Wie derzeit in vielen Kommunen soll auch in Wolfratshausen eine Freiflächen-Photovoltaikanlage (PV) entstehen. Am Rande des Golfplatzes Bergkarmerhof soll auf 3,5 Hektar Sonnenenergie für 600 Haushalte produziert werden. Der Stadtrat hat im Frühling vergangenen Jahres mehrheitlich beschlossen, mit einer Bauleitplanung den Weg für die Anlage zu ebnen, die der Eigentümer des Golfplatzes errichten lassen will. Dafür müssen der Flächennutzungsplan geändert und ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden. Zum Sonnenenergie-Eldorado wird Wolfratshausen aber dadurch vorerst nicht. Plänen für eine weitere Freiflächen-PV-Anlage hat der Bauausschuss am Mittwoch eine Absage erteilt.
Der positive Beschluss hatte andere Investoren auf den Plan gebracht: Das Ingolstädter Unternehmen Anumar stellte am Mittwoch im Bauausschuss Pläne für eine Freiflächen-PV-Anlage in unmittelbarer Nähe der bereits angedachten vor, mit etwa neun Hektar Fläche und einer Maximalleistung von circa elf Megawatt. Ihr Antrag, auch dafür eine Bauleitplanung anzustoßen, wurde indes einstimmig abgelehnt. Zunächst wolle man die Stellungnahmen im laufenden Verfahren zur kleineren Anlage am Golfplatz abwarten, hieß es. Auch erschien den Stadträten die zu überplanende Fläche von neun Hektar angesichts der geringen Gesamtfläche des Stadtgebiets von 913 Hektar zu wertvoll.
Anumar will acht Millionen Euro investieren
Zuvor hatte Anumar-Geschäftsführer Markus Brosch seine Firma und die Projektpläne vorgestellt. Die Ingolstädter betreiben zahlreiche Freiflächen-PV-Anlagen in ganz Deutschland, darunter in Berg in Gau die mit 200 Hektar zweitgrößte im Bundesgebiet. Für die jeweiligen Anlagen gründe Anumar in den betreffenden Gemeinden je eine eigene Projektgesellschaft, sodass die Gewerbesteuer auch in den betreffenden Kommunen bleibe, betonte Brosch.
Auf den in Wolfratshausen erwogenen Arealen mit knapp neun Hektar sei eine Stromproduktion möglich, die rund 8900 Tonnen CO2 pro Jahr einspare, erklärte Brosch. Nach dem Bauleitplanverfahren, das etwa ein Jahr dauere, wolle seine Firma acht Millionen Euro in den Solarpark investieren. "Es muss eine Win-Win-Situation sein für alle Beteiligten", sagte Brosch: Grundstückseigentümer, Kommune und Betreiber. Wenn gewünscht, sei auch eine Bürgerbeteiligung an der Anlage möglich.
Für Richard Kugler sind die Anlagen "optische Umweltverschmutzung"
Auf Nachfrage von Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) wie denn so eine Bürgerbeteiligung aussehen und in welchem Anteil sie realisiert werden könne, antwortete Brosch, dass es dafür mehrere Möglichkeiten gebe, die Anumar andernorts bereits realisiert habe. Grundsätzlich sei er bereit, eine Bürgerbeteiligung bis zur Hälfte der Anteile zuzulassen. Dazu sei ein Genossenschaftsmodell möglich. Prognosen zur Rendite seien aber angesichts der schwankenden Märkte "unseriös". Sein Unternehmen werde die Anlagen niemals an fremde Investoren veräußern, versprach Brosch. Zudem müsse er vertraglich den Rückbau nach 30-jähriger Laufzeit zusichern.
Die Stadträte verfolgten seinen Vortrag, zu dem auch eine Prognose zum notwendigen Anstieg des Solarstromanteils in der Energieversorgung gehörte, mit großem Interesse, konnten sich aber nicht zu einem positiven Beschluss durchringen. Grundsätzlich gegen PV-Freiflächenanlagen sprach sich zwar nur Richard Kugler (Wolfratshauser Liste) aus, der diese als "optische Umweltverschmutzung und Umweltzerstörung" betitelte. Photovoltaik gehöre auf Dächer und nicht auf wertvolle Grünflächen, befand er. Und auch dort könne sie an dunklen Wintertagen eine zuverlässige Stromversorgung nicht garantieren. Doch auch die Befürworter von Solarparks wollten dem Projekt kein grünes Licht geben.
"Zu nah am aktuell laufenden Verfahren"
"Wir sind absolut für erneuerbare Energien", sagte Hans-Georg Anders von den Grünen. Bei neun Hektar rede man aber über ein Prozent der Bruttogesamtfläche Wolfratshausens. Abzüglich der nicht nutzbaren Fläche sei der Anteil noch höher. Auch BVW-Sprecher Josef Praller wollte diese "Riesenfläche" nicht vorschnell überplanen lassen - zumal, wie er betonte, derzeit das Verfahren für die kleinere "relativ ortsnahe" PV-Freiflächenlage noch laufe. Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange, etwa im Natur- und Wasserschutz, lägen noch nicht vor. "Erst müssen wir abwarten, wie es sich damit verhält." Dies fand auch der Zweite Bürgermeister Günther Eibl (CSU).
Die vermeintliche Gunst der Stunde erwies sich letztlich für den Investor also eher als Ungunst. "Es ist nicht, weil Wolfratshausen die Energiewende ablehnt", erklärte Heilinglechner schließlich zum einstimmigen Ablehnungsbeschluss. "Aber es ist jetzt ein bisschen zu nah am aktuell laufenden Verfahren."
Abgelehnt hatten die Stadträte zuvor auch die Bauvoranfrage für eine weitere kleinere Freiflächen-PV-Anlage auf dem Bolzplatz südlich des Sportplatzes in Farchet. Das Areal sei als Naherholungsgebiet mit dem Zweck "Ballspielwiese" ausgewiesen, so die Begründung. Zudem sei es von Bäumen umgeben und deshalb ungeeignet.