Wolfratshausen:Wildbach mit Tiefgang

4. Flussfestival Wolfratshausen 2019

Gelungenes Debut: Jens Peter Abele und Marcel Engler treffen beim Wolfratshauser Publikum nach anfänglicher Zurückhaltung einen Nerv.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Das Duo "Loisach Marci" hinterlässt bei seinem Debut bleibenden Eindruck

Von Veronika Ellecosta, Wolfratshausen

Das Duo Loisach Marci, munkelt man im Publikum, soll einer der Höhepunkte des diesjährigen Flussfestivals Wolfratshausen werden. Unkonventionell und facettenreich sollen die Musiker sein, und Wege jenseits des abgetretenen Volksmusik-Genres erkunden. "Electro meets Folk" und schafft ein unvergleichliches Alpin-Crossover, heißt es. Mit Schlager habe das Duo nichts am Hut, warnt auch Fritz Schaller (SPD), Zweiter Bürgermeister der Stadt Wolfratshausen, in seiner Ansprache. "Helene Fischer spielt's heit net." Dennoch, und vielleicht wegen dieses neuen, koketten Umgangs mit traditionellen Instrumenten aus den Sphären der Volksmusik, ist die Tribüne an der Alten Floßlände am vergangenen Freitagabend nicht ganz gefüllt. Das Publikum, durchschnittlich in der Mitte des Lebens und ein paar Kinder, darf noch warten und erwarten. Seit Loisach Marci sich offizieller Kulturbotschafter Bayerns nennen darf und durch die Welt tourt, ist der Name hierzulande einigen schon ein Begriff.

Schließlich springen sie zwischen blauem Licht auf die Bühne, Jens-Peter Abele und Marcel Engler, der Wildbach mit Tiefgang. Sie treten mit dem Publikum in ein musikalisches Gespräch über die herrlichen Weiten von Englers Heimat Garmisch-Partenkirchen, über die Rodung der Wälder und Bruno, den Bären, kratzen dabei galant am Pathos des Heimatsujets, um ihn gleich darauf mit kernigem Witz zu entkräften. Mit den anfänglichen sphärischen Naturklängen, Adlerschwingen, Grillenzirpen und Regengeräuschen, nähert sich das Duo den Zuschauern an, die erst einmal verhalten und doch neugierig hinhören. Die Liaison zwischen Marcel Engler als nahbarer Naturbursche und Jens-Peter Abele als der coole Dude in Cap und Lederjacke gerät schnell in Fahrt, scheut nicht mit Seitenhieben auf Seehofer und Konsumwahn und rüttelt am Sitzfleisch der Zuschauer. Marcel hüpft behände zwischen den Instrumenten hin und her, bläst abwechselnd in Alphorn und Trompete, um später mit Löffeln auf seiner Lederhose zu klappern. Facettenreich sind auch die Songs, die immer mal lückenlos zwischen balladesk und tanzbar wechseln und auch das ein oder andere Liebeslied ("Wunderschön") nicht auslassen. An der Loisach peitscht der Wind den Discorauch heftig auf, und die Regenstimmung schafft rund um das Konzert eine mystische Atmosphäre. Spätestens in der zweiten Konzerthälfte wird man des Zuschauens auf den Bänken müde: Loisach Marci will getanzt werden. Das Publikum hat Vertrauen gefunden, seit Nummern wie "s'Blaueland" und "Heuer" hält es niemand mehr so recht im Sitzen aus. Die Tribüne bebt. "Wer tonzn mog, geht doher", sagt Marcel Engeler und gibt den Zuschauern den letzten Ruck, sich vor der Bühne zu versammeln. Einzelne folgen dem Aufruf, bis sich bei den Zugaben letzten Endes alle vor der Bühne treffen, um Loisach Marci gebührend in den Abend zu verabschieden. Zum Abschluss schütteln Marcel Engler und Jens-Peter Abele Hände und klopfen Schultern, schreiben Autogramme und scherzen mit den letzten verbliebenen Zuschauern. Der rauschende Wildbach wird ruhig, der Rausch der Musik ist vorbei. Das Duo aber hat bei den Wolfratshausern gehörigen Eindruck hinterlassen.

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