Reden wir über:Radwege und Durststrecken

Reden wir über: David von Westphalen von Wor for Future.

David von Westphalen von Wor for Future.

(Foto: Naomi von Westphalen/Privat/oh)

David von Westphalen wünscht sich eine alternative Infrastruktur für den nichtmotorisierten Verkehr. Dafür setzt er sich als Sprecher von Wor for Future (Wor4F) ein.

Interview von Sophia Coper, Wolfratshausen

David von Westphalen ist Sprecher von Wor for Future (Wor4F), einem informellen Zusammenschluss an Bürger und Bürgerinnen, die sich seit 2019 für Klimaschutz in Wolfratshausen einsetzen. Im Rahmen der deutschlandweiten Aktion "Kidical Mass" ruft Wor4F am Samstag, 6. Mai, dazu auf, für eine sichere Fahrradinfrastruktur zu demonstrieren. Treffpunkt ist der Marienplatz um 15 Uhr.

SZ: Herr von Westphalen, wann haben Sie sich zuletzt über Radwege aufgeregt?

David von Westphalen: Eigentlich immer, wenn ich draußen unterwegs bin und dann vor allem über fehlende Radwege. Manchmal kann ich mich beherrschen und meine innere Mitte finden, aber zugegeben: Ich ärgere mich schon sehr oft.

Was erhoffen Sie sich von der Aktion "Kidical Mass" ?

Aufmerksamkeit für unser Anliegen. Dass die Leute interessiert sind, warum wir da mit unseren Kindern klingelnd durch die Straßen fahren. Das Schöne an diesem Format ist, es ist immer eine unglaublich positive, fröhliche Veranstaltung und weniger ein Protestmarsch.

Sie sind Sprecher von WOR4 Future. Haben Sie das Gefühl, darüber etwas bewegen zu können?

Tatsächlich habe ich nach einer langen Durststrecke den Eindruck, dass sich langsam etwas tut. Wir waren sehr geduldig, haben vor jeder Stadtratssitzung Präsenz gezeigt, um unsere Anliegen vorzutragen. Draußen im Regen vor der Tür zu warten, gehörte nicht unbedingt zu unseren Lieblingsbeschäftigungen. Doch wir wollten dranbleiben, um die Leute, die auf kommunaler Ebene Entscheidungen treffen, zu erinnern, dass es etwas zu tun gibt. Letzten Dezember haben wir uns dann endlich mit dem Bürgermeister (Klaus Heilinglechner, BVW, Anm. d. Red.) zu einem Treffen verabreden können. Dort haben wir eine gemeinsame Veranstaltung zum Thema Energiewende diesen Sommer 2023 beschlossen. Ziel ist es, gemeinsam aufzutreten, die Bürger und Bürgerinnen mitzunehmen und zu begeistern.

Welche konkreten Vorstellungen haben Sie für Wolfratshausen?

Ich wünsche mir eine echte, alternative Infrastruktur für den nichtmotorisierten Verkehr. Wenn ich mit meiner dreijährigen Tochter die paar Hundert Meter mit dem Fahrrad zur Floßlände möchte, ist das der pure Stress. Permanent bin ich beschäftigt, sie davor zu bewahren, auf die Straße zu kippen. Sobald man in Wolfratshausen aus dem Auto steigt, ist man sofort weniger wert — das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Meine Vision ist es, in einer Stadt zu wohnen, in der man gerne unterwegs ist, auch wenn man nicht in einem Auto sitzt.

Der Aufruf, mehr das Fahrrad zu benutzen, mag für Menschen im ländlichen Raum schwerer sein als für Stadtmenschen. Was raten Sie Personen, die auf ein Auto angewiesen sind?

Ich weiß nicht, ob ich den Leuten etwas raten möchte. "Fahr mehr Rad" sagt sich leicht. Wir sind ja leider selbst aufs Auto angewiesen. Die Schuld liegt nicht bei den Menschen. Das Problem ist die einseitig auf Autos zugeschnittene Infrastrukturplanung der vergangenen Jahrzehnte. Aber jetzt haben wir 2023, und langsam sollte auch hier der Groschen fallen. Es macht in Wolfratshausen einfach weder Spaß, Fahrrad zu fahren noch zu Fuß zu gehen. Vielleicht habe ich doch einen Rat: Beteiligt euch an der Demo, um zu zeigen, dass der Bedarf an Radwegen vorhanden ist.

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