Süddeutsche Zeitung

Zu viele Krankmeldungen:Eltern fordern mehr Lehrer

Beirat geht gegen Unterrichtsausfall am Penzberger Gymnasium vor.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Der Elternbeirat am Penzberger Gymnasium geht auf die Barrikaden. Grund ist die angespannte Personalsituation und der damit verbundene hohe Unterrichtsausfall an der Schule. In einem Schreiben hat sich der Elternbeirat an Kultusminister Bernd Sibler (CSU) gewandt. In dieser Woche treffen sich die Elternvertreter mit Christoph Henzler, dem Ministerialbeauftragten der Gymnasien für Oberbayern-West. Ihre Forderung: Das Kultusministerium soll die Gymnasien mit mehr Personal ausstatten.

Im vergangenen Schuljahr hatte sich die Situation am Penzberger Gymnasium zugespitzt. Die Lehrerreserven reichten bei Weitem nicht aus, um den Unterrichtsausfall zu kompensieren. In einigen Klassen der Mittel- und Oberstufe fiel über Monate hinweg 30 bis 50 Prozent des Unterrichts aus. Auch zu Beginn dieses Schuljahrs mussten Stunden gestrichen werden. Ein Ende dieses Zustandes sei nicht in Sicht, sagt Anke Ringel, Mitglied des Elternbeirats.

An der Schule seien mehrere Lehrkräfte wegen chronischer Erkrankungen oder anerkannten Behinderungen nicht im vollem Umfang einsatzfähig. Auch würden, so Ringel weiter, seit Jahren Vollzeitstellen nach der Pensionierung von Lehrern nicht mehr gleichwertig nachbesetzt. An ihrer statt würden Referendare eingestellt - "im Halbjahreswechsel". Durch dieses ständige Kommen und Gehen gehe wertvolle Unterrichtszeit verloren. Die Nachwuchslehrkräfte müssten überdies von den Lehrern am Gymnasium betreut werden, was wiederum zu einer Verschärfung der Situation führe. "Ende letztes Jahres war die Stimmung im Kollegium sehr angespannt", erzählt Ringel, "es ist ein Teufelskreis." Aktuell besuchen 931 Schüler das Gymnasium Penzberg. Sie werden von 93 Lehrkräften betreut.

Die Antwort des Ministers war wenig überzeugend

Die Antwort von Kultusminister Sibler vermochte den Elternbeirat jedenfalls nicht zu beruhigen. Der Minister schrieb den Penzbergern, dass "die Versorgung der Schulen mit einer ausreichenden Anzahl qualifizierter Lehrkräfte und damit die Sicherstellung der Unterrichtsversorgung dem Staatsministerium ein Anliegen höchster Priorität" sei. Die Elternvertreter konterten wiederum mit einem Schreiben. Darin bringen sie zum Ausdruck, dass das Gymnasium Penzberg kein Einzelfall sei. "Es geht uns auch nicht in erster Linie um die Lösung von Einzelfällen, sondern um eine grundlegende Verbesserung der Situation."

Momentan, so schildert Anke Ringel, gebe es Engpässe in Deutsch und Englisch. In der Q 11 komme es vor, dass im Monat an die 70 Stunden ausfielen. "Den Stoff müssen sich die Schüler selbst aneignen." Das System müsse grundsätzlich geändert werden. "Das Konzept funktioniert nicht." Sie hofft auf die Politik. Und auf ein "flexibleres Denken" bei den Verantwortlichen.

Der Idealfall wäre es aus Sicht des Elternbeirats, wenn grundsätzlich mehr Lehrer eingestellt würden. Denkbar wäre auch ein Pool von Springern, den sich einige Gymnasien teilen könnten. Damit könnte sich auch Schulleiter Bernhard Kerscher anfreunden. Er sagt über die Stimmung im Penzberger Kollegium, dass diese ungut sei. Eine große Belastung seien die "Ketten-Atteste". Kranke Kollegen würden zunächst nur für vier Wochen krankgeschrieben. Aber es kämen meist Folge-Atteste. Das Ministerium wiederum stellt erst nach acht Wochen finanzielle Mittel für eine Aushilfskraft zur Verfügung. So ziehe viel Zeit ins Land. "Eine passende Aushilfe gerade für einen Fachlehrer zu finden, ist Zufall", sagt Kerscher.

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Quelle:
SZ vom 10.10.2018
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