Wolfratshausen:Unbeschrankt parken

Die Stadt denkt über neue Stellflächen für Autos nach, obwohl der Platz an der Loisachhalle nur selten ausgelastet ist. Grund dafür könnte die Schranke sein, über die jetzt diskutiert werden soll.

Von Wolfgang Schäl und Janosch Mannel

Wolfratshausen: Die Schranke sehen einige Autofahrer als psychologische Barriere. Zudem gibt es immer wieder Probleme mit dem Kassenautomaten.

Die Schranke sehen einige Autofahrer als psychologische Barriere. Zudem gibt es immer wieder Probleme mit dem Kassenautomaten.

(Foto: Hartmut Pöstges)

In der neu aufgeflammten Diskussion um die Wolfratshauser Parkplatzsituation ist wieder der Platz vor der Loisachhalle in den Blickpunkt gerückt. Während die Stadt händeringend nach neuen Flächen sucht, auf denen Besucher und Einheimische ihr Gefährt loswerden können, ist dieser zentrumsnahe Großparkplatz meist nicht einmal zur Hälfte ausgelastet.

Als ein Grund für die magere Belegung wurde bei einer einschlägigen SPD-Diskussion am Sonntag, in der es um zusätzliche Stellplätze am Hatzplatz ging, eine bemerkenswerte Anregung laut: Viele Autofahrer, insbesondere ältere, scheuten die Schranken und die Abrechnung am Parkscheinautomaten. Der sei auch sehr fehleranfällig, und es bestehe die Befürchtung, nicht mehr aus dem Parkplatz herauszukommen. Eine Alternative, hieß es, könne eine Parkscheiben- oder Parkscheinregelung an dieser Stelle sein.

Dass die Schranke für manche Autofahrer nicht nur eine mechanische, sondern auch eine psychologische Barriere darstellt, leugnet kaum jemand. "Es ist unbestritten, dass die Schranke Anlass zum Ärger gibt", räumt CSU-Fraktionssprecher Manfred Fleischer ein. Er ist deshalb anderen Lösungen gegenüber nicht abgeneigt.

So könnte er sich vorstellen, vor der Loisachhalle eine zeitlich verlängerte "Semmeltaste" einzuführen, die es erlauben würde, bis zu einer Stunde ganz kostenlos zu parken. "Dies wäre ein Service am Kunden", sagt Fleischer, auch wenn der Stadt damit jedes Jahr 40 000 Euro an Gebühreneinnahmen verloren gingen. Ihm jedenfalls sei nicht daran gelegen, um die Schranke "einen Glaubenskampf zu führen". Fleischers Kurzformel: "Warum nicht?" Dies allerdings nur unter der Voraussetzung, dass das Parkleitsystem in Betrieb genommen ist und genaue Zahlen zur Auslastung der Stellflächen liefert. Damit werde voraussichtlich spätestens ab Ende der Woche zu rechnen sein.

Dies würde auch der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, Fritz Schnaller, als Bedingung für neue Überlegungen setzen. Freilich ist auch für ihn eine Auslastung von 40 Prozent unbefriedigend, "während auf der anderen Seite der Loisach das Chaos herrscht". Aus heutiger Sicht stelle sich definitiv die Frage, "ob die Schranke damals die geeignete Maßnahme war". Die Situation müsse deshalb "in Ruhe" und "ganzheitlich" betrachtet werden. Ohne Reizpotenzial ist das Thema zwischen den Fraktionen nach wie vor nicht. Während Fleischer die SPD in der Parkplatzfrage als "die Oberbremser" tituliert, plädiert Schnaller dafür, "ideologische Aussagen beiseite zu lassen".

Noch keine Meinung hat die Bürgervereinigung - "wir haben noch nicht drüber geredet", sagt Bürgermeister Helmut Forster. Die Notwendigkeit einer besseren Auslastung sieht auch er, wenngleich die Probleme mit dem Kassenautomaten aus seiner Sicht vor allem mit "Tricksereien" zusammenhängen: "Sie glauben gar nicht, was die Leute alles in den Geldschlitz reinstecken".

Der Leerstand vor der Loisachhalle ist jedenfalls für Forster "bei einer Gebühr von 50 Cent pro Stunde nicht ganz verständlich". Erklärtermaßen "froh über die Schranke" ist Hans-Werner Kuhlmann, der Vorsitzende der Lebendigen Altstadt Wolfratshausen. Der Grund: "Kunden, die etwas in der Stadt zu erledigen haben, müssen so nicht auf die Uhr schauen."

Eine kurze Umfrage unter Autofahrern ergab zu dem Thema am Montag ein einhelliges Bild: Man sollte den Parkplatz vor der Loisachhalle öffnen. Dies sei auf jeden Fall besser, als den Hatzplatz zu verschandeln, und ein Anreiz mehr für einen Besuch der Altstadt. "Ich verstehe nicht, warum diese Möglichkeit nicht diskutiert wird", ließ eine Autofahrerin wissen. Man könne zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, erklärte ein anderer Befragter: "Die Parkplatzsituation beruhigen und das Zentrum beleben."

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