Wolfratshausen:Virtuos, witzig, bairisch

Die NouWell Cousines legen einen tollen Auftakt des Festivals D'Amato in Wolfratshausen hin. Das Publikum liebt sie für ihre Stücke, die mal gnadenlos böse, mal wunderschön meditativ, oft einfach lustig sind

Von Christa Gebhardt, Wolfratshausen

Die Well-Cousinen Maria und Maresa, ihr Cousin Matthias und Kompagnon Alexander Maschke haben ein Heimspiel im fast ausverkauften Zelt des Sommerfestivals D' Amato in Wolfratshausen. Als NouWell Cousines haben sie am Donnerstag den überaus gelungenen Auftakt der Festreihe gegeben, die von Christoph Bühring-Uhle und Michel Amato organisiert wird.

Das Programm der Truppe, ein Crossover von Volksmusik, frechen Liedern und klassischen Stücken mit Geige, Cello, Bratsche und Akkordeon ist bekannt und reißt doch immer wieder von neuem mit. Die bayrisch-preußischen Wortspielereien der Cousinen mit Alex, dem Musiker aus Berlin mit den dunklen Locken, der angeblich vor allem wegen seines guten Aussehens gecastet wurde, funktionieren bestens. Maresa dirigiert resolut für das gesamte Zeltpublikum mit dem Geigenbogen den Refrain des "Steirischen", und fragt nach: "Checkst as?", also: "Verstehst Du es?" Und Alex, der bestimmt nicht nur für den Tango Akkordeon gelernt hat, darf dann auch mit seinem Solo brillieren. Seine Fortschritte im Bairischen probiert er in Karl Valentins sinnfreiem Stück "Mariechen saß auf einem Stein, warum denn nicht auf zwein?" mit "wos is des?", "ja, freilich", und "auweh!" Alex darf auch einen traumhaft schönen Ländler ansagen, der mit Maresas Geigenschmelz und Marias dunkler Cellostimme Bilder eines idyllischen Alpenglühens herbeizaubert und hinterher das Jodeln erklären: "Jodeln ist Singen ohne Text auf Lautsilben bei häufigem, schnellen Umschlagen zwischen Brust- und Falsettstimme mit Lauten wie "Hodaro", "Iohodraeho", "Holadaittijo".

Gnadenlos böse ist das bayrische Lied vom Edelweiß, das diesmal keine Metapher für die heile Bergwelt ist, sondern die Gefahren des Kletterns beim Pflanzensuchen beschreibt, denn ein Bursch' nach dem anderen kommt um in der Steilwand oder auch "Spenderwand" und dient hernach als Organlieferant. Ein klassisches Rondo, das nach Joseph Haydn klingt und doch als Volksmusik bezeichnet wird, bildet einen feinen Kontrast zu einem wilden rumänischen Tanz ("wie der hoaßt, is uns wurscht!") mit erregten Balkanklängen und sentimentalen Geigenschluchzern. Ein vertontes Poem von Bertold Brecht, zu Ehren von Papa Well im Publikum, entfaltet madrigale Klänge.

Das wunderschöne Stück "Meditation" von Jules Massenet interpretieren die vier jungen Musiker ebenso überzeugend wie den irischen Tanz mit Marias warmem, voll tönenden Cello-Solo. Matthias glänzt mit dem berühmten Stück des Geigenvirtuosen Niccolo Paganini, die Schwere des oft gespielten Solos wird typisch für die NouWell Cousines locker-lustig aufgelöst durch Marias genervte und gelangweilte Blicke auf ihren Cousin, der beim Geigen einfach kein Ende finden mag.

Wolfratshausen: Die NouWell Cousines Maresa und Matthias Well (v. l.), Alexander Maschke und Maria Well am Cello begeisterten das Publikum im Festzelt.

Die NouWell Cousines Maresa und Matthias Well (v. l.), Alexander Maschke und Maria Well am Cello begeisterten das Publikum im Festzelt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Bewunderung des Publikums haben die NouWell Cousines immer wieder wegen ihrer unglaublichen virtuosen musikalischen Bandbreite. Geliebt werden sie besonders wegen ihrer Wurzeln in der bayerischen Tradition der Volksmusik. Nach schmissigen, temperamentvollen Weisen begeistern sie ihr Publikum mit Gstanzln, frechen Schimpfgesängen, die von der Unfähigkeit der "verfeindeten" Städte Wolfratshausen und Geretsried handeln, eine S-Bahn zustande zu bringen. Aus vollem Hals mitsingen wollen alle beim bayrischen Geburtstagslied für Andreas Liebrandt, dem Veranstalter der Holzhauser Musiktage: "A guate Gesundheit". Zum Schluss entfesselt ein zweistimmiges Lied von Maresa und Maria über ihre besondere Tierliebe nochmals Lachsalven: "Goggl, wannst net krahst, drah i dirs Kragerl um!" Die Zugaben krönen die beiden Cousinen mit einem mitreißenden Schuhplattler. So viel Können, Charme und Freude an der Musik - ein toller Auftakt des Wolfratshauser Festivals.

Festival D'Amato, Programm am Wochenende: Samstag, 2. August: Bayerische Nacht mit Michi Marchner und Karin Rabhansl sowie Christoph Weiherer. Sonntag, 3. August: Bavaria Vista Club, Auftritt von Schorsch & Dr. Will, Irxn und Zwoastoa. Festivalzelt vor dem Schützenhaus, Geltinger Straße 16. Beginn 20, Einlass 19 Uhr. Das Festival läuft bis Sonntag, 10. August.

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