Wolfratshauser Bürgerversammlung:Eine Welle der Kosten

Lesezeit: 3 min

Bürgermeister Klaus Heilinglechner erklärt, dass die Surfwelle erneut teurer wird, nämlich knapp 800 000 Euro. Doch das ist nur eines von vielen Themen, die die Bürger umtreiben

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Vom Radwegenetz zum Isarkaufhaus, von der Surfwelle zur Umgehungsstraße, vom Kraft-Areal zur Baumschutzverordnung: Die diesjährige Wolfratshauser Bürgerversammlung war wieder ein Abriss lokaler Dauerthemen, zu der sich kommunalpolitisch Interessierte in der Loisachhalle versammelt haben. Einen Rückblick auf die Entwicklungen des vergangenen Jahres verschaffte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) den rund 150 Besuchern, und Landrat Josef Niedermaier (FW) schilderte bei der Gelegenheit die Probleme, mit denen es die vier Landkreise der Region Oberland zu tun haben, insbesondere die negativen Auswirkungen des anhaltenden Münchner Wirtschaftsbooms auf das Umland: "Das Ächzen über die Wohnungsnot" und die an ihre Grenzen stoßende Verkehrsinfrastruktur, mit der man es hier angesichts einer steigenden, wohlstandsbedingten Mobilität zu tun habe, zwinge die Politik, sinnvolle Alternativen zum Individualverkehr zu finden, und mit durchdachten Trassen die Städte vom Schwerverkehr zu entlasten. Dies werde "in dieser wunderschönen Landschaft schwierige Abwägungsprozesse mit sich bringen". Auch das Bus-System muss nach Niedermaiers Worten "massiv ausgebaut werden".

Zu den großen Themen, mit denen es die Stadt schon bald zu tun haben wird, zählt Heilinglechners Rechenschaftsbericht zufolge die Sanierung und Erweiterung der Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg, die 30 Millionen Euro kosten wird. Baubeginn könnte nach Heilinglechners Einschätzung im Jahr 2021 sein, die Fertigstellung 2024. Bei der Surfwelle habe es die Stadt mit einer neuen Kostensteigerung zu tun, man müsse jetzt mit einem Aufwand von 796 000 Euro rechnen, der städtische Anteil belaufe sich auf 399 000 Euro.

Den Reigen der Wortmeldungen eröffnete Heinz Wensauer mit der Anfrage, wie lange der Um-, beziehungsweise Neubau des ehemaligen Isarkaufhauses am Untermarkt noch in Anspruch nehmen werde und welcher Art das Verhältnis der Stadt zum Investor, der Scherbaum-Unternehmensgruppe, sei. Ob es sich da um eine "Interessengemeinschaft" handle? Diese Mutmaßung bezeichnete Heilinglechner "als ein bisschen makaber". Allerdings sei die Stadt froh, dass es jetzt wieder einen Investoren gebe, denn es sei "sehr mühsam", den Markt nach der Kaufhaus-Schließung wiederzubeleben. Dem Vorwurf Wensauers, dass an dieser frequentierten Stelle die Arbeit seit vier Wochen ruhe, widersprach Heilinglechner - mit der Entkernung des Gebäudes sei schon längst begonnen worden.

Mit drei Anfragen wandte sich Lucia Schmidt an die Stadtverwaltung: Warum der Fahrradstreifen in der Pfaffenrieder Straße so unvermittelt aufhöre, wie es zu erklären sei, dass die Stadt nach wie vor nicht über eine Baumschutzverordnung verfüge, und warum es beim Streit um die Surfwelle keine Bürgerbefragung gebe. Letztere habe längst stattgefunden, beschied Heilinglechner, und eine Baumschutzverordnung lehne er ab "als jemand, der selbst aus dem Forstbereich kommt". Eine solche Verordnung könne "schnell aufgeweicht werden" und führe nur dazu, "dass wir mehr Bäume verlieren als wir erhalten". Die Frage nach dem Fahrradschutzstreifen beantwortete Bauamtsleiterin Susanne Leonhard: Man habe mit der Markierung nur so weit gehen können, "wie dies städtischer Bereich ist".

Beim Thema Radwege meldete sich auch Werner Grimmeis vom Fahrradclub ADFC zu Wort. Wolfratshausen sei "eine sehr fahrradfreundliche Kommune", dank Susanne Leonhard, die immer dafür sorge, "dass beim Fahrradverkehr was vorwärtsgeht" - eine Aussage, die mit Applaus bedacht wurde. Leider sei es so, "dass wir bei Staats- und Bundesstraßen nicht die Hand drauf haben".

Frage nach Verkehrsberuhigung

Anton Reichlmair erkundigte sich nach Möglichkeiten, den Verkehr in der Altstadt zu beruhigen. Ob denn noch Pläne für eine Umgehungsstraße im Schwange seien? Dies sei eine komplexe Frage, "die uns seit Jahren umtreibt", versicherte Heilinglechner, es herrsche Einigkeit zwischen der Stadt und dem staatlichen Bauamt in Weilheim darüber, "dass was getan werden muss". Die Behörde verlange aber konkrete Zahlen zur Verkehrsbelastung, es müsse genau getrennt werden, "wie hoch der eigentliche Durchgangsverkehr ist". Man verfüge aber nur über Zahlen aus dem Jahr 2005. Niedermaier bestätigte, dass man hier "sauber abwägen" müsse, denn in Wolfratshausen spiele auch der Quellverkehr eine sehr große Rolle. Die speziell daraus resultierenden Probleme müsse die Stadt selber lösen.

Regine Müller-Marx vom Elternbeirat der Wolfratshauser Hammerschmiedschule sieht große Probleme, wenn im Zuge der Umbauarbeiten ein großer Teil der Lehrerparkplätze an der Sauerlacher Straße wegfällt. Diese Sorge teilte Heilinglechner nicht. Man könne hinter der Sparkasse Ersatz für die Lehrer schaffen, auch an der Loisachhalle seien tagsüber immer Plätze frei. Leider sei es nicht möglich, "dass jeder vor seiner Haustür parken kann". In diesem Kontext erinnerte der Bürgermeister daran, "dass jeder Mensch ja auch zwei Beine hat".

© SZ vom 16.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: