Wolfratshauser Stadtpolitik:Anfang oder Ende?

Eisbachsurfer in München, 2014

Ob man bald auch in Wolfratshausen surfen kann, muss der Stadtrat entscheiden. Die Finanzierungslücke für die Welle ist jedenfalls geschlossen.

(Foto: Robert Haas)

An diesem Dienstag entscheidet der Stadtrat, ob und wie es mit der Surfwelle weitergeht. Gegner wie Befürworter bringen sich in Stellung.

Von Konstantin Kaip

Für den Verein "Surfing Wolfratshausen" war die erstaunliche Spendenbereitschaft zahlreicher Bürger vor Weihnachten ein "Wintermärchen": Mehr als 450 Bürger und Unternehmen aus Wolfratshausen und dem Umland sicherten mehr als 65 000 Euro für die Surfwelle zu, womit die Finanzierungslücke für das ambitionierte Wassersportprojekt an der Weidachmühle geschlossen wäre. Ob die Welle nun doch noch realisiert werden soll, muss indes der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag, 14. Januar, entscheiden (Beginn: 18 Uhr). Nur mit einem mehrheitlichen Ja des Gremiums könnten die in Aussicht gestellten Mittel des EU-Förderprogramms Leader in Höhe von 270 000 Euro gesichert werden. Die Welle soll nach aktueller Berechnung etwa 800 000 Euro kosten. Die vom Verein getragenen Kosten würden sich auf rund 125 000 Euro verdoppeln. Der städtische Anteil ist laut Stadtratsbeschluss auf 400 000 Euro gedeckelt.

Für die Wolfratshauser Surfwelle, die schon seit mehr als sechs Jahren Thema zahlreicher Beschlüsse ist, wird die Sitzung also wieder einmal ein entscheidender Abend. Im Vorfeld hat der Kampf um die Deutungshoheit des Trendsportprojekts daher auch noch einmal gehörig Fahrt aufgenommen. So sammelt das "Aktionsbündnis gegen den Bau einer Surfwelle in Weidach" Unterschriften gegen das Projekt. Die Welle sei zu teuer, stelle eine unverhältnismäßige Benachteiligung anderer Sportvereine dar und sei weder ökonomisch noch ökologisch vertretbar, so die Argumentation. Zudem seien unzumutbare Verkehrsbelastungen und weitere Kostensteigerungen zu erwarten. Das Positionspapier des Bündnisses um den Weidacher Gitarrenbauer Johannes Striebel soll Stadtrat Richard Kugler, der bei der Kommunalwahl für die Wolfratshauser Liste als Bürgermeister kandidieren will und erklärter Gegner der Surfwelle ist, an ausgewählte Stadträte geschickt haben.

Die Befürworter des Projekts halten die Argumente jedoch für haltlos und wollen sie nicht so stehen lassen. Tilo Scheck, der das erfolgreiche Crowdfunding zur Schließung der Finanzierungslücke im Dezember organisiert hatte, hat daher am Wochenende noch einmal an alle Stadträte ein Schreiben geschickt, indem er auf sämtliche Punkte der Wellengegner dezidiert eingeht. So widerspreche die Behauptung, die Welle hätte im vergangenen Jahr nur an 60 bis 100 Tagen betrieben werden können, den Pegeldatenanalysen und sei falsch. Auch seien die unterstellten Verluste bei der Stromerzeugung des Wasserkraftwerks "zu hoch und falsch dargestellt". Die geschürte Befürchtung, der Verein könne sich auflösen und so der Stadt den Betrieb aufbürden, sei unbegründet. Das zeige nicht nur der "solide Businessplan", sondern auch das Engagement des Vereins und der Spender. "Spenden stehen - im Unterschied zu Unterschriften - für tatsächliches persönliches Handeln und tatsächliches Geben", erklärt Scheck. Das sieht der Weidacher Kristjan Diehl, der wie Scheck auch kein Vereinsmitglied ist, ähnlich. "Wir gehen optimistisch davon aus, dass keine Unterschriftenliste den Stadtrat so beeindruckt wie der Spirit der Spendensammler", erklärt er.

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