Wolfratshauser Stadtarchiv:Letzte Ausfahrt Ratsbegehren

Mit seiner überraschenden Volte hat sich Bürgermeister Helmut Forster gerade noch über die letzte Runde gerettet - und die Stadträte gleich dazu.

Von Matthias Köpf

Beinahe hätte sich Helmut Forster aus seiner insgesamt keineswegs erfolglosen Amtszeit als Bürgermeister mit einem finalen Debakel samt Meuterei in seiner BVW-Fraktion verabschieden müssen. Mit seiner überraschenden Volte, nun doch lieber die Bürger über das Stadtarchiv entscheiden zu lassen, weil diese über das Thema ja offenbar viel zu schlecht informiert seien, hat sich Forster gerade noch über die letzte Runde gerettet - und die Stadträte gleich dazu. Die konnten sich dem Ratsbegehren kaum verweigern und haben es geradezu dankbar angenommen. Denn sie alle zusammen haben das Thema Archiv mit Verve an die Wand gefahren. Jetzt werfen sie es den Wolfratshausern vor die Füße und gerieren sich dabei als Bürgerbeteiliger.

Schon der Standort am Loisachufer war nicht gut gewählt und noch schlechter begründet. Auf welche Weise sich die versammelten Stadträte die angeblichen Alternativen präsentieren und gleich wieder abräumen ließen, war schlicht blamabel. Forster und die Stadtverwaltung wollten sich ganz offensichtlich mit einem selbst geschnitzten Punktesystem durchschwindeln, die Räte haben sich das bieten lassen - und alle zusammen stehen jetzt vor einem Scherbenhaufen und bitten die Bürger, Besen und Schaufel zur Hand zu nehmen.

Dabei hätten der erste Architektenwettbewerb der Stadtgeschichte und seine Ergebnisse mit dem Standort versöhnen können. Nur sind die Stadträte wieder vor der eigenen Courage und vor ihrem einstimmigen Beschluss erschrocken, mit dem sie klar die Realisierung eines Entwurfs zugesagt und das Raumprogramm definiert haben, das ihnen die nun als zu massiv kritisierten Modelle bieten mussten. Nun müssen die Bürger selber entscheiden, wobei sich die Menschen erfahrungsgemäß leichter gegen als für etwas mobilisieren lassen.

Die große Gefahr bei all dem ist, dass die quasi nebenbei beschlossene Umgestaltung des Loisachufers wieder auf die lange Bank gerät, weil zuerst eben noch dies oder jenes gebaut werden muss. Dabei sollte die Stadt nicht nur die angemessene Aktenablage, sondern endlich auch die Ufergestaltung als Pflichtaufgabe begreifen. Danach werden womöglich sogar mehr Parkplätze gebraucht.

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