Süddeutsche Zeitung

Wolfratshausen:Sahnehäubchen

Armida-Quartett kommt in die Loisachhalle

Von Reinhard Szyszka, Wolfratshausen

Nein, über Mangel an Konzerten können sich die Kammermusikfreunde in Wolfratshausen und Umgebung zurzeit wirklich nicht beklagen. Erst das internationale Streichquartett-Festival "Ickinger Frühling" mit gleich drei hochkarätigen Ensembles an nur zwei Tagen, Quartett-Kunst geballt. Und dann, nur eine Woche später, steht der nächste Höhepunkt an, diesmal in der Loisachhalle. Das Armida-Quartett aus Berlin, vor drei Jahren beim ARD-Wettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichnet, hat sich für Sonntag, 17. Mai, in der Reihe "Klassik pur im Isartal" angesagt.

Der Name ist Programm: Auf Joseph Haydn, den Vater des Streichquartetts, wollten die vier jungen Musiker Bezug nehmen, als sie sich 2006 zum festen Ensemble zusammengeschlossen haben. Aber nicht einfach "Haydn-Quartett" sollte es sein, sondern etwas Ausgefallenes, Originelles, dabei auch Wohlklingendes.

Fündig wurden sie schließlich bei einer von Haydns Opern: "Armida", komponiert 1783. Das "Armida-Quartett" war geboren; Meisterkurse bei etablierten Streichquartetten schlossen sich an. Mit geradezu spektakulärem Erfolg: 2012 errangen die jungen Künstler noch fast als Studenten beim knallharten ARD-Wettbewerb nicht nur den ersten Preis, sondern auch den Publikumspreis und sechs Sonderpreise. Einen besseren Grundstein für eine internationale Karriere hätte es für sie gar nicht geben können.

In der Loisachhalle wird das Armida-Quartett natürlich mit seinem Namenspaten Haydn aufwarten. Das berühmteste Haydn-Quartett überhaupt steht auf dem Programm: Das "Kaiser-Quartett" mit seinen Variationen über das Lied "Gott erhalte Franz den Kaiser", heute mit anderem Text als deutsche Nationalhymne bekannt.

Doch auch die Musik des 20. Jahrhunderts spielt für das Armida-Quartett eine wichtige Rolle. Deshalb folgen als zweiter Programmpunkt die "Drei Stücke für Streichquartett" von Igor Strawinsky, Miniaturen von nur wenigen Minuten Dauer, während des Ersten Weltkriegs in der Schweiz komponiert. Den Schlusspunkt des Konzerts setzt das letzte Quartett von Franz Schubert, ein Meisterwerk des frühen 19. Jahrhunderts, für seine Zeit ebenso revolutionär und bahnbrechend wie Strawinskys "Drei Stücke" knapp 100 Jahre später.

Was fasziniert die vier jungen Musiker an den altehrwürdigen Werken? "Das ist ja das Schöne am Streichquartett, dass es nie gleich klingt", hat Cellist Peter-Philipp Staemmler in einem Interview erklärt. "Die Werke der klassischen Musik sind so reich, dass es für Millionen Jahre reicht und jeder Künstler noch etwas Neues dazu sagen kann."

Man darf gespannt sein, was das Armida-Quartett an Neuem zu Haydn, Strawinsky und Schubert sagen wird. Und es ist den Musikern zu wünschen, dass die Musikfreunde in Scharen in die Loisachhalle strömen und nicht wegen Übersättigung fernbleiben. Der "Ickinger Frühling" bietet an diesem Wochenende ein großartiges, vielseitiges Programm; der Auftritt des Armida-Quartetts eine Woche später ist dann das Sahnehäubchen dazu.

Loisachhalle Wolfratshausen, Sonntag, 17. Mai. Um 19.15 Uhr beginnt der Einführungsvortrag, um 20 Uhr das Konzert; Karten zu 24 Euro (zwölf Euro für Schüler, Studenten und Schwerbehinderte) bei allen Vorverkaufsstellen von München Ticket sowie beim Bürgerbüro der Stadt Wolfratshausen, Telefon 08171/214 0, Restkarten gibt es an der Abendkasse.

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Quelle:
SZ vom 08.05.2015
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