Süddeutsche Zeitung

Kein River-Surfing in Wolfratshausen:Surfwelle endgültig beerdigt

Der Stadtrat beschließt einstimmig die Abwicklung des Prestigeprojekts auf dem Kanal der Weidachmühle.

Von Konstantin Kaip

Der Tagesordnungspunkt Nummer vier hat bei der Wolfratshauser Stadtratssitzung am Dienstag überrascht: "Projekt Surfwelle: weitere Vorgehensweise" stand auf dem Programm. Dabei hatte sich das Gremium im Februar doch einstimmig von dem seit neun Jahren geplanten Prestigeprojekt verabschiedet, weil die erneut gestiegenen Gesamtkosten von circa 1,4 Millionen Euro nach einhelliger Meinung nicht mehr tragbar waren. Anlass zur Hoffnung, dass die bereits wasserrechtlich genehmigte und vom Leader-Programm mit Förderung bedachte Welle an der Weidachmühle doch noch realisiert werden könnte, gab die Sitzung am Dienstag dann aber keinen. Vielmehr wurde der Tagesordnungspunkt zur endgültigen Beerdigung des Projekts, für das Verein "Surfing Wolfratshausen" und zahlreiche Stadträte lange und tapfer gekämpft hatten.

Bürgermeister Klaus Heilinglchner (BVW) hatte den Punkt auf die Tagesordnung gesetzt, weil der Verein um eine Entscheidung bis Ende Juli gebeten hatte - und um der Kritik der Wellenkonstrukteure von Dreamwave Rechnung zu tragen: Diese hätten kurz nach der Februar-Sitzung ein Angebot per Mail für eine "Single Ramp" vorgelegt, sagte er, die günstiger sei als die "Modul-Ramp", die zuvor empfohlen und auch geplant worden war. Mit dieser flexibel beweglichen Wellenkonstruktion, hatte es stets geheißen, könne auf unterschiedliche Wasserstände im Kanal reagiert und so die Betriebszeit verlängert werden. Die "Single Ramp" ist laut Hersteller weniger flexibel. Wie sehr sie den ursprünglich geplanten Betrieb einschränke, müsse nochmals geprüft werden. Zudem müsse man die einfache Rampe europaweit ausschreiben, das Projekt umplanen und die Genehmigung anpassen. Leader dränge auf eine Entscheidung, die einen erneuten Rückzieher nicht erlaube. Und die Preisentwicklung sei nicht abzusehen. Seine Meinung dazu tat Heilinglechner, lange einer der größten Wellen-Verfechter, gleich einleitend kund: "Es macht einen Sinn, weitere Büros zu beauftragen und noch mehr Geld auszugeben", sagte er. Wolle man aber das Projekt fortführen, "will ich keine Kostendiskussion mehr".

Alle Stadträte waren indes der Ansicht, dass eine "Single Ramp" keine gleichwertige Alternative und das Risiko zu hoch sei. Einstimmig beschlossen sie, den Bürgermeister mit der Abwicklung des Projekts zu beauftragen und elf Beschlüsse für die Surfwelle aufzuheben - Sepp Schwarzenbach (CSU), Annette Heinloth (Grüne) und Patrick Lechner (FDP) mit schwerem Herzen, wie sie betonten. Den Mitgliedern von "Surfing Wolfratshausen" sprachen alle höchste Anerkennung aus. "Es ist einfach immens, was der Verein hier geleistet hat", sagte Heilinglechner. Dafür gab es vom ganzen Gremium Applaus.

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