Starkbierfest Wolfratshausen:Amüsante Sticheleien

Lesezeit: 2 min

Starkbierfest Wolfratshausen: Nur ein kleiner Piks: Beim Starkbierfest behandeln die Laienspieler unter anderem das Thema Corona. Hier impft "Doktor" Kurt Züge den widerspenstigen Bauarbeiter Max Prestl. Schwester Michaela Schelshorn assistiert.

Nur ein kleiner Piks: Beim Starkbierfest behandeln die Laienspieler unter anderem das Thema Corona. Hier impft "Doktor" Kurt Züge den widerspenstigen Bauarbeiter Max Prestl. Schwester Michaela Schelshorn assistiert.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Loisachtaler Bauernbühne greift beim Derblecken diverse Missstände in "Streithanslhausen" auf, wirft aber auch einen Blick nach "Krämmelsried".

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Da soll noch jemand behaupten, Bayern sei keine Monarchie mehr, schließlich gibt es hierzulande doch immer noch eine Bierkönigin. In der royalen Rangfolge ist sie die Elfte und nebenbei die erste, die aus der Oberpfalz stammt. Am Wochenende ist sie erstmals nach Wolfratshausen gereist. Musste nur lächeln und drei bis vier Sätze sagen, was Sarah Jäger beim Starkbierfest denn auch gelang; sehr zur Freude des Traunsteiner Hofbräuhauses , dessen Vertreter zufrieden in eine bis zum Bersten gefüllte Loisachhalle blickte.

Fester Bestandteil der umsatzträchtigen Zeremonie war wie immer das Anzapfen des ersten Starkbierbanzens, das Bürgermeister Klaus Heilinglechner, mit Lederschürze angetan, routiniert erledigte - dreieinhalb Schläge benötigte er, ein solides Ergebnis. Zuvor hatten die Stadtkapelle und der gutgelaunte bayerische Lederhosen-Charmeur Wiggerl Gollwitzer die Stimmung vorgeglüht.

Starkbierfest Wolfratshausen: Soll zwischen den Nachbarstädten eine Mautstelle errichtet werden? Melissa Demmel (Bedienung) und die Bauarbeiter Eva Zinnecker und Max Prestel hätten dazu ein paar Vorschläge.

Soll zwischen den Nachbarstädten eine Mautstelle errichtet werden? Melissa Demmel (Bedienung) und die Bauarbeiter Eva Zinnecker und Max Prestel hätten dazu ein paar Vorschläge.

(Foto: Hartmut Pöstges)
Starkbierfest Wolfratshausen: Beim Publikum kommt das Derblecken gut an. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (vorne) genießt die erste frisch gezapfte Maß.

Beim Publikum kommt das Derblecken gut an. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (vorne) genießt die erste frisch gezapfte Maß.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Erwartungen an das Politiker-Derblecken waren heuer vermutlich höher als sonst, denn nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause traten die zwölft Akteure der Loisachtaler Bauernbühne unter der Regie von Monika Schwenger in verjüngter Besetzung erstmals wieder auf die Bühne. Wie immer war es eine gute Gelegenheit, sich über die Mandatsträger im Wolfratshauser Rathaus lustig zu machen, die nahezu vollständig zum Empfang von Seitenhieben angetreten waren. Ins Visier gerieten insbesondere die Grünen, die als Öko-Zwerge auf die Bühne hoppelten.

Um möglichen Verstimmungen aus dem Weg zu gehen, hatten die Loisachtaler ihrer Aufführung einen "Prolog" vorangestellt und für alle Begriffsstutzigen deutlich gemacht: "Dieses Stück ist Satire." Es solle "als Ermahnung dienen und die Stadträte samt Bürgermeister wachrütteln". Aufregungen bei den Parteien oder Personen seien zwecklos, "weil es die Bürger sowieso in kürzester Zeit eh wieder vergessen haben, genau wie unsere Stadträte ihre Wahlversprechen". Und überhaupt, stellt das Autorenteam etwas kryptisch fest, entspreche das Stück zwar nicht immer der Wahrheit: "Aber was ist schon die Wahrheit?"

Viel Zeit bleibt dem Publikum dann nicht, diesem "Hinweis in eigener Sache" nachzuspüren. Denn vier Bauarbeiter betreten nun die Bühne. Sie setzen sich vor einem Humplbräu-Gasthaus hin und diskutieren über die Bautätigkeit und Wolfratshausen überhaupt, denn mit alledem gehe es nicht recht voran, nicht zuletzt wegen der "grünen Baumpolizei" des "Dr. Hans Schmidt vom Stadtrat". In einem kurzen Gedankensprung geht es dann zum Thema Brunnenversetzung in Streithanslhausen, wo man in den vergangenen Jahren wieder einmal nichts erreicht habe. Das liege daran, dass die Stadt zu viel Geld für Planungsbüros ausgebe.

Starkbierfest Wolfratshausen: Der Running Gag: Monika Schwenger in prächtiger Robe.

Der Running Gag: Monika Schwenger in prächtiger Robe.

(Foto: Hartmut Pöstges)
Starkbierfest Wolfratshausen: Auch der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber (links) und Geretsrieds Bürgermeister Michael Müller (CSU) sind unter den Gästen in der Loisachhalle.

Auch der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber (links) und Geretsrieds Bürgermeister Michael Müller (CSU) sind unter den Gästen in der Loisachhalle.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Loisachtaler leiten aus dieser Feststellung einen Running Gag (personifiziert durch Monika Schwenger) ab: "Und sind die Kosten noch so groß - es macht ja nichts, die planen bloß." Mehrfach von Szenenapplaus begleitet werden etwas wirre Betrachtungen über den Erhalt des Kreiskrankenhauses, das dank seines "bienenfleißigen Personals" angeblich vom Verkauf verschont wurde. Größeren Raum nehmen auch allerlei Ideen zum Thema Corona und Schluckimpfung ein, ebenso ausgiebig widmen sich die Loisachtaler den Nachbarn aus "Krämmelsried". Ob man zwischen den beiden Städten angesichts des wachsenden Verkehrs nicht eine Mautstelle errichten sollte?

Gedankenspiele widmen die Loisachtaler schließlich der "Mammutaufgabe" Schulerweiterung , dem nicht zustande gekommenen Parkdeck-Neubau und der Loisachufer-Umgestaltung, für deren Verhinderung man mittlerweile schon das zehnjährige Jubiläum feiern könne.

Alles zusammengenommen war es ein satirischer Streifzug durch altbekannte Wolfratshauser Dauerthemen, die wohl noch eine Rolle spielen, wenn das Politiker-Derblecken des Jahres 2023, wie im "Prolog" prophezeit, längst in Vergessenheit geraten ist. Die Gäste des feuchtfröhlichen Abends waren mit dem Programm jedenfalls sehr zufrieden und sparten nicht mit Applaus.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema