Wolfratshauser Polit-Kabarett:Kniffliges Derblecken

Starkbierfest 2018

Über die Handlung des Theaterstücks verrät die Loisachtaler Bauernbühne vorab nie etwas. Ein paar vereinzelte Wortmeldungen lassen aber vermuten, dass die Debatte um eine Surfwelle in Wolfratshausen heuer eine Hauptrolle spielen wird.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Das Starkbierfest in der Loisachhalle fällt heuer auf ein heikles Datum - zwei Wochen vor der Kommunalwahl. Die Loisachtaler Bauernbühne will sich mit hinterkünftigen Pointen dennoch nicht zurückhalten

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Das Wolfratshauser Starkbierfest in der Loisachhalle wird jedes Jahr von vielen Bürgern und Lokalpolitikern mit Spannung erwartet. Schließlich bekommen Bürgermeister und Stadträte beim Politikerderblecken der Loisachtaler Bauernbühne dann so richtig ihr Fett weg. In diesem Jahr dürfte dem Theaterstück, an dem die Laienspielgruppe seit Ende Januar fleißig probt, allerdings noch mehr Aufmerksamkeit zuteil werden. Schließlich fällt die fünfte Jahreszeit heuer in die heiße Phase des Wahlkampfs: Die Aufführung diesen Freitagabend findet nur 18 Tage vor der Kommunalwahl statt. Die fünf Bürgermeisterkandidaten, die auf Plakaten, an Infoständen und auf Diskussionsveranstaltungen um Wählerstimmen ringen, werden also ganz genau hinschauen und hinhören, was ihre Alter Egos auf der Bühne so treiben und verzapfen.

Die Erwartungen sind auch beim Rest des Publikums hoch. Neben dem amtierenden Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung Wolfratshausen) kandidieren schließlich auch noch Annette Heinloth (Grüne), Günther Eibl (CSU), Manfred Menke (SPD) und Richard Kugler (Wolfratshauser Liste) für den Chefposten im Rathaus. Diese Fülle an Bewerbern mit all ihren unterschiedlichen Positionen und Charakteren ist nicht nur eine Spielwiese fürs Kabarett. Auch die Ereignisse des vergangenen politischen Jahres haben hohes dramatisches Potenzial. Und das nicht nur, weil der ehemalige Bürgermeister Helmut Forster, der jahrelang die Hauptfigur beim Starkbierfest war, sich von seiner Bürgervereinigung losgesagt hat und nun gemeinsam mit ehemaligen Kontrahenten seinen politischen Ziehsohn Heilinglechner zu ärgern versucht.

Über das Stück hüllt man sich bei der Loisachtaler Bauernbühne (LBB) vor der Aufführung traditionell in Schweigen. "Das ist das bestgehütete Geheimnis der LBB", sagt die Vorsitzende Melanie Tobian. Die Handlung lässt sie bis zuletzt ebenso im Dunkeln wie die Darsteller und ihre Rollen. Nur eines könne sie sagen: "Das Stück wird Wellen schlagen." Der Hinweis lässt darauf schließen, dass die große Wolfratshauser Streitfrage "Surfen oder nicht surfen" einen prominenten Teil der Handlung einnehmen könnte.

Tobian, die die Schauspieltruppe seit 2017 anführt, verrät außerdem, dass diesmal 15 Schauspieler auf der Bühne stehen werden und insgesamt 30 Leute an der Aufführung beteiligt sind. Und dass es wieder musikalische Einlagen gibt. "Wir sind sehr froh und dankbar, dass wieder die Hörschelmanns dabei sind, mit selbstgeschriebenen Liedern."

Starkbierfest 2017 -   Wiggerl Gollwitzer als Engel Aloisius

Wie jedes Jahr ist die Loisachhalle auch heuer schon wieder ausverkauft.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Für die Handlung des Stücks und den Text der Schauspieler ist ein Autorenteam der Bauernbühne verantwortlich. Bereits Ende vergangenen Jahres habe man die ersten Ideen entwickelt, berichtet Tobian. Einzelne Textpassagen könnten je nach Ereignislage durchaus auch bis zuletzt verändert werden. "Wir müssen wie jedes Jahr so aktuell wie möglich sein", sagt die 43-Jährige.

Geprobt wird derzeit intensiv, dreimal pro Woche. Die Generalprobe findet dann kurz vor der großen Aufführung am Freitagnachmittag statt, streng geheim unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Weil noch am Donnerstagabend eine Veranstaltung in der Loisachhalle stattfindet, können die Mitglieder der Bauernbühne das Bühnenbild und die Technik erst am Spieltag aufbauen. "Das wird sehr stressig", sagt die Vorsitzende. "Aber wir freuen uns auch." Die Aufführung findet schließlich vor dem größtmöglichen Publikum statt: Die Loisachhalle ist schon seit Langem bis zum letzten Platz ausverkauft.

Dass 2020 ein Wahljahr ist, macht laut Tobian für die Pointen auf der Bühne keinen Unterschied. Die Dialoge seien weder diplomatischer noch hinterfotziger in der Wortwahl als in anderen Jahren, sagt sie. "Den Politikern soll ja ein Spiegel vorgehalten werden." Und das sei jedes Mal eine Herausforderung. Auch auf eine besonders ausgewogene Verteilung von Bühnenpräsenz und Text, um alle Protagonisten im Zuge der anstehenden Kommunalwahl gleich zu behandeln, habe man nicht geachtet. Die ergebe sich aus der Handlung - und aus den Vorgaben im echten Leben. "Wenn der eine weniger sagt als der andere - was soll man machen?" Dass es in Wolfratshausen diesmal gleich fünf Kandidaten fürs Bürgermeisteramt gibt, sei aber doch mit Mehraufwand beim Stückeschreiben verbunden gewesen, räumt die Wolfratshauserin ein.

Dem Applaus und dem Gelächter der Derbleckten können sich Tobian und ihre Schauspielkollegen ziemlich sicher sein. Im Wahlkampf will schließlich niemand als humorlos gelten, also werden auch die bissigsten Seitenhiebe tapfer weggelächelt, wie man es von den Landespolitikern am Nockherberg kennt. Für die Volksvertreter gibt es beim Starkbieranstich ohnehin nur eine wirkliche Schmach: gar nicht durch den Kakao gezogen zu werden. Denn das passiert bekanntlich nur den ganz Unwichtigen.

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