Wolfratshausen:Schule aus

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Peter Altstidl hat vier Jahrzehnte in der Schullandschaft des Nordlandkreises gewirkt. Nun geht der Rektor der Grund- und Mittelschule in den Ruhestand. Sein Nachfolger kommt aus Beuerberg.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Es sind nur noch wenige Tage bis zum Ferienbeginn am Freitag. Für Rektoren sind es das stressige Tage. Peter Altstidl aber wirkt gelöst in seinem Dienstzimmer der Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg in Wolfratshausen. Sicher: Er muss noch zahlreiche Zeugnisse unterschreiben, von den insgesamt 600 habe er in etwa zwei Drittel geschafft, sagt er. Fehlen also noch 200. "Wenn man so oft seinen Namen schreiben muss, weiß man gar nicht mehr, wie man heißt", sagt er und lächelt. Es ist ein zufriedenes Lächeln, voller Vorfreude auf die Ferien. Für Altstidl werden es die letzten Ferien sein. Der 64-Jährige geht zum Schuljahresende in den Ruhestand, nach 13 Jahren als Rektor der ehemaligen Volksschule.

Die Zahl 13 hat eine besondere Präsenz in seiner Karriere, dreimal kommt sie in seinem Lebenslauf vor. 13 Jahre war er Lehrer in Dietramszell, ebenso lang in Waldram, wo er Konrektor wurde - und nun als Rektor der größten Mittelschule im Landkreis. Zusammen mit dem einen Jahr, das Altstidl in Bad Grönenbach im Allgäu unterrichtete, ergibt das 40 Jahre als Lehrer. "Eine runde Sache", findet er. Sein Antragsruhestand - eigentlich wäre seine Pensionierung erst im Februar 2018 fällig - sei eine "persönliche Entscheidung", sagt der scheidende Rektor. Und macht keinen Hehl daraus, dass er sich darauf freut. "Das berühmte weinende Auge wird es bei mir nicht geben", sagt er.

Der Anschieber geht: Rektor Peter Altstidl, hier bei einem Schulfest, leitete 13 Jahre lang die Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg. (Foto: Hartmut Pöstges)

Als Rektor in Wolfratshausen hat Altstidl in Wolfratshausen viel gemeistert: Vor allem natürlich die Umstellung von der Volksschule in eine Grund- und Mittelschule im Jahr 2011. Schon vorher wurde die Schulsozialarbeit am Hammerschmiedweg installiert, und auch der Ganztagszug, der dort von der fünften bis zur neunten Klasse etabliert wurde, gehört zu den Errungenschaften seiner Amtszeit. Im vergangenen Schuljahr gab es überdies die erste Übergangsklasse für Schüler mit geringen Deutschkenntnissen. Die aber muss nun in einer anderen Schule unterkommen. "Bedarf bestünde nach wie vor", sagt Altstidl. "Aber wir haben einfach keinen Platz mehr." Schließlich gebe es im kommenden Schuljahr fünf erste Klassen, hinzu kämen drei neunte Klassen, die untergebracht werden müssen.

"Unser größtes Problem ist die Raumnot", sagt Altstidl. So brauche die Schule unbedingt eine richtige Mensa als Ersatz für die provisorische in der Aula, die seit Einführung des Ganztagsunterrichts 2007 besteht. Und Gruppenräume für die Ganztagsklassen. "Man muss kreativ sein", weiß Altstidl. Das habe er auch schon seinem Nachfolger Frank Schwesig gesagt, der bislang Rektor der Beuerberger Grundschule war. "Aber er kommt in ein gutes Team rein, mit zwei erfahrenen Konrektorinnen, die sicher zu einer guten Lösung kommen werden."

Am Donnerstag wird Peter Altstidl vom Kollegium verabschiedet, am Freitag gibt er zum letzten Mal Zeugnisse aus. (Foto: hap)

Altstidl, der auch zehn Jahre lang im Kreisvorstand des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands war, weiß um die Herausforderungen, die auf seinen Nachfolger zukommen: "Es wird zweifelsohne Personalprobleme geben", sagt er. Schon jetzt gebe es zu wenige Fachlehrer, für die Integration von Flüchtlingen werde der Bedarf noch steigen. Was die Zukunft des Schulstandorts Wolfratshausen betrifft, ist Altstidl zuversichtlich. Schließlich habe der Stadtrat gerade das Plangutachten für die Fusion der Mittelschulen am Hammerschmiedweg in Auftrag gegeben. "Ich bin hoffnungsvoll, dass es in Bälde weitergeht", sagt er. Altstidl blickt zufrieden auf die Jahre in Wolfratshausen zurück. Er lobt sein "engagiertes Kollegium", das ihm die Arbeit sehr erleichtert habe, aber auch den "sehr guten Elternbeirat" und die Stadtverwaltung, die stets ein offenes Ohr für die Schule gehabt habe.

Am Donnerstag wird er vom Kollegium verabschiedet, am Freitag hat er seine letzte offizielle Amtshandlung als Rektor: Er wird die Viertklässler in der Aula verabschieden. Es wird auch der letzte Auftritt des Bärs "Brummi" sein. Die Handpuppe, mit der der Rektor 13 Jahre lang die Erstklässler begrüßt hat, werde mit ihm in den Ruhestand gehen, sagt Altstidl.

Der 64-Jährige freut sich nun aufs "ausgiebige Zeitunglesen" zu Hause in Oberhaching. Und auf Wanderungen unter der Woche. Alles andere, sagt der Vater einer Tochter, die kurz vor Abschluss ihres Jurastudiums steht, werde sich ergeben. Bis er realisiert, dass er in Ruhestand ist, werde es noch einige Wochen dauern, glaubt Altstidl - bis zum 12. September, dem Termin für die erste Lehrerkonferenz. "Vielleicht bin ich dann im Bräustüberl Tegernsee", sagt Altstidl und lächelt wie ein Schüler vor den ganz großen Ferien.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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