prozent den neuen Zug als genauso gut oder besser als die alten Integrale bewertet.

Seit dem ersten Runden Tisch Ende September sei dennoch viel passiert: Die mobile Rampe für Menschen mit Behinderungen, die auch von Begleitpersonen oder anderen Fahrgästen bedient werden könne, sei zwischenzeitlich gemeinsam mit dem Behindertenbeauftragten Ralph Seifert getestet, modifiziert und bestellt worden. Die Rampe bekommt laut BRB eine eigene Halterung und kann selbständig ohne Hilfe des Zugpersonals entnommen und angelegt werden. Die Ausstattung der gesamten Flotte ist den Geschäftsführern zufolge für Ende des Jahres vorgesehen.

Die Lint-Züge hätten zudem, wie auch schon die Integrale, Talente und Flirts, das Prädikat "Information zur Barrierefreiheit" erlangt. Dies bedeutet, dass Reisende einen umfangreichen Prüfbericht zum gesamten Fahrzeug online einsehen können, der wiederum nach Kriterien für Rollstuhlfahrer, Gehbehinderte, Blinde und Sehbehinderte sowie Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen unterteilt ist. "Anhand dieses Berichts kann dann jeder Reisende entscheiden, ob respektive in wie weit seine individuellen Bedürfnisse erfüllt werden", so die Geschäftsführer. Was die Lärmbelästigungen anbelange, habe das Bremsenquietschen bei der Einfahrt in Bahnhöfe aufgehört. Die Bremsen der Züge hätten sich eingefahren. Schwieriger sei aber die Situation beim Kurvenquietschen. Zwar konnten laut Geschäftsführung im "Gmunder Gleisbogen" seit Wiederinbetriebnahme der stationären Kurvenschmieranlage deutliche Verbesserungen beobachtet werden. Doch dabei spiele auch das Wetter eine Rolle. Eine weitere Schmieranlage sei im Gespräch, Messfahrten zur Identifikation der Lärmquellen fänden gerade statt. Geprüft respektive ausprobiert werde zudem, ob Absorberringe in den Radscheiben, eine Veränderung der Spurkranzdicke an den Rädern oder ein anderes Spurkranzfett helfen könnten. Beim Hupen vor unbeschrankten Bahnübergängen seien indes in nächster Zeit höchstens einige Dezibel weniger drin, so die BRB. Lokführer hätten aber die Anweisung, die täglich vorgeschriebenen Hup-Tests nicht in dicht bebautem Gebiet durchzuführen.

In Bezug auf einen weiteren Kritikpunkt seien die Züge inzwischen leiser: Sie seien auf sogenannte adaptive Türsounder umgestellt worden, die ihre Lautstärke nach den Umgebungsgeräuschen berechnen. Nachts und an ruhigen Tagen piepsten sie folglich mit weniger Dezibel.

© SZ vom 24.11.2020 / cjk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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