Mit Wolfratshausen kann man viel Interessantes verbinden: seine mehr als tausendjährige Geschichte, die Lage zwischen Bergwald und Loisach, die Flößerei. Alles relativ erdig. Elfenbeintürme waren bislang nicht darunter, wenn man einmal von Rapunzel im Farcheter Märchenwald absieht. Aber was der Stadtmanager Stefan Werner da seit mehr als einem Jahr veranstaltet, ist schon ganz große Kunst: Er hat Wolfratshausen in neue Sphären katapultiert. Nix mehr da mit handfesten Dingen, die Stadt ist quasi abgehoben - dank eines Projekts mit dem Namen "Transformationslabor Museum Wolfratshausen". Woran darin laboriert wurde, ließ sich erst einmal so gut wie gar nicht in Worte fassen, jedenfalls zeigten sich die Beteiligten eher nicht in der Lage, es verständlich zu umreißen. Seither wurden Phrasen gedroschen, als wollte man Stroh zu Gold spinnen: von "Co-Kreation" war die Rede, von "generationenübergreifendem Ansatz", "methodischen Leitfäden", "Wissenstransfer", "Innovationskraft" und irgendwelchen "Mini-Laboren", natürlich alles im Zeichen der "Bürgernähe". Allein: Wozu sollte all das führen, also mal ganz konkret? In diesem Falle zu Zetteln mit Wünschen, die allerdings auch nicht neu waren. Viel Lärm um nichts also, oder besser gesagt: viel Zeit, Energie und Fördergelder für akademische Übungen. Und so erinnerte der Abschlussbericht von Werner dann irgendwie an des Kaisers neue Kleider. Allein Ingrid Schnaller nannte das Problem beim Namen, nachdem Werner hatte zugeben müssen, es sei "alles auf Ideenebene" geblieben: "Warum das alles? Das erschließt sich mir nicht."
Wolfratshausen braucht neue Kleider, aber bitte nicht als Hirngespinste, sondern ganz konkret geschneidert, also umgesetzt. Raus aus dem Elfenbeinturm namens "Transformationslabor", rein in die Praxis, die Ärmel hochgekrempelt und einen Plan vorlegen, was getan werden soll, und vor allem von wem, wie, wann.