Zehnjähriges Bestehen:Kulturverein Isar-Loisach: Jubiläum in schwierigen Zeiten

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Gut aufgestellt durch schwere Zeiten (von links hinten): Bobby Kerschbaumer, Eva Zlatinov, Assunta Tammelleo, Daniela Satzinger, Isabell Heß, Thorsten Thane. Vorne: Thomas Herrmann, Bernd Satzinger, Nikolaus Sanktjohanser und Günter Klügl vom Kulturverein Isar-Loisach. (Foto: Harry Wolfsbauer)

In ihrer Bilanz blickt die Vorsitzende Assunta Tammelleo auf Widrigkeiten wie Wasserrohrbruch und Corona zurück, aber auch auf große Solidarität unter Künstlern.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen/Geretsried

"Lage hoffnungslos, aber nicht ernst" - der Titel einer amerikanischen Komödie aus den Sechzigerjahren wird gern und oft zitiert. Mit denselben Worten umschreibt Assunta Tammelleo, die Vorsitzende des Kulturvereins Isar-Loisach (KIL), auch die schwierige Situation für den Betrieb des Vereins, der heuer sein zehnjähriges Jubiläum begeht - und es in dieser Zeit mit allerlei Widrigkeiten im Geltinger "Hinterhalt" zu tun hatte, angefangen von eindringendem Grundwasser und den dadurch monatelang unbenutzbaren Toiletten bis hin zur Pandemie. "Und jetzt noch dieser Dreckskrieg, der hat uns grade noch gefehlt," ärgert sich die seit acht Jahren amtierende KIL-Vorsitzende und Wolfratshauser Grünen-Stadträtin. Im Jubiläumsjahr hat Tammelleo nunmehr eine wechselhafte Bilanz gezogen: Viele Probleme, insbesondere finanzieller Art, aber auch jede Menge Solidarität und Erfolgserlebnisse mit einem Team, das zum Glück über die verschiedensten Kompetenzen verfügt, vom IT-Techniker bis hin zum Computer- und Beleuchtungsspezialisten.

Bei all jenen, die sich in den vergangenen Jahren engagiert und so immer wieder eine Fortsetzung des Kulturbetriebs im "Hinterhalt" ermöglicht haben, bedankte sich Tammelleo ausdrücklich, ebenso bei den prominenten Schauspielern und Kabarettisten, die ohne Honorar aufgetreten sind, darunter Luise Kinseher, Christian Springer, Konstantin Wecker, Willi Astor und Udo Wachtveitl. "Das sind Leute, die mit uns solidarisch sind, und die wir nie bezahlen könnten." Für eine kleine Kulturbühne sei "so ein Feedback absolut wichtig", betonte sie.

Wie viel Arbeit der Verein mit seinen 108 Mitgliedern allein im abgelaufenen Jahr 2021 geleistet hat, verdeutlichte Tammelleo mit erstaunlichen Zahlen: Im "Hinterhalt" habe man 71 Veranstaltungen "mit und ohne Publikum" organisiert, 17 Auftritte wurden beim Geretsrieder Kulturherbst und acht im "Turm für Kunst und Kommunikation" am Wolfratshauser Schwankl-Eck auf die Beine gestellt. Zusammengerechnet kommt man der KIL-Bilanz zufolge im Jahr 2021 auf 104 Veranstaltungen. Ermöglicht wurden sie durch mindestens 5800 ehrenamtliche Arbeitsstunden, wobei die Zeit, die mit Planungen und Besprechungen verbracht wurde, laut Tammelleo nicht eingerechnet ist.

Finanziert wurde der Kulturbetrieb 2021 mit Einnahmen aus Spenden, Sponsorengeldern und mit Unterstützung durch die öffentliche Hand in Höhe von zusammen 52 000 Euro. Unter die Rubrik "Sonstige Einnahmen" fällt, dass einige Aufgaben in Form von nicht finanzieller Unterstützung ermöglicht wurden. So konnte der Verein auf Privatfahrzeuge für Transporte zur Verfügung zurückgreifen, ebenso auf private Lagerplätze.

Wichtig ist schließlich auch, dass der "Hinterhalt"-Eigentümer Wolf Steinberger die Räumlichkeiten dem Verein mietfrei überlässt, aufkommen muss der KIL nur für die Nebenkosten. Dazu kommen kostenlose Leihgaben wie Kameras, Computer, Mikrofone, Kabel, Scheinwerfer, Beamer und sonstiges Material, das Günther Klügel, Hendrik Noeller und Thorsten Thane samt Know-how zur Verfügung stellen. Dank technischer Kompetenz habe es der Verein auf mittlerweile 1600 Abonnements auf seinem You-Tube-Kanal gebracht, damit sei man, wie der für Technik und Instandhaltung zuständige Daniel Schüßler betonte, "im werbewirksamen Bereich". Eine nicht ganz unwichtige Zahl am Rande: Bei seinen Veranstaltungen hat der Verein im vergangenen Jahr 1400 Antigen-Schnelltests durchgeführt.

Trotz seiner angespannten finanziellen Lage hat der Verein nach den Worten von Tammelleo auch andere Organisationen mit Spenden bedacht, so etwa die "Orienthilfe für Menschen auf der Flucht" und die Osteuropa-Hilfe, die sich für die Ukraine einsetzt. "Mit denen sind wir solidarisch", erklärte die KIL-Vorsitzende. Angesichts der aktuellen Weltlage und der schwierigen Zeiten für den Kulturverein steht das Jubiläumsjahr , wie Tammelleo verriet, voraussichtlich unter dem Titel: "Liebe und andere Katastrophen".

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