Erfolg für das Bürgerprojekt:Die Zukunft des Badehauses ist gesichert

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Der Wolfratshauser Stadtrat beschließt einstimmig einen jährlichen Zuschuss von 20 000 Euro für den Erinnerungsort Badehaus und sichert dem Betreiberverein so die Fortführung der politischen Bildungsarbeit.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Der Betrieb des Badehauses in Waldram ist gesichert. Einstimmig hat der Wolfratshauser Stadtrat am Dienstag beschlossen, dem Verein Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald einen jährlichen Zuschuss von 20 000 Euro für den Erinnerungs- und Begegnungsort zu gewähren, "zu dem Zwecke der politischen Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung". Mit dem Beschluss, der in einer nicht öffentlichen Sitzung des Kulturausschusses vergangene Woche und in der Fraktionssprechersitzung am Montag vorbereitet worden war, stimmte der Stadtrat einem Antrag des Vereins zu, das jährliche Defizit aufzufangen.

"Wir sind uns alle einig, dass das Badehaus eine überregionale Bedeutung hat", erklärte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW). Das von den Bürgern in ehrenamtlicher Eigenarbeit sanierte ehemalige Badehaus erinnert an die Geschichte des Ortsteils, der erst Arbeitersiedlung der NS-Munitionsfabriken, dann Lager für jüdische Displaced Persons (DP), die den Holocaust überlebt hatten, und schließlich Siedlung für katholische Heimatvertriebene war.

Den jährlichen Einnahmen von rund 56 000 Euro stehen Ausgaben von etwa 78 000 Euro gegenüber

Die Vereinsvorsitzende Sybille Krafft bezeichnet das Dokumentationszentrum als "höchst erfolgreiches Leuchtturmprojekt der Bürgerschaft". Der im Oktober 2018 eröffnete Erinnerungsort, der bereits mehr als 5500 Besucher verzeichnet, sei in nicht vorhersehbarer Weise "von einer engagierten Bürgerinitiative zu einem umfangreichen Wirtschaftsbetrieb geworden", erklärt Krafft in dem Antrag. Um sein Potenzial auszuschöpfen und ihn überregional und international bekannter zu machen, sei eine "langfristige, professionelle, großflächige Marketingkampagne" im Internet und mit mehrsprachigen Broschüren nötig, die die Mittel des ehrenamtlich geführten Vereins überfordere. Den jährlichen Einnahmen des Vereins von rund 56 000 Euro stünden laufende Ausgaben von etwa 78 000 Euro gegenüber.

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Deshalb bat Krafft um einen regelmäßigen jährlichen Zuschuss von 20 000 Euro, um das Defizit aufzufangen. In dem Antrag weist sie auch auf den Widerspruch zu einem Stadtratsbeschluss vom Oktober 2013 hin, in dem das Gremium einen Zuschuss für den Umbau von 500 000 Euro gewährt, eine Beteiligung am Unterhalt oder ein Defizitausgleich jedoch abgelehnt hatte.

SPD-Fraktionssprecher Fritz Meixner bedankte sich bei den Ausschussmitgliedern, die den Beschluss vorbereitet hatten. Dieser weise mit der Zwecksetzung für politische Bildungsarbeit "in die richtige Richtung", erklärte er. Zwar brauche man formelle Regularien für die Förderung aller Vereine. "Aber wir brauchen auch einen Handlungsspielraum für eine differenzierte Betrachtung im Einzelfall." Die Bürger fürs Badehaus seien schließlich ein "besonderer Verein", der in seiner Zielsetzung "einzigartig" sei, weil er sich der Erinnerungsarbeit verschrieben habe.

Die Besonderheiten habe auch der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle bei der Feier zu Max Mannheimers 100. Geburtstag am vergangenen Sonntagabend im Badehaus betont: dass Erinnern dort nicht nur Rückschau, sondern auch nach vorne gerichtet sei - und dass "Menschen aus der Mitte unserer Bürgerschaft" diese Aufgabe übernommen hätten. "Wir alle ziehen den Hut vor dem, was da entstanden ist", sagte Meixner. Mit dem Beschluss erkenne man die Arbeit des Vereins an. Man dürfe aber nicht an diesem Punkt stehen bleiben. "Wir müssen uns mehr identifizieren mit unserem Badehaus", forderte Meixner. Er wünsche sich, dass die Stadt den Verein auch bei der Suche nach Fördermitteln auf höherer Ebene unterstütze.

"Wir stimmen der jährlichen Förderung ganz klar und deutlich zu", erklärte BVW-Fraktionssprecher Josef Praller. Der Beschluss sei ein "Zeichen für die Zukunft, dass der Verein nicht alleingelassen wird". Das Badehaus sei ein bedeutendes überregionales Projekt. Man werde auch dafür sorgen, dass übergeordnete Stellen kein Argument gegen eine Unterstützung hätten. Am Ende stimmten alle Stadträte für den jährlichen städtischen Zuschuss.

"Wir freuen uns sehr", sagt Krafft. "Das ist nicht nur eine Anerkennung für unsere jahrelange ehrenamtliche Arbeit, die doch weit über das normale Maß hinausgeht, sondern auch für den Gewinn, den dieser Ort für die politische Bildung bringt: nicht nur für die junge Generation, sondern für die ganze Bevölkerung weit über die Landkreisgrenzen hinaus". Die Einmütigkeit, mit der er gefasst wurde, sei nicht selbstverständlich, sagt Krafft. "Das freut uns ganz besonders."

© SZ vom 13.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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