Wolfratshausen:Stolpersteine

Die Grünen verwirren sich mit dem Ergebnis ihrer Wahlprüfsteine für Bürgermeisterkandidaten selbst.

Von Matthias Köpf

Die Bürgerbeteiligung steht im aktuellen Wolfratshauser Kommunalwahlkampf hoch im Kurs, auch und gerade bei den örtlichen Grünen. Und was den Grünen auf der Ebene der Stadtpolitik der Bürger ist, das ist ihnen parteiintern die Basis. Just an dieser regt sich nun Widerspruch gegen die vom Ortsvorstand abgegebene Wahlempfehlung für die Bürgermeisterwahl am 16. März. Anlass sind ausgerechnet Bedenken hinsichtlich der richtigen Bürgerbeteiligung.

Der Vorstand habe die Wahlempfehlung zugunsten des SPD-Kandidaten Fritz Meixner ohne eine eigentlich geplante Umfrage an der Basis abgegeben, rügt die Wolfratshauser Grünen-Kreisrätin Lucia Schmidt. Und an dieser Basis gebe es einige, die Meixner für unwählbar hielten, darunter auch sie selbst. Denn Meixner wolle offenbar keine Bürgerbeteiligung von unten im Sinne der Grünen. Vielmehr wolle der SPD-Mann der Stadt "von oben herab" und "in Sozialarbeiter-Manier" seine vorgefertigten Konzepte überstülpen. In dieser Form aber brauche Wolfratshausen die Bürgerbeteiligung nicht, so wie ihrer Ansicht nach auch die Wolfratshauser keine Wahlempfehlung der Grünen brauchen, weil sie mündige Bürger seien und sich selbst entscheiden könnten. Auch dass sich die grüne Stadträtin und Ortssprecherin Annette Heinloth schon vor Monaten für Meixner als ihren persönlichen Favoriten eingesetzt hat, nennt Schmidt "eine autoritäre Art".

Die erst wenige Tage alte und damit zwei Monate nach dem eigenen Stichtag verschickte Mitteilung, wonach sich die Grünen für den SPD-Kandidaten Meixner aussprechen, stammt allerdings gar nicht von Heinloth, sondern von Lucia Schmidts Ehemann Hans Schmidt, der Heinloth als Ortssprecher gleichberechtigt ist. Er räumt ein, dass es parteiintern sehr unterschiedliche Ansichten über die Empfehlung gibt, wie sie auch am eigenen Küchentisch diskutiert würden. Eigentlich habe man vorgehabt, die Wahlprüfsteine an alle Kandidaten heranzutragen und mit deren jeweiligen Antworten darzustellen. Die Entscheidung über den besten Bewerber habe man den Mitgliedern und Wählern überlassen wollen, ohne eine direkte Empfehlung abzugeben.

Diese Absicht haben die drei Kandidaten allerdings im unabsichtlichen Zusammenwirken durchkreuzt: Während Peter Plößl (CSU) und Klaus Heilinglechner (BVW) lediglich auf ihre jeweiligen Wahlprogramme verwiesen, weil sich die Grünen ohnehin längst auf Meixner festgelegt hätten, deckten sich Meixners Antworten bis ins Detail mit dem Programm der Grünen, so dass diese ihm ihre Unterstützung kaum vorenthalten konnten. Angesichts dessen kann Lucia Schmidt über einen Satz aber auch am Küchentisch Einigkeit erzielen: "Von den anderen bin ich auch nicht begeistert."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: