Wolfratshausen:Stadträte empört über Baumfrevel

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Die Oberbayerische Heimstätte GmbH lässt in Wolfratshausen riesige Föhren fällen - CSU spricht von "anarchischen Zuständen".

Bernhard Lohr

Der Streit um Baumfällungen in Wolfratshausen ist am Mittwoch eskaliert. Mieter von Wohnblocks an der Anemonenstraße in Farchet protestierten massiv gegen das Vorgehen eines Trupps von Arbeitern, die etwa acht gut 20 Meter hohe Föhren und fünf kleinere Bäume umsägten. Nicht minder empört reagierten Stadträte von CSU und Bürgervereinigung (BVW), die alarmiert worden waren und an Ort und Stelle Konsequenzen forderten. CSU-Fraktionschef Manfred Fleischer attackierte scharf den Geschäftsführer der gemeinnützigen Oberbayerischen Heimstätte GmbH, der das Grundstück gehört.

Stadt und Anwohner wurden von der Baumfällung überrascht. Stadtrat Josef Praller (im Bild) war sprachlos. (Foto: privat)

Als gegen 10.30 Uhr die Männer mit Motorsägen anrückten, stellte sich ihnen der Nachbar Michael Röttig entgegen und drohte, freiwillig nicht das Feld zu räumen. Die Polizei kam, und die Arbeiten begannen. Daraufhin wandte sich Röttig an Bürgermeister Helmut Forster (BVW) im Rathaus, der Geschäftsführer Zaigler anrief. Forster sagte auf SZ-Anfrage, Zaigler habe ihm versprochen, mit dem Bauleiter zu sprechen. Weitergehende Zusagen habe er nicht gemacht. Forster verurteilte das Vorgehen, sagte aber auch, die Fällung sei rechtmäßig. "Wir als Stadt haben überhaupt keine Handhabung." Auf Privatgrund sei ohne Baumschutzverordnung nichts zu machen. Rötting zeigte sich verzweifelt. "Die machen uns alles kaputt", rief er. Die Mieter würden komplett übergangen.

Nach den großflächigen Einschlägen im Wolfratshauser Bergwald ist die Reizschwelle dieser Tage ohnehin schon niedrig, wenn es um Bäume in der Stadt geht. In der Anemonenstraße kämpfen die Anwohner seit Jahren erbittert gegen Fällaktionen. Bereits im September 2007 wandte sich CSU-Mann Fleischer einmal direkt an den Parteifreund und Bezirkstagspräsidenten Franz Jungwirth und stoppte laufende Fällungen durch den Bauträger im Eigentum des Bezirks. Ähnliche Vorfälle folgten. Auch am Mittwoch eilte der studierte Forstwirt mit Fraktionskollegen an den Ort des Geschehens. "Wir werden einen Vorstoß machen, dass dieser Geschäftsführer, Michael Zaigler, seiner Ämter enthoben wird", sagte Fleischer. Das Vorgehen eines Bauträgers im Eigentum der öffentlichen Hand sei untragbar. Das seien "anarchische Zustände". Stadtrat Richard Kugler (CSU) sprach von "Wildwest-Methoden". Alfred Fraas (CSU) sagte, es würden an der Verwaltung und am gewählten Stadtrat vorbei "Tatsachen geschaffen". Josef Praller (BVW): "Ich bin sprachlos."

Die Stadträte regten sich auch deshalb auf, weil der Bauausschuss des Stadtrats vorige Woche eine Bauvoranfrage für das besagte Grundstück abgelehnt hatte, in der die Heimstätte größtmöglichen Baumschutz angekündigt hatte. Die Ortsvorsitzende des Bunds Naturschutz, Gisela Becker, bestand darauf, eine Baumschutzverordnung einzuführen. Fraas ließ anklingen, dies könnte sinnvoll sein. Forster hingegen sagte, das bringe nichts. Die Stadt garantiere den Baumschutz über Bebauungspläne. Für das betroffene Areal fehlt ein solcher. Zaigler reagierte auf SZ-Anfrage nicht.

© SZ vom 24.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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