Wolfratshauser Sportvereine:Harte Grätsche

Wolfratshauser Sportvereine: Die Turnhallen in Wolfratshausen sind stark ausgelastet. Die einzelnen Vereine stehen deshalb mittlerweile in einer unguten Konkurrenz zueinander.

Die Turnhallen in Wolfratshausen sind stark ausgelastet. Die einzelnen Vereine stehen deshalb mittlerweile in einer unguten Konkurrenz zueinander.

(Foto: Hartmut Pöstges)

In der Debatte um eine neue Dreifachturnhalle in Wolfratshausen geht TSV-Chef Alfred Barth mit den Verantwortlichen bei der Stadt heftig ins Gericht

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Am Bau einer zusätzlichen Dreifachturnhalle führt kein Weg vorbei - das ist das klare Resultat einer Diskussionsveranstaltung, zu der die Kreis-FDP die Vorsitzenden der vier großen Wolfratshauser Sportvereine in die Flößerei eingeladen hatte. Die Gelegenheit, über die Arbeit und die Probleme des ehrenamtlichen Sportmanagements zu sprechen, nutzte dann allerdings als einziger der Vorsitzende des TSV Wolfratshausen, Alfred Barth, der umso ausführlicher, in einem rund dreiviertelstündigen Parforceritt, die aktuelle Situation schilderte und dabei teils harsche Kritik am hiesigen Stadtrat übte.

Die großen Vereine mit ihren insgesamt 4500 Mitgliedern und 7000 Sporttreibenden stehen Barth zufolge bei den Hallenbelegungskapazitäten längst in Konkurrenz zueinander: "Zwischen den Vereinen herrscht Krieg." Wegen der Ganztagsbetreuung der Schüler seien die Hallen ausschließlich in der Zeit von 16 bis 22 Uhr verfügbar. Zusätzlich verschärft werde die Situation durch die Ansprüche anderer Vereinigungen wie etwa der Volkshochschule. In zwei Sparten des TSV, bei den Turnern und den Handballern, mussten Barth zufolge mittlerweile schon Aufnahmesperren verhängt werden. Dies sei für den TSV umso bitterer, als allein rund tausend der nahezu 1900 Mitglieder der Turnabteilung angehörten. "Es ist nicht frech zu sagen, dass die Stadt für diese Situation die Verantwortung trägt", kritisierte Barth.

Hinzu komme, dass die Wolfratshauser Vereine, anders als in Geretsried, Gebühren für die Benutzung der Sportstätten entrichten müssten. Der TSV habe zwar keine Schulden, sagte Barth, die finanzielle Lage sei aber trotz städtischer Zuschüsse angespannt, weil der Verein allein 160 Trainer beschäftige, die mit bis zu 25 Euro pro Stunde honoriert werden müssten. Selbst die drei Nachwuchskräfte, die sich als Trainer über das Freiwillige Soziale Jahr zur Verfügung stellen, schlagen nach Barths Worten mit jeweils 8000 Euro pro Jahr zu Buche. Dabei müssen laut Barth auch die teuren Sportgeräte von den Vereinen selbst angeschafft werden, obwohl sie von den Schulen mitbenutzt werden.

Unter diesen Vorzeichen hält es der Vereinsvorsitzende für "eminent wichtig, dass die Mieten und Hallenbenutzungsgebühren endlich wegfallen" und die Stadt "den Bau einer neuen, zentral gelegenen Dreifachturnhalle in Angriff nimmt". Der optimale Standort ist nach Barths Dafürhalten die Hammerschmiedschule, weil er von allen Seiten zu Fuß erreichbar sei. Allerdings könne sich der Um- und Neubau dort über mehrere Jahre hinziehen. Denkbar sei auch eine Lösung in Waldram, allerdings müsse hier mit Protesten der Anwohner gerechnet werden, weil es dann zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen in dem eng verschachtelten Ortsteil kommen könne.

Um diese Dinge zu besprechen, wäre es für Barth sinnvoll, ein eigenes Forum zu schaffen. Schließlich habe ja auch Geretsried einen solchen Sportbeirat. Durch ihre zögerliche Haltung habe die Stadt Wolfratshausen "Steuergelder verschleudert" kritisierte Barth. Denn je länger man die Planung für eine neue Dreifachturnhalle hinausschiebe, desto teurer werde die Umsetzung. Gleichwohl: Nur so sei "der gordische Knoten zu durchschlagen", erklärte der Vereinsvorsitzende.

In der kurzen Diskussionsrunde äußerten die FDP-Mitglieder Verständnis für die Probleme der Sportvereine - und speziell für die Schwierigkeiten beim TSV. Der Tenor der wenigen Wortmeldungen: Die Stadt müsse sich mit aller Kraft für eine Erweiterung der Hallenkapazitäten einsetzen. Und: Man müsse dringend "im Dialog bleiben", so die Teilnehmer des Diskussionsabends.

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