Süddeutsche Zeitung

Wolfratshausen:Wohnung für Flüchtlingshelfer

Stadt und Erzbistum stellen Räume über Wärmestube zur Verfügung

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Wie in vielen anderen Kommunen leisten auch in Wolfratshausen ehrenamtliche Flüchtlingshelfer einen großen Teil der Integrationsarbeit für und mit den örtlichen Asylbewerbern. Zwischen 60 und 70 Menschen engagieren sich regelmäßig im Wolfratshauser Helferkreis - jeder tut dort, was, wie und wie viel er eben kann. Nun ist diesen Helfern selbst wieder ein bisschen besser geholfen: Die Stadt Wolfratshausen und das katholische Erzbistum München und Freising stellen ihnen per Mietvertrag Räume über der Wärmestube der Caritas am Obermarkt zur Verfügung.

Mit der Unterzeichnung dieses Mietvertrags vor einigen Tagen ging eine mehrere Monate lange Phase der Unsicherheit zu Ende. Nun kann der Helferkreis ganz offiziell die Wohnung im ersten Stock nutzen, aus welcher der damalige Pfarrvikar der katholischen Stadtpfarrkirche Sankt Andreas, Pater Benjamin Pathrose, mit seiner Rückkehr nach Indien vor fast zwei Jahren ausgezogen ist. Die Drei-Zimmer-Wohnung gehört dem Bistum, die Miete dafür dritteln sich das erzbischöfliche Ordinariat selbst, die Stadt und der Helferkreis, der dafür auf Spendengelder zurückgreifen muss. Barbara Korseska vom Helferkreis zeigt sich trotzdem sehr froh über die Mietvereinbarung, die nach einer längeren Hängepartie nun endlich unterschrieben ist.

Die Caritas-Mitarbeiterin Ines Lobenstein, die ehrenamtlich eine treibende Kraft bei den Asyl-Helfern ist, hatte die Wohnung schon seit Pater Benjamins Auszug im Auge. Doch zwischenzeitlich wurde im Rathaus auch erwogen, in der ehemaligen Landwirtschaftsschule in der Bahnhofstraße Platz zu schaffen. Die Lösung am Obermarkt ist aus Sicht der Stadt und des Helferkreises aber in vielerlei Hinsicht naheliegend - speziell wegen der Nähe zur Caritas. Jetzt ist über deren bisherigen Räume Platz für die Kleiderkammer des Helferkreises, die bald auch Inhabern der landkreisweiten Sozialcard offenstehen soll. Daneben gibt es einen Computerraum, auf dessen Rechner das Deutsch-Lernprogramm der Tölzerin Waltraud Haase installiert ist. Ein Asylbewerber aus Afghanistan, selbst noch keine zwei Jahre im Land, betreut hier jeden Vormittag den interaktiven Unterricht.

Außerdem bauen die Helfer gerade eine Kinderbetreuung für junge Mütter auf, die selbst noch zur Schule gehen sollten. Zweimal in der Woche gibt es am Obermarkt eine Hausaufgabenbetreuung für Schulkinder, denen ihre Eltern wegen der Sprachbarriere kaum selbst helfen können. Dies geschieht in der großen Küche der bisherigen Wohnung, wo es auch einmal die Woche ein gemeinsames Frühstück gibt. Die Räume würden also bereits "voll ausgenutzt und sind für uns ein Segen", fasst Barbara Korseska zusammen und lobt ausdrücklich die Hilfe der Stadt und des Bürgermeisters sowie die Zusammenarbeit der ehrenamtlichen mit den professionellen Helfern in Diensten des Landratsamts. Eine offizielle Übergabe der Räumlichkeiten soll es geben, wenn Bürgermeister Klaus Heilinglechner aus dem Urlaub zurückgekehrt ist.

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Quelle:
SZ vom 30.06.2015
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