Wolfratshausen:Umwege zum Straßenbau

Nach dem abgebrochenen ersten Versuch im vergangenen Jahr lässt die Stadt seit Montag den Moosbauerweg sanieren. Sie bittet dafür die Anwohner zur Kasse, was nicht allen von ihnen einleuchtet.

Von Thekla Krausseneck

Moosbauerweg Baustelle

Von der Sauerlacher Straße her ist die Wolfratshauser Kreisklinik für die kommenden drei Wochen nicht auf direktem Weg erreichbar.

(Foto: Manfred Neubauer)

Es wirkt wie ein unmögliches Unterfangen, doch nach mehreren Minuten des Rangierens gelingt es dem Fahrer schließlich irgendwie, seinen mehrere Tonnen schweren, orangefarbenen Müllwagen zu den Abfallbehältern zu manövrieren: um eine mit Blinklichtern versehene Absperrung, ein kleines Stück Wiese und zwei Bauarbeiter herum, hinein in das Nadelöhr einer schräg abfallenden und von hohen Mauern flankierten Zufahrt, an deren Ende der abzuholende Abfall bereitgestellt ist. "Eine Katastrophe", kommentiert ein Bauarbeiter, der an der Wolfratshauser Kreisklinik den Gehweg erneuert. Er ist momentan nicht der einzige Arbeiter an der Klinik, wird aber vermutlich schneller fertig sein als die Kollegen, die seit Montag im Auftrag der Stadt die Fahrbahn des 400 Meter langen Moosbauerwegs sanieren; jene, die auch die Absperrung aufgestellt haben, die der Müllabfuhr das Leben schwerer macht. Die groß angelegten Bauarbeiten werden noch bis ungefähr Ende November andauern.

Ein Bagger hat die Einfahrt zum Moosbauerweg am Montag in eine Kieslandschaft verwandelt. Das Hinweisschild mit der Aufschrift "Kreisklinik / Seniorenwohnpark" ist durchgestrichen; die Rettungsfahrzeuge, die zum Krankenhaus fahren oder von der benachbarten Rettungswache zu Einsätzen aufbrechen, müssen genau wie die Anwohner Umwege in Kauf nehmen. Wenn es mal besonders dringend sei, könnten ihn die Sanitäter auf dem Handy anrufen, sagt Werkpolier Dietmar Glaser. Der Rettungswagen könne dann über den offengelegten Kies fahren.

Täglich arbeiten die fünf Bauarbeiter im Moosbauerweg von 7 Uhr früh bis 18 Uhr abends. Der Hydraulikbagger reißt den Asphalt auf, der in Schollen zerbricht und in einen Container geworfen wird. Wie so vieles wird auch der Asphalt immer weiter verändert, so dass sich der alte Flickenteppich, den die Straße nach wiederholten Reparaturmaßnahmen darstellt, aus grob- und feinporigen Flächen zusammensetzt. Unter dem Asphalt kommt der hellgraue, aus Steinen und Sand bestehende Wandkies zum Vorschein, der das Regenwasser, das durch die unsichtbaren Poren des Asphalts dringt, aufnimmt und so als Frostschutz dient, sagt Glaser. Ganz unten befindet sich die Tragschicht. All das wird in den kommenden drei Monaten erneuert, zusammen mit den Bordsteinen.

Während ständig Autofahrer von Süden aus auf die Baustelle zufahren, die Sperrung bemerken und wenden, indem sie etwa über einen Parkplatz fahren, hat ein Anwohner mit seiner Wut auf die Stadt Wolfratshausen zu kämpfen. Der Rentner, der namentlich nicht genannt werden will und seit 1989 am Moosbauerweg lebt, ist einer jener Grundbesitzer, denen die Stadt für die Arbeiten einen Beitrag abverlangt - in seinem Fall 200 Euro.

Dass er die Sanierungen mitbezahlen soll, passt ihm nicht: Seiner Meinung nach wurde beim Bau der Straße gepfuscht, der Asphalt sei zu grob gewesen und vom Frost stark beschädigt worden. Lieber solle die verantwortliche Firma zur Verantwortung gezogen werden, bevor die Stadt die Anwohner zur Kasse bitte. Er habe sich darüber schon schriftlich beschwert, auch über andere Dinge wie eine wuchernde Hecke oder verstopfte Sinkkästen. Aber die Stadt spiele "drei Affen" und wolle weder etwas hören noch sehen noch sagen, schimpft der Rentner.

Wenn der Bereich zwischen der Einmündung in die Sauerlacher Straße und der Klinikeinfahrt in drei Wochen fertiggestellt ist, wandert die Absperrung einen Abschnitt weiter. In drei weiteren Etappen wird etwa bis Mittwoch, 20. November, der übrige Moosbauerweg saniert. Solange müssen Anwohner, Sanitäter und Müllabfuhren die besonderen Umstände der Sanierung noch aushalten.

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