Mehr als zwei Jahre haben sich die Sanierungsarbeiten am Untermarkt 10 hingezogen, schier endlos waren im Vorfeld die Diskussionen, was aus dem ehemaligen Heimatmuseum und einstigen Sitz des Königlich Bayerischen Landgerichts einmal werden sollte. Nun ist Land in Sicht, schon bald soll das historische Schatzkästchen für Besucher zugänglich sein, einen Vorgeschmack auf die noch leeren Räume gewährte die Stadt interessierten Wolfratshauser Bürgern schon am Samstag, dem offiziellen "Tag der Städtebauförderung".
Stefan Werner und Robert Alischer erklären künftige Nutzungspläne.
(Foto: Harry Wolfsbauer)Die Sanierung, die im Oktober 2020 begann, war nach den Worten von Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW), der gemeinsam mit Behördenvertretern, Bauleiter Sven Weidlich und Robert Alischer von der städtischen Wohnbaugesellschaft Staewo Besuchergruppen durch das Gebäude führte, mit allerlei Schwierigkeiten verbunden: "Alles, was man sich halt so wünscht", vermerkte Heilinglechner ironisch, "angefangen von coronabedingten Personalausfällen bis hin zu Problemen bei der Materialbeschaffung". Auch die strengen Vorgaben des Denkmalamtes und des Brandschutzes bereiteten trotz konstruktiver Zusammenarbeit mit den Behörden immer wieder Kopfzerbrechen.
Die Räume wirken großflächig, freundlich und hell, die Parkettböden, die zum Teil noch vom Altbau stammen, sind hochwertig.
(Foto: Harry Wolfsbauer)Umso mehr kann sich das Resultat der Rundumsanierung schon ohne Möblierung sehen lassen: Die Räume wirken großflächig, freundlich und hell, die Parkettböden, die zum Teil noch vom Altbau stammen, sind hochwertig. Der Haupteingang, der bis jetzt nur als Bretterverschlag existiert, soll zur Marktstraße hin ausgerichtet werden, im Parterregeschoß wird eine Tourist-Information-Theke eingerichtet, in dem auch Tickets für überregionale Veranstaltungen gebucht werden können.
Bei dieser Grafik handelt es sich um einen vorläufigen Entwurf der künftigen Tourist-Info. Räumlich durch eine Glasfront getrennt, wird voraussichtlich eine Art Coffee-Shop entstehen.
(Foto: Grafik: designfunktion/oh)Der besondere Clou ist ein Computerterminal, das von außen zugänglich ist, und auch außerhalb der Öffnungszeiten zur Verfügung steht. Räumlich durch eine Glasfront getrennt, wird voraussichtlich eine Art Coffee-Shop entstehen, in dem man sich gemütlich ein Schnittchen und ein Tässchen genehmigen kann. Es soll aber kein richtiges Café sein, sondern in erster Linie ein Verkaufs-Bistro, das sich auf regionale Kaffeeprodukte spezialisiert. Einen Interessenten für den Betrieb habe man schon im Visier, verriet Heilinglechner, wegen der noch laufenden Verhandlungen wollte er aber keinen Namen nennen.
Der Dachboden dient künftig aus feuertechnischen Gründen nur als Aufbewahrungsstelle für die Exponate.
(Foto: Harry Wolfsbauer)Das Museum selbst bleibt mit einer Fläche von rund 400 Quadratmetern wie gehabt im Obergeschoss angesiedelt, in den Räumlichkeiten soll unter anderem ein 20 bis 25 Meter langer "Zeitstrahl" auf der Wand erscheinen, der die Geschichte der Stadt in den vergangenen tausend Jahren chronologisch vor Augen führt und sich besonders für den Besuch von Schulklassen eignet. Einige Exponate, die den Wolfratshausern schon bekannt sind, werden auch künftig wieder zu sehen sein. Dessen ungeachtet verfolge man ein modernes Museumskonzept, das es nötig mache, einige Exponate auszusortieren, und sich im Interesse einer besseren Übersichtlichkeit auf das Wesentliche zu beschränken, betont Annekatrin Schulz, die das Konzept mit entworfen hat und die Einrichtung künftig auch leiten wird. Die heißt dann nicht mehr Heimatmuseum, sondern nur noch schlicht Museum.
Bei dieser Grafik handelt es sich um einen vorläufigen Entwurf des künftigen Museums.
(Foto: rafik: Team Thöner/oh)Wie der Stadtmarketing-Referent Stefan Werner erläuterte, ist im Obergeschoss auch ein Multifunktionsraum vorgesehen, den Bürger auf verschiedenste Weise nutzen können, etwa für Sonderausstellungen, Lesungen und kleinere Veranstaltungen, beispielsweise des Historischen Vereins. An einem entsprechenden Konzept können die Bürger mitarbeiten, was dazu beitragen soll, dass das Museum lebendig wird.
Attraktiver wird auch der rückwärtige Bereich des Gebäudes an der Bahnhofstraße.
(Foto: Harry Wolfsbauer)Attraktiver wird auch der rückwärtige Bereich des Gebäudes an der Bahnhofstraße. Hier ist für körperlich eingeschränkte Personen bereits ein Aufzug eingebaut, vor dem Gebäude wurde eine Ernst-Wiechert-Bronze aufgestellt.
Die Rundum-Sanierung der Immobilie Untermarkt 10 ist laut Erklärung der Rathausverwaltung "ein wichtiger Meilenstein für die Aufwertung unserer Altstadt", mit der nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine wirtschaftliche Belebung einhergehen soll. Nach Erwartung des Stadtmarketing-Referenten Werner wird sich das Projekt mit 5,6 Millionen Euro auf das Gewerbe und mit drei Millionen Euro auf dem Dienstleistungssektor niederschlagen. Der Umbau kostet insgesamt 4,5 Millionen Euro. Aus Fördermitteln der Regierung ist das Projekt mit 1,2 Millionen Euro bezuschusst worden, insgesamt wird mit einer Unterstützung in Höhe von zwei Millionen Euro gerechnet. Eröffnet wird das Museum am Freitag, 4. November 2022.