Wolfratshauser Bauausschluss:Buhlen um die Autofahrer

Lesezeit: 3 min

Wolfratshausen will kostenlose Parkmöglichkeiten schaffen, und zwar mit einem zweigeschossigen Gebäude am Paradiesweg für 1,7 Millionen Euro, obwohl ein Investor ein kostenpflichtiges Parkhaus am Hatzplatz plant.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Um mehr Parkplätze im Wolfratshauser Stadtgebiet zu schaffen, hat der Stadtrat Anfang vergangenen Jahres beschlossen, den Parkplatz am Paradiesweg zu erweitern. Mehr als eineinhalb Jahre später hat der Bauausschuss am Mittwoch nun den Auftrag erteilt - und zwar für die große Lösung: Die Firma Goldbeck soll dort ein zweigeschossiges, überdachtes Parkhaus mit insgesamt 97 Stellplätzen errichten - für rund 1,7 Millionen Euro.

Der mehrheitliche Beschluss des Gremiums setzt einem langwierigen Hin und Her um die Frage, wie man auf der Fläche zwischen der Äußeren Beuerberger Straße und dem AWO-Seniorenzentrum zusätzliche Stellplätze schafft, ein Ende - und zwar ein überraschendes. Denn im Mai 2017 hatte der Bauausschuss eigentlich beschlossen, den Parkplatz ebenerdig zu erweitern. Mit der Planung dafür wurde das Büro Franz Poell beauftragt. Als das seine Varianten im November vergangenen Jahres vorstellte, wurde ein Beschluss jedoch zurückgestellt. Die CSU hatte beantragt, noch einmal ein zweistöckiges Parkdeck an der Stelle prüfen zu lassen. Das war zuvor mit Kosten von etwa 800 000 Euro und einer Ausbeute von 29 zusätzlichen Stellplätzen taxiert worden, was die meisten Stadträte als zu teuer empfunden hatten. Im Mai dieses Jahres wurde die Entscheidung dann erneut vertagt: In einer Machbarkeitsstudie hatte die Firma Goldbeck die Kosten für ein zweigeschossiges Parkdeck mit 89 Stellplätzen auf mehr als eine Million Euro beziffert, weil für das Untergeschoss Versorgungsleitungen auf dem Gelände verlegt werden müssen. Die Stadträte schreckten vor den Kosten zurück, CSU-Fraktionssprecher Günther Eibl regte jedoch ein Dach an, auf dem später eine Fotovoltaikanlage errichtet werden könne, mit der die Energieautarkie vorangetrieben und die Kosten amortisiert werden könnten. Die Spezialfirma sollte daraufhin die Kosten noch einmal genauer ermitteln.

Die Planungen, die Stefan Richtsfeld von der Firma Goldbeck am Mittwoch im Bauausschuss vorstellte, sehen nun ein zweigeschossiges Parkdeck mit insgesamt 97 Stellplätzen vor - 46 mehr als auf dem derzeitigen Parkplatz. Die Zahl konnte erweitert werden, weil die beiden Rampen steiler gestaltet werden. Dies mache jedoch auch eine Überdachung der Rampen notwendig, erläuterte Richtsfeld. Für das Parkhaus inklusive Fassade, Schallschutz, Dach und Leitungsverlegungen kommt die Firma nun in ihrer Kostenschätzung auf Gesamtkosten von zirka 1,69 Millionen Euro. Die Kosten pro zusätzlichem Stellplatz liegen somit bei knapp 36 700 Euro. Für die ebenderdige Maximallösung mit 16 zusätzlichen Stellplätzen hatte Poell 250 000 Euro veranschlagt, pro zusätzlichem Parkplatz also etwa 15 600 Euro.

Trotz der hohen Kosten fand die Planung bei der Mehrheit im Gremium Anklang. Seine Fraktion spreche sich für die Variante aus, sagte BVW-Sprecher Josef Praller. Schließlich müsse man nach jahrelanger Diskussion endlich "den ersten Schritt zur Verbesserung der Parkplatzsituation machen". Eine ebenerdige Variante mit 13 bis 16 zusätzlichen Parkplätzen habe kaum Effekte. "Wenn die Stadt zukunftsorientiert und langfristig denkt, muss sie diese Möglichkeit ergreifen", sagte auch CSU-Sprecher Eibl. Zweiter Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) räumte zwar ein, dass die Parkplätze "nicht gerade günstig" seien. Er sprach sich aber für die Variante aus - auch wenn er das Dach zur Disposition stellte. An diesem aber hielten die anderen Fraktionen fest, auch in Hinblick auf eine künftige Fotovoltaikanlage. Hans Schmidt (Grüne) betonte einerseits die Wichtigkeit, vor der Stadt Parkmöglichkeiten zu schaffen. Das halte den Verkehr von der Innenstadt frei - sofern das Parkhaus kostenfrei bleibe. Allerdings solle wenn möglich der Grüngürtel mit Bäumen zu den Anliegern hin erhalten bleiben. Die hätten bereits angekündigt, gegen das Parkhaus zu klagen, sagte Schmidt.

Der Beschluss für das zweigeschossige Parkhaus mit Dach erhielt am Ende nur zwei Gegenstimmen: Gerlinde Berchtold (SPD) fand die Kosten viel zu hoch. Zudem konterkariere die große Variante die Pläne des Investors, der auf dem Hatzplatz ein kostenpflichtiges Parkhaus errichten wolle. "Was ist das für ein Zeichen, wenn wir da jetzt ein kostenfreies Parkhaus bauen?" Auch Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) hielt die Umsetzung für "extrem teuer". Er war für die ebenerdige Variante und stimmte gegen den Beschluss - auch weil mit weiteren Kosten und wegen der angekündigten Klage mit Verzögerungen zu rechnen sei.

© SZ vom 14.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: