Wolfratshausen:Warum die Fontäne verschwunden ist

Kein neues Loisach-Ufer, immer noch keine Surfwelle - und jetzt fehlt sogar das Wasserstrahl-Wahrzeichen der Stadt. Aber das hat einen Grund.

Von Konstantin Kaip

Wie schön Wolfratshausen doch derzeit ist: Die Loisach schimmert grün, Bänke am Ufer laden im Schatten der Bäume zum Verweilen ein. Beim Blick über den Fluss fällt aber auch auf, dass etwas fehlt: die Loisach-Fontäne vor der Alten Floßlände samt Regenbogen, sommerliches Wahrzeichen der Stadt. Verschwunden. Und nie aufgetaucht sind die anderen Verheißungen der Saison. Über die Verschönerung des Westufers und die Surfwelle wird seit Jahren nur debattiert. Den Wolfratshausern bleibt auch diesen Sommer wieder nur heiße Luft.

Dass die Fontäne nicht sprudelt, liegt ausnahmsweise nicht daran, dass die Finanzen versiegt sind. Zwar war bei der Haushaltsdebatte im Februar diskutiert worden, die Pumpleistung zu drosseln, um Energie zu sparen. Das hatte der Stadtrat allerdings schnell wieder verworfen. Zwar soll, wenn die alte Pumpe defekt ist, eine möglichst energieeffiziente angeschafft werden. Die alte aber soll bis dahin laufen. Im Mai hätte sie eigentlich in Betrieb gehen sollen.

Dass auch Ende Juni noch keinen Wasserstrahl vor der Kulisse von St. Andreas und Bergwald spritzt, hat laut Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) zwei Gründe: "Grundsätzlich einmal wegen des Hochwassers", sagt Heilinglechner. Bei dem Starkregen der vergangenen Wochen habe die Verwaltung entschieden, die Fontäne vorerst nicht einzusetzen. Dass sie aber auch nach dem Regen noch nicht läuft, liege an technischen Schwierigkeiten bei einer Innovation, erklärt Heilinglechner: Die Fontäne soll nämlich künftig nicht einfach Wasser in die Luft jagen, sondern abends auch noch bunt leuchten. Die Idee stammt von Stadtrat Alfred Fraas (CSU), der sich auch bereit erklärt hat, die Beleuchtung selbst zu installieren.

Wolfratshausen: Sie sehen, dass Sie nichts sehen: Die Fontäne in der Loisach ist versiegt. Aber das soll sich bald ändern.

Sie sehen, dass Sie nichts sehen: Die Fontäne in der Loisach ist versiegt. Aber das soll sich bald ändern.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Laut Heilinglechner sind die Lampen auch schon eingebaut, allerdings "hakt es etwas an der technischen Ausführung", wie er sagt. Schließlich gebe es beim Thema Elektrik im Nassbereich Richtlinien, die eingehalten werden müssten. Und weil die von Fraas verwendeten Lampen bestimmte Standards nicht erfüllten, habe sich Michael Fischhaber, Elektromeister des Baubetriebshofs, geweigert, die Anlage abzunehmen. Nun werde das Günther Eibl übernehmen - Fraas' Parteifreund, CSU-Sprecher im Stadtrat und Elektromeister.

Fraas betont, dass es kein Sicherheitsrisiko gebe: "Das haben wir nach den gültigen Normen gelöst." Es werde ein Trenntrafo installiert, der nur Schwachstrom an die Lampen leite - drei Theaterleuchten mit rotem, grünen und blauen Licht. Die habe er so umgerüstet, dass sie der Norm für wasserdichte Geräte entsprechen - zumindest "im Prinzip". Ausgezeichnet seien sie jedoch nur als "wasserfest". Deshalb habe sich der städtische Elektromeister geweigert, sie offiziell abzunehmen.

Gelöst werde das Problem am Schaltschrank. Von dort werde Eibl die Elektrik abnehmen. "Da stecken wir ein Kabel rein", sagt Fraas - und dann sei die Stadt nicht mehr verantwortlich. "Die einzige Gefahr ist, dass das Gerät kaputt gehen kann, und das gehört mir." Für die gesamte Anlage, die mit einer Zeitschaltung programmiert wird und beim Flussfestival auch von der Veranstaltungstechnik gesteuert werden soll, hat Fraas 5000 Euro investiert. Er wolle "ein bisschen was tun für Wolfratshausen", erklärt der Stadtrat.

Das wollte die Stadt auch mit anderen Sommerattraktionen: So soll bekanntlich das Westufer umgestaltet werden, mit einem breiterem Uferweg, einer Anbindung zur Altstadt mit Cafés statt Parkplätzen und einer geschwungenen Kaimauer. Dies waren zumindest die Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs, die so auch auf einer Tafel am Ufer zu lesen sind - schon seit Jahren. Und es gibt ja auch noch den Stadtratsbeschluss für eine stehende Surfwelle an der Weidachmühle. Nach dem Vorbild am Münchner Eisbach soll die zum Highlight des Wolfratshauser Sommers werden.

Was die Welle betrifft, stocken die Verhandlungen. Vergangene Woche hätte es ein Gespräch mit dem Betreiber des Kraftwerks geben sollen, sagt Heilinglechner. Der hätte der Stadt ausrechnen sollen, wie viel Wasser dem Kraftwerk durch die Welle verloren ginge. "Er wollte uns die Zahlen liefern. Aber er hat abgesagt", erklärt der Bürgermeister. Die Surfwelle, über die ebenfalls schon seit zwei Jahren gesprochen wird, werde es "diesen Sommer definitiv nicht geben".

Und auch das Westufer der Loisach wird noch lange nicht umgestaltet. Schließlich gebe es dafür im Stadtrat "keinen eindeutigen Beschluss", sagt Heilinglechner. Und zuvor müsse ohnehin erst Ersatz für die dortigen Parkplätze geschaffen werden - eine Thema, das sich seit Jahren hinzieht. Erst im vergangenen Stadtrat haben die Politiker festgestellt, dass der neue Sachstand der alte ist.

Der Sommer 2016 an der Loisach bleibt also, wie er ist: ohne Surferwelle, dafür mit Parkplätzen, mit Wertstoffinsel, aber ohne Flaniermeile und Cafés am Westufer. Die Fontäne immerhin soll bald wieder sprühen. "Wir werden sie auf jeden Fall bis Ende des Monats in Betrieb nehmen", sagt Heilingelchner, "mit oder ohne Beleuchtung". Das bestätigt auch der Vorsitzende der Stadtwerke, Jürgen Moritz.

Man habe sich mit Fraas und Eibl geeinigt,im Prinzip nur den Stromanschluss zur Verfügung zu stellen. Ob die Fontäne beleuchtet werde oder nicht, hänge von Fraas und Eibl ab. Kommende Woche werde die Pumpe zu Wasser gelassen. Moritz geht davon aus, dass alles klappt. Genau wie Fraas. Weil er sich aber nicht ganz sicher sein kann, hat er die Sache bislang auch nicht an die große Glocke gehängt. "Es ist ein Test", sagt er. "Ich würde lieber warten, bis es funktioniert."

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