Wolfratshausen:Zu wertvoll für die Schublade

Wolfratshausen: Reycyclen statt wegwerfen: Initiator Peter Lobenstein und Welt-Laden-Betreiberin Ruth Kohlhepp mit der neuen Sammelbox für Handys.

Reycyclen statt wegwerfen: Initiator Peter Lobenstein und Welt-Laden-Betreiberin Ruth Kohlhepp mit der neuen Sammelbox für Handys.

(Foto: Hartmut Pöstges)

In Wolfratshausen gibt es nun eine Sammelbox für alte Handys. Das Recycling der Rohstoffe soll Ressourcen schonen.

Von Elisa Henning, Wolfratshausen

Wolfratshausen - Smartphones sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken, ihre Dienstzeit ist in der Regel aber kurz. Jedes Gerät wird im Schnitt nur circa 18 Monate lang genutzt und dann durch ein neues ersetzt. Die alten landen meist in der Schublade. Dabei enthalten sie wertvolle Rohstoffe, die wiederverwendet werden können und deren Abbau in vielen Ländern der Welt Probleme verursacht. Die "Mission Eine Welt" hat daher in Zusammenarbeit mit der Telekom die "Handyaktion Bayern" ins Leben gerufen - mit Sammelboxen für alte Mobiltelefone. Im Landkreis gab es davon bislang nur eine in Bad Tölz. Nun können auch Bürger aus den nördlichen Gemeinden alte Handys samt Zubehör wie Kopfhörer oder Ladegeräte für eine ressourcenschonende Wiederverwertung abgeben: im Welt-Laden in Wolfratshausen. "Wir beteiligen uns an der Aktion, weil der Weltladen ein Schaufenster ist für die Sorgen und Nöte der Länder, in denen diese Rohstoffe abgebaut werden", erläutert Ruth Kohlhepp, Leiterin des Ladens am Untermarkt. Die Sammelstelle nach Wolfratshausen geholt hat Peter Lobenstein. Der Vorsitzende des Nachbarschaftshilfevereins "Bürger für Bürger " und Grünen-Stadtrat ist über einen Newsletter auf die Aktion aufmerksam geworden, wie er erzählt. Darauf hin habe er mit dem Tölzer Weltladen Kontakt aufgenommen, in dem bereits eine Box steht. Deren Leiterin habe begeistert von der guten Resonanz berichtet, sagt Lobenstein. Der Wolfratshauser wollte auch in seiner Stadt diese Möglichkeit schaffen. "Bisher konnte man im Nordlandkreis die Handys nur in den Elektroschrott geben oder beim Hersteller oder Netzbetreiber abgeben", sagt Lobenstein. Das Problem dabei: Handys enthalten laut "Mission Eine Welt" rund 60 verschiedene Rohstoffe, darunter wertvolle Metalle wie Kupfer, Kobalt, Gold, Silber oder Palladium. Und deren Abbau ist in einigen Regionen der Erde oft mit großen Problemen für Menschen und Umwelt verbunden. Große Flächen werden für die Gewinnung zerstört und Menschen vertrieben. Die Arbeit in den Minen ist oft gefährlich, der Lohn gering und Kinderarbeit keine Seltenheit.

Neben der Rückgewinnung der Rohstoffe durch fachgerechtes Recycling ist es ein weiteres Ziel der Aktion, die Teile in Deutschland zu behalten, um illegalen Export von Elektroschrott zu verhindern. In den Schubladen Deutschlands sollen laut "Mission Eine Welt" rund 200 Millionen unbenutzte Handys liegen, enthalten seien darin allein rund 4,8 Tonnen Gold.

Lobenstein betont die kurze Halbwertszeit der Smartphones: Jährlich würden circa 25 Millionen Handys in Deutschland verkauft, genutzt würden die Geräte im Durchschnitt maximal zwei Jahre, obwohl sie meist noch funktionierten. Bei der Aktion werde der Anteil, der nach Wiederaufbereitung und Reparatur weitergenutzt werden könne, verkauft. Das seien circa zehn bis fünfzehn Prozent. Die Erfassung und Sortierung aller Geräte, sowie die Löschung persönlicher Daten nach strengen Datenschutzregeln erfolge durch eine Tochtergesellschaft der Telekom, erklärt Lobenstein. Die Firma sei auch für das Recycling und die Rückgewinnung der Metalle zuständig. Um die Aktion durchzuführen, braucht es ein Telekommunikationsunternehmen. Denn nach dem deutschen Elektroschrottgesetz sind nur Hersteller, Händler und öffentlich-rechtliche Entsorger dazu berechtigt, Althandys zu sammeln. Auf der Website heißt es, die Telekom verdiene an der Handyrücknahme nichts. Sie trage unter anderem die Kosten für die Sammelcenter, die Boxen, die Logistik und das Porto für die Rücksendung. Einen Teil der Erlöse erhielten die Recyclingbetriebe für das fachgerechte Einschmelzen.

Der Erlös aus der Recycling-Aktion komme Bildungsprojekten der "Mission Eine Welt" und deren Netzwerk in Bayern zugute, erklären Kohlhepp und Lobenstein. Laut der "Handyaktion Bayern" sind das derzeit etwa 50 Cent pro Handy, die Erlöse seien aber stark abhängig von den Rohstoffpreisen. Elisa Henning Der Weltladen, Untermarkt 71, ist am Mittwoch, Freitag und Samstag jeweils von 9.30 bis 12.30 Uhr geöffnet. Mehr zur Aktion gibt es unter www.einewelt.de/Kampagnen/handyaktion-bayern/

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