Kaum sind die letzten Wahlplakate für die Bundestagswahl entfernt worden, ist in Wolfratshausen wieder Wahlkampf: FDP-Stadtrat Patrick Lechner hat gerade seine Kandidatur für das Bürgermeisteramt bekanntgegeben und Anfang der Woche publikumswirksam die Eckpunkte seiner „Vision“ für Wolfratshausen 2032 vorgestellt, zu denen 1000 neue Jobs in der Stadt gehören, aber keine S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried. Dazu will er sich nun regelmäßig mit den Bürgerinnen und Bürgern austauschen, das nächste Mal bereits am kommenden Sonntag. Dabei findet die Kommunalwahl erst am 8. März 2026 statt, in knapp einem Jahr.
Den frühen Start für seinen Wahlkampf begründet Lechner damit, dass er sein Programm gemeinsam mit den Wählerinnen und Wählern entwickeln will und daher Zeit braucht, um ihnen zuzuhören. Mit seiner frühzeitigen öffentlichen Präsenz und der Einladung zum Dialog wolle sich zudem bekannter machen und auch Mitstreiter gewinnen, sagt er. Ziel sei es, dass die FDP bei der Kommunalwahl mit einer vollständigen Liste antrete.
„Wahlkampf ist ein Marathon. Zum Schluss muss man gewinnen.“
Lechners fulminanter Wahlkampf-Frühstart ist den anderen politischen Akteuren in der Stadt nicht entgangen. Unter Druck gesetzt fühlen sie sich davon indes alle nicht, wie sie betonen. „Dass er seinen Hut in den Ring wirft, ist legitim“, sagt der amtierende Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung), der im kommenden Frühjahr für eine dritte Legislaturperiode als Rathauschef kandidieren will und bei der Jahreshauptversammlung am Donnerstag, 3. April, von den Mitgliedern seiner Gruppierung auch offiziell nominiert werden soll. „In Wolfratshausen hat es eigentlich immer mindestens drei, eher vier Kandidaten für das Bürgermeisteramt gegeben.“
Den Start in den Wahlkampf der BVW aber verortet Heilinglechner eher in den Herbst – wenn auch die Liste für den Stadtrat stehe. „Wir wissen ja noch nicht einmal hundertprozentig, ob wir wie gehabt 24 Stadtratsmandate brauchen oder 30.“ Das hänge davon ab, ob Wolfratshausen in der offiziellen Statistik die 20 000-Einwohner-Marke knackt oder nicht. Stichtag dafür sei der 30. Juni.
Auch Günther Eibl, derzeit Zweiter Bürgermeister in Wolfratshausen, nimmt Lechners Vorstoß gelassen. „Wir werden uns ohne Stress und ohne Druck durch irgendeine fremde Partei auf den Wahlkampf vorbereiten“, sagt der als gesetzt geltende CSU-Kandidat. Er sei „definitiv willens“, erneut für das höchste Amt in der Stadt anzutreten, und per Beschluss auch vom Ortsvorstand empfohlen worden, sagt Eibl. Offiziell nominiert werde aber erst auf der Hauptversammlung, die voraussichtlich im zweiten oder dritten Quartal stattfinde. Dann habe das eingespielte Team noch Zeit genug. „Wahlkampf ist ein Marathon“, sagt Eibl. „Zum Schluss muss man gewinnen.“
Der Wahlkampf für die Kommunalwahl 2026 in Wolfratshausen ist aber bereits rekordverdächtig: Denn es zeichnet sich ab, dass es wohl noch zwei, vielleicht sogar drei weitere Aspiranten um das Bürgermeisteramt geben könnte. „Wir wollen nicht ohne eine Kandidatin oder einen Kandidaten ins Rennen gehen“, sagt Jennifer Layton, Vorsitzende des Grünen-Ortsvereins in Wolfratshausen. Derzeit sei ihre Partei, die mit sechs Mitgliedern die größte Fraktion im Stadtrat stellt, aber noch auf der Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern. Eine klare Zusage gebe es noch nicht, auch nicht von der Dritten Bürgermeisterin Annette Heinloth, die bei der Kommunalwahl 2020 die Stichwahl um das Bürgermeisteramt nur knapp verpasst hatte. Die Aufstellungsversammlung der Wolfratshauser Grünen sei für Ende Oktober anberaumt, sagt Layton. „Wir werden dann in den Wahlkampf gehen, wenn wir wissen, wer unsere Leute sind – und unsere Gallionsfigur.“

Auch bei der Wolfratshauser Liste sucht man nach Kandidatinnen und Kandidaten für den Stadtrat – und für das Bürgermeisteramt, wie Sprecher Helmut Forster sagt. „Wir fangen noch nicht mit dem Wahlkampf an“, sagt Forster, „da haben wir, glaub', ich noch ein bisschen Zeit.“ Für seine Gruppierung gelte es nun, die richtigen Menschen für die Liste zu finden. „Das werden intensive Monate“, prophezeit der 77-Jährige amtierende Wirtschaftsreferent im Stadtrat. Für die Spitzen-Kandidatur bewerben könnte sich auch Forster selbst, der von 2008 bis 2014 für die BVW Bürgermeister in Wolfratshausen war. Damals gab er den Staffelstab aus Altersgründen an Heilingelchner weiter, inzwischen aber gibt es für Bürgermeister kein gesetzliches Rentenalter mehr. „Ich gehe nicht davon aus, dass ich nochmal antrete“, sagt Forster dazu. Gänzliche ausschließen will er es aber nicht.
Bei der SPD ist hingegen noch offen, ob sie diesmal einen eigenen Bürgermeisterkandidaten stellt oder nicht. „Das hängt davon ab, ob wir jemand Geeigneten haben“, sagt der Vorsitzende des Wolfratshauser Ortsvereins, Holger Hohmann, auf Anfrage. „Wir sind mit verschiedenen Leuten im Gespräch. Es muss von der Lebenssituation und vom Willen her passen. Und wir wollen jemanden, der eine Vision für Wolfratshausen hat und die Kenntnisse, sie umzusetzen.“ Er gehe davon aus, dass die Entscheidung noch im Frühjahr erfolge. Sollte man auf eine eigene Spitzenkandidatur verzichten, sei auch eine Empfehlung denkbar. Auch für Lechner, mit dem die SPD in der Fraktionsgemeinschaft „sehr konstruktiv“ zusammenarbeite. Allerdings müsse dieser dafür wohl auch inhaltlich nachbessern, glaubt Hohmann. „Seine vorgebrachte Skepsis zur S-Bahn-Verlängerung ist für weite Teile des Ortsvereins problematisch.“