Wolfratshauser Altstadt:Pläne für ein Kleinod im Dornröschenschlaf

Die Vorsitzende des Historischen Vereins, Sybille Krafft, fordert ein Nutzungskonzept für die Happ'sche Apotheke im Herzen von Wolfratshausen. Sie könnte unter anderem als Museum dienen. Bürgermeister Klaus Heilinglechner aber winkt ab

Von Benjamin Engel

Die Happ'sche Apotheke im Untermarkt von Wolfratshausen liegt für Sybille Krafft schon viel zu lange im Dornröschenschlaf. In dieser Meinung hat die Vorsitzende des Historischen Vereins jüngst der außergewöhnliche Andrang beim Tag des offenen Denkmals bestärkt. "Wir waren total überrascht", sagt sie auf Nachfrage. Weit mehr als 200 Besucher hätten sich zu dieser Gelegenheit das denkmalgeschützte Haus mit der historischen Apothekeneinrichtung angesehen. Statt der ursprünglich drei geplanten habe der Historische Verein sieben Führungen organisiert. Nicht ohne Folgen: "Dieses großes Interesse bestärkt uns in der Idee, dieses Denkmal zu neuem Leben zu erwecken", berichtet Krafft. Ihr schwebt vor, gemeinsam mit der Stadt ein Nutzungskonzept für die Erdgeschossräume zu entwickeln. Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) hält das allerdings im Moment nicht für praktikabel.

Happ'sche Apotheke

Am Tag des offenen Denkmals war das Interesse so groß, dass der Historische Verein Wolfratshausen statt drei Führungen sieben anbieten musste.

(Foto: Justine Bittner/oh)

Aus Sicht des Historischen Vereins sind einige Ideen aber sofort umsetzbar. Krafft könnte sich zum Beispiel ein regionales Apothekermuseum vorstellen. Auch eine Dependance des Wolfratshauser Heimatmuseums wäre aus ihrer Sicht in dem Gebäude denkbar. Besonderen Charme hätte aus ihrer Sicht auch ein Tourismusbüro mit Ticketverkauf oder anderen Angeboten in den historischen Räumlichkeiten. Als bedeutendes Kulturgut sollte die Happ'sche Apotheke erhalten werden, sagt Krafft. Wenn die Stadt es wolle, könnte sich der Historische Verein vorstellen, gemeinsame Ideen zu entwickeln.

Wolfratshauser Altstadt: Das große Interesse ist für den Verein ein Zeichen, das Denkmal grundsätzlich mit neuem Leben zu erfüllen. Doch die Stadt sieht die gemeinsame Erarbeitung eines Nutzungskonzepts derzeit als nicht praktikabel an.

Das große Interesse ist für den Verein ein Zeichen, das Denkmal grundsätzlich mit neuem Leben zu erfüllen. Doch die Stadt sieht die gemeinsame Erarbeitung eines Nutzungskonzepts derzeit als nicht praktikabel an.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ende 2016 hatte die Stadt Wolfratshausen das mehr als 200 Jahre alte Haus mit der Happ'schen Apotheke gekauft, das mitten in der Alt- und Innenstadt liegt. Laut Beschluss des Stadtratsgremiums soll das Gebäude zunächst nicht saniert werden. Argumentiert wird mit den Kosten und damit, dass eine Bewohnerin lebenslanges Wohnrecht in den oberen Geschossen hat. In diesem Herbst soll dem Stadtrat eine Kostenschätzung für die Sanierung vorgelegt werden.

Wolfratshauser Altstadt: Der Standort der Happ'schen Apotheke in Wolfratshausen hat eine sehr lange Geschichte.

Der Standort der Happ'schen Apotheke in Wolfratshausen hat eine sehr lange Geschichte.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Für die Historikerin Sybille Krafft steht dem aber nicht entgegen, schon jetzt ein Nutzungskonzept umzusetzen. "Es wäre eine Möglichkeit, einmal unten anzufangen", sagt sie. Denn die Happ'sche Apotheke sei ein ganz besonderes, historisches Kleinod. Die jetzige Einrichtung stamme aus dem 19. Jahrhundert. Auf dem Dachboden schlummere noch älteres Mobiliar.

Für Bürgermeister Klaus Heilinglechner sind die Ideen des Historischen Vereins zu einem Nutzungskonzept nicht neu. Er hält es aber für wenig sinnvoll, das Haus stockweise zu sanieren. Denn das wäre aus seiner Sicht zu kompliziert. Die Instandsetzungskosten für das sanierungsbedürftige Haus würden dadurch in die Höhe getrieben. "Die Baumaßnahmen können wir der Bewohnerin im ersten Stock nicht zumuten", sagt Heilinglechner. Er freue sich, dass so viele Besucher Interesse gezeigt hätten und zum Tag des offenen Denkmals in die Happ'sche Apotheke gekommen seien. Das sei allerdings, gibt er zu bedenken, eine einmalige Aktion gewesen.

Zum Tag des offenen Denkmals vor rund einer Woche hatten Ehrenamtliche des Historischen Vereins durch die Happ'sche Apotheke geführt. Im Halbstundentakt hätten sie die Besucher durch die Räume gelotst, sagt Sybille Krafft. Dafür hätten sich alle Helfer des Historischen Vereins in weiße Kittel gehüllt. Ludwig Gollwitzer habe die interessierten Gäste schon vor dem Haus begrüßt. Als gelernter Drogist habe Bernhard Reisner, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, medizinisch Interessantes erzählen können. Annekatrin Schulz zeigte den Besuchern ein historisches Herbarium, - ein Buch mit einer Sammlung getrockneter Pflanzen - das im Heimatmuseum aufbewahrt wird.

Der Standort der Happ'schen Apotheke in Wolfratshausen hat ebenfalls eine lange Geschichte. Dort, wo heute die Apotheke mit der markanten Fassadenmalerei steht, ist nachgewiesen, dass schon 1633 eine Bräubehausung der Familie Forster zu finden war. In deren Besitz blieb das Anwesen mehrere Generationen lang. Mitte des 18. Jahrhunderts brannte es allerdings ab. Im Jahr 1810 hatte Wilhelm Semmelbauer dann das Haus in seiner jetzigen Form mit der Apotheke errichtet. Ihm war es gelungen, die Erlaubnis eine solche zu führen, zu erwerben. Doch bis zum Jahr 1889 wechselten die Besitzer des Gebäudes wiederholt. Damals erwarb schließlich Josef Happ das Haus, das bis heute seinen Namen trägt. Bis 2006 führte dessen Familie die Apotheke. Ebenso wie die Ladeneinbauten ist der Mansardenwalmdachbau denkmalgeschützt.

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