XXXLutz in Wolfratshausen:Umbau zur Übergröße

Die XXXLutz-Gruppe lässt den ehemaligen Möbel Mahler in Wolfratshausen zu "einem der modernsten Möbelhäuser Deutschlands" neu gestalten. Noch in diesem Jahr soll der Betrieb eröffnet werden. Für den Standort werden allerdings noch 100 Mitarbeiter gesucht.

Von Konstantin Kaip

XXXLutz in Wolfratshausen: Es ist eingerichtet - jedenfalls teilweise: Im künftigen XXXLutz-Möbelhaus in Wolfratshausen stehen schon Couchgarnituren vor Fototapeten bereit, während an anderen Orten, etwa im großen Lichthof, noch gebaut wird. Zum Schutz sind die Ausstellungsmöbel mit Folie bedeckt.

Es ist eingerichtet - jedenfalls teilweise: Im künftigen XXXLutz-Möbelhaus in Wolfratshausen stehen schon Couchgarnituren vor Fototapeten bereit, während an anderen Orten, etwa im großen Lichthof, noch gebaut wird. Zum Schutz sind die Ausstellungsmöbel mit Folie bedeckt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die möbelhausfreie Zeit in Wolfratshausen neigt sich dem Ende zu. Das kann man derzeit jeden Tag im Gewerbegebiet am Hans-Urmiller-Ring beobachten: Das Areal rund um den ehemaligen Möbel Mahler, der zu Filialen von XXXLutz und Mömax umgebaut wird, ist eine gigantische Baustelle. 200 Arbeiter sind dort parallel mit den Außen- und Innenarbeiten im Möbelhaus, dem Bau der Lagerhalle und des Parkhauses beschäftigt. Die XXXLutz-Gruppe, die die Übergröße ja bereits im Namen trägt, präsentiert dazu beeindruckende Zahlen: 16 Sattelschlepper mit Spanplatten werden verbaut, 200 000 Meter Kabel verlegt, 15 000 Kubikmeter Erde bewegt; beim Bau werden 25 000 Kilogramm Farbe und 400 000 Schrauben verbraucht; die Dekorationsware in insgesamt 600 sogenannten Wohnkojen füllt alleine sieben Lkw; die Wohnkojen sind perfekt ausgeleuchtet mit 20 000 LED-Strahlern. "Hier entsteht eines der modernsten Möbelhäuser Deutschlands", ist auf großflächigen Plakaten am Bauzaun zu lesen.

Dass die Arbeiten zügig vorangehen, zeigen Konzernsprecher Volker Michels, der Wolfratshauser Hausleiter Günter Rindt und Projektleiter Markus Gutsmiedl am Freitag bei einem Rundgang über die Baustelle. "Es hat sich viel getan", sagt Michels und verkündet gleich zu Anfang das, was wohl die meisten Wolfratshauser interessiert: "Wir planen, dieses Jahr zu eröffnen." Einen konkreten Termin aber könne man derzeit noch nicht nennen - bei Baustellen dieser Größenordnung gebe es einfach "zu viele Unwägbarkeiten".

Während seit Anfang der Woche außen an der Fassade gearbeitet wird, die einheitlich gestaltet und mit vorgesetzten Lamellen versehen wird, sind innen verschiedenste Stadien zu beobachten: Hier Rohbau mit blankem Estrich, dort bereits fertige Wohnkojen mit Tapeten, die New York oder eine Strandansicht zeigen und Couchgarnituren oder Waschbecken, Badspiegel und Schranksysteme, die mit Plastikfolien vor dem Baustaub geschützt werden. "Wir arbeiten von oben nach unten", erklärt Hausleiter Rindt, weshalb die Bäderabteilung im zweiten Obergeschoss schon deutlich weiter sei als die große Abteilung "Wohnen" im ersten Stock. Für die Ladengestaltung ist ein eigenes "Merchandise"-Team zuständig. Überall stehen sogenannte Corletten, blaue Rollgerüste mit Möbelkartons, die mit Nummernzetteln für die dazugehörigen Wohnkojen versehen sind. Bestückt wurden sie übrigens aus dem im April fertiggestellten Logistik- und Servicecenter im Geltinger Gewerbegebiet, in das seit Anfang Juli die Ausstellungsstücke geliefert werden. Später sollen dort mehr als 120 Leute arbeiten, darunter 100 Monteure, die die Waren beim Kunden zuhause aufbauen.

Für die "Selbstabholer" entsteht in Wolfratshausen ein eigenes Lager mit 12 000 Quadratmetern Fläche auf fünf Ebenen, das derzeit aus Fertigteilen errichtet wird. Der Tank für die Sprinkleranlage, der im Boden eingebaut wurde, fasse eine Million Liter Wasser, erklärt Gutsmiedl. Der Projektleiter zeigt sich zuversichtlich, dass das Lager rechtzeitig fertig und bestückt wird. Einen ungefähren Zeitpunkt für die Fertigstellung kann er jedoch nur für das Parkhaus nennen, das gegenüber des Möbelhauses neben dem Mc Donald's-Restaurant entsteht. Die Bauarbeiten haben im April begonnen, der Corpus mit vier geschlossenen und zwei offenen Decks steht schon. Mit Markierungen, Beleuchtung und Werbeflächen werde man dann voraussichtlich Ende August fertig, schätzt Gutsmiedl.

Der Rundgang führt über die sogenannte Brücke über dem Hans-Urmiller-Ring zum ehemaligen Kinderland, wo das zentrale Bedien-Restaurant mit etwa 250 Sitzplätzen entsteht. Die Küche fehlt noch. Mit ihrem Bau soll kommende Woche begonnen werden, erklärt Gutsmiedl. Dann werde auch die neue geschwungene Wendeltreppe für den großen Lichthof geliefert.

Was den künftigen Möbelhäusern auch noch fehlt, sind Mitarbeiter. 280 Leute sollen einmal am Standort Wolfratshausen beschäftigt sein - 50 im Mömax, 200 im XXXLutz und 30 im Restaurant. Etwa 100 Stellen sind laut Michels noch nicht besetzt, und zwar in allen Bereichen. Zudem suche man noch 70 Monteure für das Servicecenter in Geretsried. 2000 Bewerbungen hat es laut Rindt für den Standort Wolfratshausen gegeben, einmal pro Woche gebe es einen Termin für die Vorstellungsgespräche. Der Hausleiter ist aber zuversichtlich: "Wenn alles andere funktioniert, wird die Eröffnung nicht am Personal scheitern", sagt er. Das etwa 20-köpfige Leitungsteam habe sich bereits Ende Juli erstmals am neuen Standort getroffen.

Warum in Wolfratshausen "eines der modernsten Möbelhäuser" entsteht, erklärt Sprecher Michels: Das habe nicht nur mit dem Design, der Klimaanlage im ganzen Haus und den neuesten Waren zu tun. Sondern auch mit der innovativen Digitaltechnik, die die Kette in Wolfratshausen erstmals einsetzen wolle. In allen Abteilungen sollen Bildschirmwände den Kunden die Möglichkeit geben, "Produkte mit digitalen Hilfsmitteln noch intensiver zu erleben". Noch aber erinnern Mahler-Aufkleber, Abverkaufplakate und zahlreiche Schriftzüge an frühere Zeiten.

34 Jahre lang hatte Möbel Mahler Kunden aus der ganzen Region nach Wolfratshausen gelockt. Aber das schwäbische Familienunternehmen verlor immer mehr an Boden an die Großketten, die den Möbelmarkt an sich rissen. Ende 2015 schließlich verkaufte Mahler seinen Standort in Wolfratshausen mit dem Stammsitz in Bopfingen an die XXXLutz-Gruppe. Nach dem Abverkauf schloss das Möbelhaus am 6. Februar 2016 für immer seine Pforten.

Seitdem warten die Wolfratshauser gespannt auf das neue Einrichtungshaus. Die Möbelhauskette aus Österreich aber ließ die Stadt und die Bürger lange im Unklaren. Man müsse erst "den Standort sondieren", hieß es. Unterdessen gaben Spekulationen über mögliche Lutz-Pläne Anlass zu Hoffnungen und Befürchtungen. Nach Gerüchten, die Gruppe werde am neuen Standort weit mehr als nur Möbel anbieten und mit einer "Shopping-Mall" im Gewerbegebiet die Geschäfte in der Innenstadt gefährden, pochte der Stadtrat auf die geltende Sortimentsbeschränkung, die die Einzelhändler in der Altstadt schützen soll. Später war immer wieder von einer Kooperation mit einem Elektromarkt die Rede. Die Lutz-Gruppe sprach von Verhandlungen mit möglichen Partnern, hielt sich aber ansonsten bedeckt, was die Pläne für Wolfratshausen anging.

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte das Vorgehen als verschleierten Betriebsübergang. Die Taktik, nur die Immobilien zu übernehmen und nicht die Mitarbeiter ist laut Gewerkschaftssekretär Dominik Datz bei großen Ketten üblich: Statt eine enorme Anzahl an Tätigkeitsjahren mit entsprechenden Ansprüchen zu übernehmen, könne man so neue Leute befristet einstellen. Zu einem Prozess, mit dem Verdi gerne eine Grundsatzentscheidung über diese gängige Praxis herbeigeführt hätte, kam es indes nicht. Der Mahler-Betriebsrat handelte einen Sozialplan für die 260 Mitarbeiter aus, in dem das Thema Übernahme nicht mehr vorkam. Laut Hausleiter Rindt haben sich bislang 30 frühere Mahler-Mitarbeiter entschlossen, an ihre einstige Wirkungsstätte zurückzukehren, zwei von ihnen als Abteilungsleiter.

Im Oktober 2016 stellten Vertreter der Lutz-Gruppe dann im Wolfratshauser Stadtrat ihre Pläne vor - die wenig überraschten: Auf dem ehemaligen Mahler-Areal, so verkündeten die Konzernvertreter, sollen ein XXXLutz-Einrichtungshaus und eine kleinere Mömax-Filiale errichtet werden. Die geltende Sortimentsbeschränkung werde eingehalten. Anfang 2017 wolle man mit dem Umbau beginnen, erklärte Alois Knauseder, bei XXXLutz für den Bau verantwortlich. Im Rathaus sprach er damals noch von möglichen Eröffnungsterminen im Sommer 2017 für Mömax und Ende desselben Jahres für XXXLutz.

Mit dem Umbau wurde dann aber erst Anfang 2018 begonnen, ein Jahr später als ursprünglich geplant. Das liegt auch an der Größe des Bauvorhabens: Weil die geplante Verkaufsfläche von vormals knapp 30 000 Quadratmetern auf insgesamt 32 500 Quadratmeter erweitert wurde, hatte sich die Regierung von Oberbayern in das Genehmigungsverfahren eingeschaltet. Die geplanten Möbelhäuser wurden landesplanerisch überprüft und erst im Oktober genehmigt.

Nun soll es bald wieder Möbelhäuser in der Loisachstadt geben. "Das wird spannend für die Wolfratshauser: der Abgleich zwischen alt und neu", verspricht Rindt für die Eröffnung. Eine Änderung werden manche Kunden jedoch bedauern: Den kostenlosen Pendelbus, den Mahler einst betrieben hat, wird es nicht mehr geben. Die Bahn habe entschieden, die Haltestelle am Möbelhaus in ihre neue Routenplanung für die Buslinie aufzunehmen, erklärt Lutz-Sprecher Michels. Für eine Busfahrt zum modernen Möbelhaus wird man künftig also zahlen müssen.

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