Zugstrecke München-Lenggries:BOB kann noch Konkurrenz bekommen

Die Deutsche Bahn hat sich aus der Ausschreibung zurückgezogen, weil sie die Integralzüge nicht übernehmen will. Jetzt überlegt die Eisenbahngesellschaft, diese Forderung aus dem Wettbewerbsverfahren zu nehmen - unter einer Bedingung.

Ingrid Hügenell und Isabel Meixner

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) kann sich vorstellen, die Ausschreibungsmodalitäten für die Strecken im Oberland zu modifizieren und die Übernahme der Integralzüge als Bedingung für den Zuschlag aus dem Konzept zu nehmen. Dies würde unter Umständen die Wettbewerbssituation völlig verändern, nachdem die Deutsche Bahn wegen des Integral-Vorbehalts auf eine Bewerbung verzichtet hatte.

BEG-Geschäftsführer Fritz Czeschka bestätigte auf SZ-Nachfrage derartige Überlegungen. Er betonte jedoch, diese würden nur relevant, falls die BEG den Bietern der ersten Ausschreibung den Zuschlag, etwa wegen nicht erfüllter Mindestanforderungen, versagen müsste. An der jetzigen Ausschreibung werde man aber nichts ändern. Das Wettbewerbsverfahren läuft noch bis 2. Juli.

Die Deutsche Bahn (DB) hat sich wie berichtet Anfang Mai aus dem Bieter-Wettstreit um die Strecken im Oberland zurückgezogen. Die Bayerische Oberlandbahn (BOB), die die Strecken bedient und behalten will, ist somit einziger Bieter. Als Grund nannte die DB die Risiken, die mit einer Übernahme der Integralzüge verbunden sei. Norbert Klimt, Chef der DB Regio Bayern, sagte unlängst der SZ, das sei nicht wirtschaftlich zu schaffen, die Ersatzteile für die Züge, die nicht mehr hergestellt werden, kosteten zu viel Geld.

Die BOB selber hat keine Bedenken, mit den Integralen weiter zu fahren, wie Geschäftsführer Heino Seeger sagt. "Wir wissen, wie man sie richtet." Dafür gibt es die Werkstatt in Lenggries, in der aber auch jede andere Art von Schienenfahrzeug gewartet und repariert werden könne. Gerne will Seeger die vorhandenen Strecken mit Talent-Zügen verstärken und so vermehrt auf Halbstunden-Takt umstellen. Die Integrale seien aber schneller und stärker als die Talente.

Norbert Moy vom Fahrgastverband Pro Bahn sieht im Falle einer neuerlichen Ausschreibung ohne die Bedingung, den Fuhrpark übernehmen zu müssen, die DB im Vorteil. Für die BOB wäre diese Variante ziemlich schwierig, glaubt Moy: "Es wäre fraglich, ob das Koppeln und Flügeln dann Bestand haben könnte." Einzelne Zugteile können durch das Koppeln schnell verbunden und gelöst werden. Und darauf beruht das BOB-Konzept: Die Züge fahren in München in einem Stück weg und werden dann in Holzkirchen aufgeteilt, eben geflügelt - ein Teil fährt weiter nach Bayrischzell, der zweite wird in Schaftlach erneut geteilt, in den Zug nach Tegernsee und den nach Lenggries.

Moy selbst hätte ein anderes Konzept befürwortet: Ihm wäre es lieber, wenn die Mangfalltal-Bahn, die von Holzkirchen nach Rosenheim fährt, zusammen mit den drei BOB-Strecken ausgeschrieben worden wäre. Auch die Mangfalltal-Bahn wird von der BOB-Mutter Veolia betrieben. Dann, so Moy, hätte ein Ost-Netz aus Mangfalltal-Bahn und dem BOB-Ast nach Bayrischzell gebildet werden können sowie eines mit den BOB-Strecken nach Tegernsee und Lenggries.

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