Neuer Wolfratshauser Kulturreferent:"Ich bin happy, wenn die Leute wieder feiern können"

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Auch auf dem Wolfratshauser Marienplatz dürfte es heuer wieder rundgehen. Das Foto entstand 2019. (Foto: Hartmut Pöstges)

Sepp Schwarzenbach eröffnet in Kürze einen Tanzclub im Wolfratshauser Gewerbegebiet. Auch um die "Hochkultur" ist es in seinen Augen in Wolfratshausen gut bestellt.

Von Stephanie Schwaderer, Wolfratshausen

Sepp Schwarzenbach (CSU) ist der neue Kulturreferent der Stadt Wolfratshausen. Mitte Februar hat der 31-Jährige Alfred Fraas abgelöst, der auf eigenen Wunsch aus dem Stadtrat ausgeschieden ist. Schwarzenbach ist Vorsitzender der Jungen Union Wolfratshausen, betreibt im Gewerbegebiet am Hans-Urmiller-Ring die Zeppelin-Bar und eröffnet dort am 18. März den Club Tingeltangel, in dem es vor allem Hiphop-, Punk- und Techno-Konzerte geben soll.

SZ: Herr Schwarzenbach, welches Buch lesen Sie gerade?

Sepp Schwarzenbach: Prinzessin Insomnia von Walter Moers.

Und welcher Sender läuft im Radio, wenn Sie Auto fahren?

Bayern 2. Der ist für mich einer der besten Lieferanten von Politik und neuen Künstlern.

Waren Sie schon einmal in der Oper?

Ja, natürlich.

In welcher zuletzt?

Na ja, Oper war es in dem Fall nicht, als ich zuletzt im Gasteig war, aber das zählt ja auch mit rein; das war witzigerweise Helge Schneider. Und davor war ich in "Clowns" im Prinzregententheater.

Also sagen wir nicht Oper, sondern klassisches Konzert. Was war das?

Das müsste "Clowns" gewesen sein, aber das ist schon zwei Jahre her.

Sepp Schwarzenbach bei seinem ersten Auftritt in neuer Funktion im Erinnerungsort Badehaus. (Foto: Hartmut Pöstges)

Bei welcher Musik geht Ihnen das Herz auf?

Bei allen. Es gibt keine Musik, die für mich einen besonderen Stellenwert hat. Das einzige, für das ich keine große Leidenschaft habe, ist Pop. Aber ansonsten mag ich alles - Jazz, Drum 'n' Bass, Punk, klassische Musik.

Spielen Sie ein Instrument?

Ja, Gitarre, leidenschaftlich. Ich hatte den Flamenco-Spieler Gulââb aus Geretsried als Lehrer.

Auf einer Skala von eins bis zehn, wie steht es um das Kulturleben in Wolfratshausen?

Momentan sind wir, würde ich sagen, bei der Sechs, so langsam tauchen ja alle wieder aus dem Winterschlaf auf. Und im Sommer, schätze ich, tendieren wir zur Acht, wenn uns Corona wieder Luft zum Atmen lässt.

Wo liegt in Ihren Augen das kulturelle Potenzial der Stadt?

Spannend finde ich, dass wir mehrere Steckenpferde haben. Einmal sind wir mit dem Badehaus sehr schön aufgestellt mit der Hochkultur. Der Isar-Loisach-Kulturverein macht wunderbare Arbeit direkt am Menschen in der Innenstadt. Die städtische Kulturmanagerin Marlene Schretzenmaier macht tolle Arbeit mit der Loisachhalle: von informativen Vorträgen bis zu Konzerten der Musikschule. Dann haben wir das große Event Flussfestival, das nach außen eine Strahlkraft hat. Und in den Herbst hinein gibt es ja dann meistens das Wirtefest, wo einfach alle Leute leichten Zugang zur Kultur haben.

Sie haben es eben schon erwähnt: Ein beachtlicher Teil des Kulturlebens beruht auf ehrenamtlicher Arbeit. Der Erinnerungsort Badehaus wird von einem Verein betrieben; der Konzertverein Isartal bietet seit Jahren eine ambitionierte Klassik-Reihe an; und mit dem Kunstturm im Schwankl-Eck, den der Kulturverein Isar-Loisach bespielt, gibt es endlich auch einen Ort für die Bildende Kunst. Könnte sich die Stadt da stärker engagieren?

Dieses Haushaltsjahr war zu schwierig, als dass man da leichtfüßig eine große finanzielle Unterstützung ansetzen konnte. Aber natürlich gehört es zur Arbeit eines Kulturreferenten, auch unentgeltliche Sachen, die sich ohne viel Aufwand machen lassen, zusammenzutragen und da auch Lösungen zu finden.

Was meinen Sie damit?

Oftmals sind es ja nur Kleinigkeiten. Dann kann man vermittelnd mit einer Bühne aushelfen und Räumlichkeiten schaffen. Ich denke, das ist vor allem viel Kommunikationsarbeit.

Wie viel Einfluss haben Sie auf die Verteilung von Fördergeldern?

Das letzte Wort hat der Stadtrat, also der Kultur- oder der Hauptausschuss.

Und das erste Wort? Hat Ihres besonderes Gewicht?

Das kann ich noch nicht abschätzen. So lange bin ich noch nicht im Amt.

Wo verläuft für Sie die Grenze zwischen Kunst und Krempel? Wohin soll das Geld fließen?

Das kann ich nicht bewerten. Das ist individuell. Da gibt es keine klare Linie. Kunst ist ja fast immer brotlos.

Aber wenn jemand Sie anspricht und sagt: Wir machen da etwas Tolles, können Sie uns unterstützen? Nach welchen Kriterien entscheiden Sie dann?

Ich kann das nicht alleine entscheiden. Letzten Endes muss ich mich da mit der Stadt unterhalten. Meiner Auffassung nach bin ich mehr das repräsentative Bindeglied zwischen Bürger und Stadt.

Das heißt, Sie werden künftig auf viele Veranstaltungen gehen?

Auf jeden Fall!

Freuen Sie sich auf Ihr Amt?

Total. Ich bin auch überrascht, wie viele Leute mich schon angesprochen und sich positiv geäußert haben: dass das mal ein Junger macht, der selber kulturschaffend ist.

Ihre Vision von Wolfratshausen in fünf Jahren?

Ich bin schon happy, wenn die Leute wieder unbeschwert feiern können. Wenn sie unbeschwert Kunst genießen können. Egal, ob das in fünf Jahren ist oder in einem halben. Ich denke, das ist das, worüber jeder Kunst- und Kulturtreibende am meisten glücklich ist. Zur Kultur gehören ja auch das Maibaumaufstellen oder historische Fahrzeuge.

Wird es den Kunstturm in fünf Jahren noch geben?

Das weiß ich nicht.

In Ihrer Vision?

Natürlich! Alles, was möglich ist.

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