Zu teuer:Das Eisstadion soll bleiben, wo es ist

Geretsrieder Stadtrat verwirft die Idee, die Sportstätte auszulagern und die Fläche zu bebauen

Von Wolfgang Schäl

Das Heinz-Schneider-Eisstadion ist nach dem interkommunalen Hallenbad das derzeit teuerste Investitionsprojekt der Stadt Geretsried, die Diskussionen dauern seit Jahren an und das Interesse ist gewaltig, wie sich am Dienstagabend im überfüllten Sitzungssaal des Rathauses gezeigt hat. Nun hat der Stadtrat eine erste Wegmarke in Form einer Grundsatzentscheidung gesetzt: Er verwirft jenes Denkmodell, das darauf hinausläuft, die Sportstätte aus dem Zentrum hinaus an eine andere Stelle zu verlagern und den Neubau durch den Verkauf des Stadiongrundstücks und des Festplatzes zu finanzieren. Um Klarheit über den baulichen Zustand des Stadions und über die Kosten für die Sanierung und ein neues Dach zu gewinnen, sollen noch heuer Planungskosten in einen Nachtragshaushalt eingestellt werden. Die Entscheidung fiel mit 19:11 Stimmen.

Energisch für dieses Procedere hatten sich die Fraktionen von SPD und CSU eingesetzt, die jeweils einen in diese Richtung zielenden Antrag zur Geschäftsordnung stellten, ebenso vehement stemmten sich die Freien Wähler, voran Robert Lug, im Verein mit den Grünen dagegen: Letztere sind aus grundsätzlichen Erwägungen dagegen. In Zeiten des Klimawandels sei der Eissport einfach nicht mehr sinnvoll, erklärte Volker Witte. Lug hingegen stellte das Kostenargument in den Vordergrund. Der Arbeitskreis Stadion, der seit Monaten nach Lösungen sucht und jetzt mit verschiedenen Modellen aufwartete, habe "seine Arbeit noch nicht getan". Die vorgelegten Daten seien nicht verwertbar, wichtige Zahlen fehlten, das Thema Lärmimmissionen sei nicht geprüft worden. Über die Kältetechnik existierten keinerlei Aussagen und auch das Landratsamt sei bei den Recherchen des Arbeitskreises nicht eingebunden worden, kritisierte Lug. Vor dem Hintergrund dieser "Litanei an unbeantworteten Fragen" sei es unmöglich, einen so wichtigen Beschluss zu fassen.

SPD-Stadtrat Walter Büttner hingegen erinnerte an die Tradition des Eissports in Geretsried, die viele wichtige Spieler hervorgebracht habe. Auch wenn die Stadt über genauere Zahlen verfüge, werde ihr die Grundsatzentscheidung nicht abgenommen. Die Argumente Lugs, der schon im Wahlkampf für eine Verlagerung der Sportstätte eingetreten war, bewertete Büttner als "Herumgeeiere". Es gehe hier ja nicht um den konkreten Bau eines Stadions, sondern ums Grundsätzliche. "Wir müssen einfach mal in die Planung einsteigen, sonst kommen wir nie vorwärts. SPD-Stadtrat Wolfgang Werner sekundierte mit dem Verweis auf eine vom Arbeitskreis vorgeschlagene Variante "B1", die den Neubau einer geschlossenen Eishallenüberdachung in Verbindung mit einer Sanierung des alten Stadionbestandes vorsieht und nach einer ersten Grobschätzung mit 5,2 Millionen Euro zu Buche schlagen würde: Die sei "zukunftsfähig". Wenn sich der Stadtrat dafür entscheide, breche er sich "keinen Zacken aus der Krone".

Ewald Kailberth (CSU) vertrat die Meinung, dass die Zahlen, die Lug vom Arbeitskreis forderte, "auch wieder nur Luftschlösser" seien. Irgendwann müsse man mal in die Planung einsteigen. Stadtbaumeister Christian Müller unterstützte diese Argumentation mit dem Hinweis, es gehe im Augenblick ja nur darum, "eine Tendenz zu bewerten", allein eine Vorplanung sei nicht unter 200 000 Euro zu haben.

Um viel Geld ginge es im Falle der Variante C, die eine Verlagerung des Stadions beinhaltet. Der Totalabbruch und die Aufbereitung der Fläche als Bauland würden 6,2 bis 7,3 Millionen kosten, der Neubau einer geschlossenen Eishalle, die Neuanlage eines Festplatzes eventuell mit Fußballplätzen sowie der nötige Kauf eines Grundstücks kämen auf 17,1 bis 18,2 Millionen Euro.

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