Zu viel Geböller:Bad Tölz verbietet Feuerwerk im Kurpark

Zu viel Geböller: Ausgeböllert: Feuerwerke sind künftig im Tölzer Kurpark verboten. Geburtstage und Hochzeiten müssen dort ohne Pyrotechnik stattfinden.

Ausgeböllert: Feuerwerke sind künftig im Tölzer Kurpark verboten. Geburtstage und Hochzeiten müssen dort ohne Pyrotechnik stattfinden.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Stadträte votieren einstimmig dafür, Raketen nicht mehr zuzulassen - der Umwelt und den Anwohnern zuliebe.

Von Klaus Schieder

Feuerwerk gibt es in Bad Tölz nicht bloß in der Silvesternacht. Vor allem im Kurpark erhellen Raketen den Nachthimmel auch unterm Jahr häufiger, etwa wenn dort Hochzeiten oder Geburtstage gefeiert werden. Die Anwohner rund ums Kurhaus finden dann meist kurz zuvor einen Zettel im Briefkasten, auf dem sie um Verständnis für die Ballerei gebeten werden, gelegentlich kracht's auch ohne einen solchen Hinweis. Diese ebenso farbenprächtige wie laute Zugabe zu einer Feier ist künftig jedoch untersagt. Die Stadträte stimmten im Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsausschuss einmütig für ein Verbot von Feuerwerken im Kurpark. Die seien ohnehin "ein Stück weit aus der Zeit gefallen", sagte René Mühlberger (CSU).

Wer ein Feuerwerk im Kurpark plante, musste dies dem Ordnungsamt der Stadt lediglich mitteilen, genehmigungspflichtig war es nicht. Allerdings bedurfte es der Zustimmung des Grundeigentümers, also des Kurhausvereins. Hinter ihm steht allerdings zu 100 Prozent die Kommune. Und die will den pyrotechnischen Zauber zum einen wegen des hohen CO₂-Ausstoßes verbieten, zum andern auch deshalb, weil sich Anlieger immer wieder über den Lärm in den Nächten am Wochenende beschwert hatten. Außerdem gebe es inzwischen andere Möglichkeiten, als Raketen in den Himmel zu schießen, sagte die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier: "Beim Kurparkfest ist die Lasershow gut angekommen."

Dafür werden Hochzeitspaare und andere Gastgeber allerdings deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen. Lasershows seien um einiges kostspieliger, sagte Stadtrat Ludwig Janker (CSU). Das liege am erforderlichen Equipment, aber auch an dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Anders ausgedrückt: Noch gibt es nur wenige Anbieter für solche Laserlichtspektakel, weshalb sie auch mehr verlangen. Janker wunderte sich dennoch, dass sich die meisten Gesellschaften für eine Feuerwerk entscheiden. Schließlich gehe das ungefähr so schnell vorbei, wie es manchmal bei einem Paar zur Scheidung komme, meinte er.

Für Mühlberger besteht zwischen der Böllerei und der Lasershow ein erheblicher Unterschied, was "die akustische Störung" anbelangt. "Wir müssen auch dem Anliegen der Anwohner Rechnung tragen", sagte er. Wie es um die Luftverschmutzung einer solchen Show bestellt sei, wollte Andreas Grundhuber (Grüne) wissen. Dazu gebe es "noch keine belastbaren Erkenntnisse", erwiderte Frey-Allgaier.

Die Verbotszone für ein Feuerwerk sähe Jürgen Renner (SPD) gerne noch weiter ausgedehnt. Seit langem ist es beispielsweise nicht erlaubt, Raketen oder andere Pyrotechnik an Silvester in der historischen Marktstraße zu zünden. Das habe auch einen guten Grund, sagte die stellvertretende Kurdirektorin: "Das ist ein zusammenhängender, denkmalgeschützter Raum, der von der Marktstraße bis ins Gries reicht." Aber eine solche Begründung ist Frey-Allgaier zufolge eben auch zwingend erforderlich, um das Feuerwerk in der Silvesternacht auf einem bestimmten Areal untersagen zu dürfen. Denn dabei handle es sich um ein Individualrecht, sagte sie.

Die Ausdehnung von Verbotszonen sieht Michael Lindmair (FWG) mit Skepsis. Der Stadtrat und Vorsitzende der Tölzer Feuerwehr verwies darauf, dass es "kein Spaß" sei, "wenn man so etwas überwachen soll". Dem pflichtete Frey-Allgaier bei. Um die Isarbrücke und den umliegenden Bereich zu kontrollieren, wären ihren Angaben zufolge 60 bis 80 Sicherheitskräfte nötig.

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