Drohne über Wolfratshausen:Vom Himmel hoch

Mit einer Drohne filmen die Brüder Marinus und Kilian Vogl den Wolfratshauser Weihnachtsschmuck aus bis zu hundert Metern Höhe - eine Auftragsarbeit. Denn die beiden haben ihr Flug-Hobby zum Beruf gemacht.

Von Benjamin Engel

Nur ein leises Surren ist am Montagabend gegen 18.30 Uhr am nächtlichen Himmel über der Wolfratshauser Altstadt zu hören. Deutlich zu erkennen sind dagegen die grünen und roten Positionslichter der Kameradrohne, die sich langsam dem Kirchturm der Pfarrkirche St. Andreas nähert. Die beiden 21- und 19-jährigen Brüder Marinus und Kilian Vogl haben die Kameradrohne vom Marienplatz aus stets gut im Blick. Beide agieren als eingespieltes Team: Der Ältere lenkt das Fluggerät mit fein dosierten Handbewegungen an der Steuerungseinheit vom Boden aus. Währenddessen bedient der Jüngere die Kamera, dirigiert den Bruder bis zu einer Höhe von knapp unter 100 Metern so nah wie möglich an den Kirchturm heran. Schließlich sollen besonders stimmungsvolle Aufnahmen ihrer Heimatstadt entstehen.

Gemeinsam haben die Brüder im Frühjahr 2015 ihr Unternehmen "Air Bavarian" gegründet. Seitdem wurden sie bereits von vielen Firmen engagiert. So haben die Brüder etwa für einen Imagefilm der Genossenschaftsbanken im Oberland mit ihrer Kameradrohne gedreht. Ebenso filmten sie für eine Kampagne gegen eine Umgehungsstraße in Inning am Ammersee aus der Luft. Das Unternehmen Siemens buchte sie für Events. Jetzt sollen sie die Weihnachtsbeleuchtung der Wolfratshauser Altstadt ins rechte Licht rücken. Im Auftrag des Werbekreises drehen Marinus und Kilian Vogl ein etwa einminütiges Video unterlegt mit einem Stück aus dem musikalischen Adventskalender der Wolfratshauser Musikschule. Es soll noch vor Weihnachten auf der Homepage von Stadt und Werbekreis zu sehen sein.

Drohne über Wolfratshausen: Technikaffines Brüder-Team aus Wolfratshausen: Marinus (l.) und der jüngere Kilian an der Drohnen-Steuerung.

Technikaffines Brüder-Team aus Wolfratshausen: Marinus (l.) und der jüngere Kilian an der Drohnen-Steuerung.

(Foto: oh)

Marinus Vogl ist schon seit Kindertagen technikbegeistert. Zuerst baute er Modellflieger, später baute er aus im Internet bestellten Teilen seinen ersten Quadrocopter. Die Wii-Fernbedienung funktionierte er zum Steuergerät um. Sogar die Digitalkamera seines Bruders stibitzte er, um Bilder aus der Luft machen zu können. Zudem ist Marinus selbst Segelflieger. "Ich habe einfach den Drang nach Luft."

Jahrelang haben die Brüder ihre Kameradrohnen selbst zusammengebaut, getestet und nach Verbesserungen getüftelt. Doch die Technik sei mittlerweile so ausgereift, sagt Marinus, dass sie ihre Drohnen nun kauften, was durchaus teuer ist. Ein Modell wie die in Wolfratshausen eingesetzte etwa 3,5 Kilogramm schwere "Inspire" mit Kamera kostet um die 5000 Euro. Dafür verfügt es über Hightech wie Ultraschall und Bodenkamera, um die Flughöhe zu ermitteln. Lässt Marinus die Steuerknüppel los, bleibt die Drohne auf der aktuellen Position in der Luft stehen. Sensoren erkennen Hindernisse und bremsen die Drohne vor Hauswänden automatisch ab.

Um auf ihr Unternehmen aufmerksam zu machen, setzen die beiden jungen Männer auf neue Medien. Auf Youtube veröffentlichen sie Videos etwa von Mountainbikern bei ihren Kunststücken. Den Brüdern macht die Arbeit mit der Kameradrohne großen Spaß. Beide sind noch in der Ausbildung, der ältere als Industriemechaniker, Kilian als IT-Systemkaufmann. Für die nächtlichen Aufnahmen haben die Brüder eine Sondergenehmigung beantragt. Sie müssen Ordnungsamt und Polizei informieren, falls sie eine Drohne fliegen lassen. Nach den Drehs schneidet und bearbeitet Kilian die Videos die Aufnahmen. "Ich habe schon immer gerne fotografiert", sagt er.

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