Reden wir über:Das Sebastiani-Verlöbnis

Lesezeit: 2 Min.

Rainer Lorz, Kommandant der Wolfratshauser Gebirgsschützen. (Foto: privat/oh)

Rainer Lorz, Kommandant der Wolfratshauser Gebirgsschützen, äußert sich zu den Hintergründen der jährlichen Prozession.

Interview von Benjamin Engel, Wolfratshausen

In Wolfratshausen ist der Heilige Sebastian vielfach präsent. Der christliche Märtyrer ist auf dem Seitenaltar der Pfarrkirche St. Andreas zu sehen. Der Sebastianisteg mit einem Bronzerelief des Schutzpatrons vor Seuchen und auch der Schützen verbindet die beiden Loisachufer miteinander. Am Sonntag um den Sebastiani-Tag am 20. Januar feiern die 1983 wieder gegründeten Wolfratshauser Gebirgsschützen ihren Patronatstag und beteiligen sich an der Sebastiani-Prozession. Diesmal fällt der Termin auf Sonntag, 19. Januar. Beginn ist um 10.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche mit einem Gottesdienst und Totengedenken. Um 18 Uhr folgt die Prozession im Markt. Der Kommandant der Wolfratshauser Gebirgsschützen, Rainer Lorz, erklärt, was es mit dem Sebastiani-Verlöbnis auf sich hat und warum Traditionspflege für ihn wichtig ist.

SZ: Herr Lorz, die Gebirgsschützen spielen bei der Sebastiani-Prozession eine große Rolle. Woher kommt denn die Tradition, und was hat es mit dem Verlöbnis auf sich?

Rainer Lorz: Der Heilige Sebastian war Offizier der Leibgarde des römischen Kaisers und ist als Märtyrer für seinen christlichen Glauben gestorben. Er ist auch der Schutzpatron gegen Seuchen und die Pest. 1634 wütete die Pest in Wolfratshausen. Die Sebastiani-Bruderschaft, in deren Nachfolge wir uns als Gebirgsschützen sehen, hat mit der Prozession begonnen. Die Bruderschaft und die Bürger von Wolfratshausen haben das Verlöbnis gegeben, den Heiligen Sebastian jährlich neu zu ehren, wenn er die Menschen vor der Seuche beschützt.

Warum ist die Tradition für die Wolfratshauser Gebirgsschützen wichtig?

Als Schützen haben wir den Heiligen Sebastian als unseren Schutzpatron. Deswegen organisieren wir am Tag der Sebastiani-Prozession unseren Jahrtag und gedenken der Toten. Dafür kommen vormittags Kompanien aus dem Loisachgau und aus Tirol. Zu unserem Jahrtag beginnt um 10.30 Uhr die Messe, und wir erinnern an die Toten.

Wer beteiligt sich an der Sebastiani-Prozession?

Die Stadtpfarrkirche organisiert die Prozession. Wir Gebirgsschützen begleiten den Zug mit Fackeln. Generell eingeladen sind alle Wolfratshauser Vereine und die Bevölkerung.

Welche Bedeutung hat denn die christliche Tradition der Sebastiani-Prozession für Sie ganz persönlich?

Damals haben die Menschen den Heiligen Sebastian um Hilfe gegen den „Schwarzen Tod“ gebeten. Für mich ist es wichtig, die Traditionen zu pflegen und für eine gute Zukunft weiterzugeben. Der Sebastiani-Tag ist für mich mehr als nur ein reiner Gedenktag. Der „Schwarze Tod“ von heute ist für mich das Schwinden unserer Wurzeln, das Nachlassen unseres Glaubens und das Zerbrechen der Gemeinschaft. Insofern haben wir eine Verantwortung, die Tradition zu bewahren.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: