Wolfratshausen:Ringen um ein "Gedächtnis der Stadt"

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Der Vorschlag, dass das Stadtarchiv ins Badehaus in Waldram zieht, ist für Sybille Krafft noch lange nicht vom Tisch. Für die Idee warb die Vorsitzende des Historischen Vereins bei der CSU.

Von Matthias Köpf

In der Frage, ob das Stadtarchiv im Waldramer Badehaus untergebracht werden soll, verhält sich die CSU bislang eher ablehnend. (Foto: Hartmut Pöstges)

Sybille Krafft steht zwar selbst nicht zur Wahl, doch in den laufenden Wolfratshauser Kommunalwahlkampf bringt sich die Doppelvorsitzende des Historischen Vereins und des Vereins "Bürger fürs Badehaus Föhrenwald-Waldram" trotzdem ein. Sie wirbt vor allem dafür, dass sich die Stadträte selbst noch einmal eine Wahlmöglichkeit verschaffen, indem sie sich erst einmal nicht entscheiden.

Denn Bürgermeister Helmut Forster will am 11. Februar - also in der letzten Ratssitzung vor der Wahl im März - noch einmal die beiden Entwürfe für ein Stadtarchiv am Loisachufer zur Abstimmungen stellen. Krafft und ihre Mitstreiter dagegen dringen darauf, dass vor allem auch das Waldramer Badehaus noch einmal als Standort untersucht wird. Am Montag bei der SPD waren sie damit erfolgreicher als am Donnerstag bei der CSU. Die hat in der Archiv-Debatte auch intern erkennbar noch nicht zu einer gemeinsamen Linie gefunden.

Die beiden aufs Neue miteinander verknüpften Themen Archiv und Badehaus bewegten bei der CSU viele Gäste, fand doch die Veranstaltung nur einen Steinwurf vom Badehaus entfernt vor Waldramer Publikum statt. Obwohl Archiv-Rebell Richard Kugler sich nur kurz vorstellte und sonst kein Wort zu dem Thema sagte, erhielt er mehrere lobende Erwähnungen und dafür dann indirekt einigen Applaus. Kugler kämpft gegen ein im Grundsatz längst beschlossenes Archiv am Loisachufer und will im Februar nicht über die Entwürfe entscheiden. Er und seine Fraktionskollegen Alfred Fraas und Helmut Holzheu haben im Dezember beide Modelle abgelehnt, die so beide keine Mehrheit fanden.

Die SPD hat sich darauf festgelegt, das Thema Archiv zu vertagen und samt der Standortfrage neu aufzurollen. Kraffts Forderung, die Stadt müsse das Badehaus als Standort wenigstens seriös prüfen lassen, statt es aufgrund flüchtiger Eindrücke zu verwerfen, hatte die SPD zusätzlich beeindruckt. Bei der CSU wollten nur der Vorsitzende Manfred Fleischer und Bürgermeisterkandidat Peter Plößl Stellung nehmen. Während Fleischer das Badehaus als Archivstandort nach eigenen Worten weiterhin für ungeeignet hält, verwies Plößl auf nötige Beratungen. Krafft versicherte, dass das im Badehaus geplante und von der Stadt mit 500 000 Euro geförderte Dokumentationszentrum auch für sich stehen könne, sich aber mit einem Archiv ideal zu einem "Gedächtnis der Stadt" ergänzen würde.

Unterdessen kommt vom Landesamt für Denkmalpflege die Nachricht, dass Bodenradar-Untersuchungen im Herbst keine Hinweise darauf ergeben haben, dass sich unter dem neueren Betonboden im Badehaus-Keller noch Reste einer jüdischen Mikwe befinden. Die einstige Existenz eines solchen Ritualbads an dieser Stelle ist jedoch durch mehrere Zeitzeugenberichte belegt.

© SZ vom 25.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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