Geschichte:Kontroverse über Waldramer Straßennamen

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Die Haltung von Kardinal Michael von Faulhaber zum Nationalsozialismus ist umstretten. Theologe. (Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo)

Der Wolfratshauser Stadtrat will erst Erkenntnisse über die Kardinäle Faulhaber und Wendel aus München abwarten. Erst dann soll über die Widmung entschieden werden.

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Die Debatte über mögliche Umbenennungen der Kardinal-Faulhaber-Straße und der Kardinal-Wendel-Straße in Waldram wird Wolfratshausen weiter beschäftigen. Beide Persönlichkeiten, vor allem aber ersterer, gelten wegen ihrer Haltung zum Nationalsozialismus als problematisch. Im Jahr 2022 taufte die Stadt Würzburg ihren Kardinal-Faulhaber-Platz – benannt nach Kardinal Michael Faulhaber, der dreieinhalb Jahrzehnte Erzbischof von München und Freising war – in den Theaterplatz um. In München steht die Kardinal-Faulhaber-Straße auf der Liste der „Straßennamen mit erhöhtem Diskussionsbedarf“. Dort überprüft ein Expertengremium seit 2019 historisch belastete Straßennamen. Deshalb entschied jetzt der Wolfratshauser Stadtrat, dass Archivar Simon Kalleder die Erkenntnisse und Untersuchungsergebnisse insbesondere aus München, aber auch aus Würzburg, beobachten soll. Lägen belastbare Befunde vor, könne sich das Gremium erneut damit beschäftigen.

Auf einen Antrag der Fraktionsgemeinschaft von SPD und FDP hatte sich der Stadtrat bereits vor der Sommerpause im Juli mit dem Thema befasst, einen Beschluss allerdings vertagt. SPD und FDP ging es darum, eine Diskussion anzuregen, da beiden Kardinälen zudem Fehlverhalten im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche vorgeworfen werde.

Vor einer Neubenennung der beiden Straße hatte Stadtarchivar Simon Kalleder abgeraten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Vor einem Vierteljahr hatte Archivar Kalleder die umfangreiche Aktenlage insbesondere zu Kardinal Faulhaber dargelegt. Demnach würden die Tagebücher des Geistlichen in einem Langzeitprojekt publiziert, das andauere. Die Jahrgänge 1933 bis 1945 seien bereits online einsehbar. Von Faulhaber existierten laut Kalleder zwar antisemitische Aussagen, andererseits habe er sich schon in den 1920er-Jahren für Juden eingesetzt. Der Kardinal habe die Judenverfolgung nicht scharf verurteilt, den Krieg verteidigt und das missglückte Attentat auf Hitler verurteilt. Die Fehleinschätzungen machten Faulhaber für Kalleder aber nicht zum Nazi, weswegen er von einer Neubenennung der Straße abrate.

Klar dagegen sprach sich nun Manfred Fleischer (Wolfratshauser Liste) aus. „Die Waldramer und Wolfratshauser Bürger interessiert das Thema nullkommanull“, sagte er. Niemand könne verstehen, dass dafür Geld ausgegeben werden solle. Das katholische Siedlungswerk habe die Straßen einst nach Kardinälen benannt. Von einem Leidensdruck der Anwohner wisse er nichts. Fleischer forderte eine sofortige Abstimmung, was mit den Straßennamen geschehen solle. Sonst fragten sich die Leute, ob die Politik nichts Besseres zu tun habe.

Einen Anlass, etwas zu unternehmen, solange an der Geschichte nichts dran sei, gab es für Wolfgang Weichlein (CSU) nicht. „Das ist Kokolores“, so der Waldramer. Er zählte mit Richard Kugler, Helmut Forster (beide Wolfratshauser Liste) und Günther Eibl (CSU) zu den fünf Stadträten, die gegen den Beschluss stimmten.

In einer Demokratie gehe es nicht darum, nur der Mehrheit rechtzugeben, so Tammelleo

Dagegen sprach Assunta Tammelleo (Grüne) von einem „guten Grund“ zu diskutieren. „Der Vorschlag der Verwaltung ist aus meiner Sicht eine gute Ausgangsbasis.“ In einem demokratischen Rechtsstaat geht es nicht darum, nur der Mehrheit Recht zu geben. Über die Straßennamen zu debattieren, sei kein Kokolores. Wer beurteile, ob der Stadtrat Wichtigeres zu tun habe, werde zu unterschiedlichen Schlüssen kommen.

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Stadtrat stellt Reminiszenz an Kardinäle Faulhaber und Wendel in Waldram auf den Prüfstein.

Von Konstantin Kaip

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