Zäsur in Bernried:Die letzte Fahrt der "Phantasie"

Bernried: Schiff der Phantasie steuert das Buchheim Museum an

Daniel Schreiber, Direktor des Buchheim-Museums in Bernried, begrüßt die "Phantasie". Das Schiff soll dort die Fantasie der Besucher anregen und zu eigenen Kreationen inspirieren.

(Foto: Nila Thiel)

Das kleine Schiff mit der kühnen Galionsfigur war seit 1960 erst auf dem Tegernsee, dann auf dem Starnberger See im Einsatz. Nun wird es ausgemustert und soll im Park des Bernrieder Buchheim-Museums als Malschule dienen

Von ISABELLA FALKNER, Bernried

Die "Phantasie" lässt sich Zeit. Daniel Schreiber, Direktor des Buchheim-Museums Bernried, und die Sprecherin des Hauses, Sabine Bergmann, stehen auf dem Steg hoch über dem Starnberger See und halten angestrengt Ausschau. Doch es ist neblig, die Sicht ist schlecht. "Herr Schreiber will ja schon einen Mast gesehen haben", sagt Bergmann. Klar, der Mann hat Fantasie. Aber der Mast gehört tatsächlich zur MS Phantasie, dem Schiff, das 1960 gebaut wurde - 20 Meter lang, 4,10 Meter breit und seit 2002 auf dem Starnberger See im Einsatz. Jetzt soll es seine neue Heimat im Park des Buchheim-Museums finden und auf der Wiese aufgestellt werden.

"Bei uns herrscht schon eine gewisse Wehmut, weil das Schiff so lange da war", sagt Markus Färber, Betriebsleiter der Bayerischen Seenschifffahrt, "aber es bekommt ja einen tollen Stellplatz". Die "Phantasie" war bekannt für die Mondscheinfahrten zum Museum. Die werde es auch weiterhin geben, nur eben mit einem anderen Schiff, so Färber.

So langsam sind zwei Schiffe in Sicht: die MS Phantasie, geschleppt von der MS Berg, weil die "Phantasie" keinen Motor mehr hat. Der sei von der Werft in Starnberg bereits ausgebaut worden, schließlich könne man ihn wiederverwerten, sagt Michael Grießer, Geschäftsführer der Seenschifffahrt. Die Boote scheinen sich nur gemächlich fortzubewegen. "Buchheim hätte jetzt gesagt: ,Mach mal volle Fahrt, du Arschloch!'", klärt Schreiber auf. Hätte auch nichts genutzt. Die "Phantasie" nähert sich in aller Ruhe ihrem neuen Zuhause. Der Oldie war schon länger auf dem Abstellgleis, weil er nicht barrierefrei ist und nach und nach bei langen Strecken von größeren Schiffen ersetzt wurde. Schreiber rettete nun das Boot vor der Verschrottung - indem er es der Seenschifffahrt zum Symbolpreis von einem Euro abkaufte.

Die Anschaffung war also äußerst günstig, letztlich kommt das Schiff, das zur Malschule Phantasie werden soll, dem Museum etwas teurer zu stehen. Die Kosten summierten sich auf einen fünfstelligen Betrag, sagt Schreiber. Schließlich muss das Schiff am Donnerstag an Land gezogen, müssen die Fundamente gelegt werden, auf die der bayerische Finanzminister Albert Füracker das gute Stück am 6. November mithilfe eines Autokrans setzen soll.

So langsam tut sich etwas: Mithilfe von Rohlingen, die unter den Kiel gelegt werden, kommt das Schiff dem Ufer immer näher. Jetzt kann man gut die Galionsfigur am Bug sehen: eine knapp bekleidete, sehr füllige Bavaria, geschaffen vom Bildhauer Karl-Heinz Richter, einem Freund von Buchheim. 2002 hatte Diethild Buchheim das Schiff, das seit 1960 auf dem Tegernsee im Einsatz gewesen war, auf den Namen "Phantasie" getauft. Die Idee für den Namen stammte von ihrem Mann. Und die ehemalige Direktorin des Museums, Clelia Segieth, verewigte sich 2008, indem sie die Bordwände des Schiffs mit Schmetterlingen und Blütenmotiven bemalte. "Irgendwie tut sie mir jetzt leid", sagt Schreiber plötzlich. Klar, ein Schiff gehört nicht so recht an Land. Aber noch weniger auf den Schrottplatz.

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