Süddeutsche Zeitung

Wolfratshauser Gastronomie:Treffpunkt mit Mittagstisch und Pralinen

Um das Wolfratshauser Rathauscafé wiederzubeleben, setzen Ratscherl-Wirtin Rita Schmid und Konditorin Barbara Schramm-Kastl auf Erfahrung und Synergie.

Von Konstantin Kaip

Im Wolfratshauser Rathausinnenhof soll bald wieder ein Café entstehen, in dem es Kuchen, Torten und Pralinen aus eigener Herstellung gibt, sowie einen frisch zubereiteten Mittagstisch mit regionalen Produkten. Die neuen Pächterinnen des Rathauscafés, Ratscherl-Wirtin Rita Schmid und Konditorin Barbara Schramm-Kastl, haben am Mittwoch im Amtszimmer von Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) erstmals ihre Plänen für das Café am Loisachufer der Öffentlichkeit vorgestellt. Vergangene Woche wollten sie sich noch nicht über die Vergabe durch den Stadtrat äußern.

Nun ist die Frist, in der das Gremium den Beschluss zurückziehen konnte, verstrichen. Eröffnen wollen die neuen Betreiberinnen möglichst schon im September. "Es soll wieder ein Treffpunkt werden", erklärte Schmid. Damit das gelingt, setzen die beiden Wolfratshauserinnen auf Bewährtes. Rita Schmid, Jahrgang 1952, betreibt seit fast acht Jahren das Kaffee-Ratscherl an der Königsdorfer Straße mit großem Erfolg. Sie habe sich damit ihren Traum erfüllt, doch die Räumlichkeiten seien mit 25 Sitzplätzen und einer Vier-Quadratmeter-Küche längst zu klein geworden, sagte die Hauswirtschaftsmeisterin. Barbara Schramm-Kastl stellt in ihrer "Busserl-Manufaktur" in Pöcking Pralinen und Torten her, mit denen sie auch das Ratscherl beliefert. Die 53-Jährige arbeitet schon seit ihrem 16. Lebensjahr als Konditorin und kennt ihre neue Wirkungsstätte gut. Schließlich war sie fünf Jahre lang im Rathauscafé tätig, als es noch Café Högl hieß. Als die städtische Immobilie dann leer stand, weil sie der Vorpächter wegen Mietschulden im vergangenen Frühjahr räumen musste, und die beiden hörten, dass die Stadt neue Wirte suche, fassten sie den Plan, sich zusammenzutun und für die Übernahme des geräumigen Cafés in bester Lage zu bewerben. "Alleine würde ich's nicht machen", erklärte Schramm-Kastl. "Aber zusammen ist es gut möglich."

Die Frauen wollen das Café als gleichberechtigte Geschäftsführerinnen leiten: Schramm-Kastl wird in der Backstube im Keller Pralinen, Kuchen und Torten herstellen, Schmid in der Küche stehen, um täglich Mittagsgerichte anzubieten, die sich schon im Ratscherl bewährt haben. "Alles frisch und möglichst regional ohne Fertigprodukte." Die Portionen sollen weiterhin nicht zu groß sein, schließlich wolle sie leere Teller abräumen und nichts wegwerfen müssen, sagte Schmid. Wer mehr wolle, betonte sie aber, bekomme wie im Ratscherl "jederzeit kostenlos Nachschlag". Das neue Café soll voraussichtlich von 8 bis 18 Uhr geöffnet sein. Längere Abende am Wochenende seien denkbar, vorerst aber müsse sich der Betrieb einspielen.

Für ihre Bewerbung mussten die Frauen einen Business-Plan und, wie der Bürgermeister erklärte, auch eine Finanzierungsgrundlage vorweisen. Das Rathauscafé wird mit 65 Plätzen im Inneren und der Terrasse im Hof schließlich eine deutliche Vergrößerung für Schmid. "Wir wissen, dass wir jetzt viel Personal brauchen", sagte sie. Ihre Töchter Hedwig Schmid und Kathrin Thalhammer würden ihr jedoch weiterhin zur Hand gehen, und auch neue Service-Kräfte hätten sich bereits beworben. Zudem wolle sie die Zusammenarbeit mit den Oberland-Werkstätten weiter ausbauen. Die hätten ihr bereits eine junge Kraft vermittelt, die im Ratscherl "gut strukturiert mitarbeitet".

Den Mietvertrag für das kleine Café an der Königsdorfer Straße hat die Wolfratshauserin schon gekündigt, bis Ende Juni muss sie dort raus. Die Einrichtung will sie mitnehmen. Offen wollen die neuen Pächterinnen das Rathauscafé gestalten, ohne Trennwände, mit Blick auf die Theke und in die Küche. "Es soll gemütlich werden", sagte Schmid. "Auch ein bisschen modern, aber kein schwarzes Leder und kein Chrom." Zunächst aber muss die Stadt die Räume sanieren, 400 000 Euro sind dafür im Haushalt eingestellt. Schmid und Schramm-Kastl hoffen, dass es schnell geht, damit sie bald eröffnen können. Beim Wirtefest am 12. September würden sie gerne dabei sein. Im Hof, versprechen sie, werden sie sich dann auf jeden Fall mit einbringen.

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SZ vom 20.02.2020/aip
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