Wolfratshausen:Kahlschlag für die seelische Gesundheit

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Für den Bau der psychiatrischen Tagesklinik müssen auch die letzten beiden großen Bäume auf dem Areal des einstigen Forstamts gefällt werden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Für die psychiatrische Tagesklinik an der Königsdorfer Straße müssen auch die letzten verbleibenden Bäume fallen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die psychiatrische Tagesklinik des Bezirks Oberbayern, die gerade an der Königsdorfer Straße 17 für Erwachsene, Kinder und Jugendliche entsteht, ist für Wolfratshausen ein Gewinn. Schließlich ist sie die erste Einrichtung dieser Art im Nordlandkreis. Die Stadt verliert damit jedoch viel Grün – und zwar den gesamten Baumbestand auf dem Gelände des ehemaligen Forstamts. 35 Gehölze mussten bereits für das Projekt beseitigt werden, nun sollen auch die letzten beiden als schützenswert deklarierten Bäume fallen. Die Kliniken des Bezirks Oberbayern (KBO), die den Komplex errichten lassen, haben deshalb einen Antrag auf isolierte Befreiung vom Bebauungsplan gestellt, dem der Bauausschuss im Stadtrat am Mittwoch mehrheitlich zugestimmt hat. Als Ersatz sollen drei neue Bäume gepflanzt werden.

Die KBO begründet die Fällungen unter anderem damit, dass bei Abgrabungen zum Versetzen der Stützmauer an die neue Grundstücksgrenze ein Großteil der Wurzeln abgetrennt werden müsse. Für den zu erhaltenden Schmutzwasserkanal müsse zudem zwischen den Bäumen und dem Neubau ein 3,50 Meter tiefer Schacht gegraben werden, der den Wurzelbereich ebenfalls „erheblich beeinträchtigt“. Weil sich bei Fällung der benachbarten Gehölze gezeigt habe, dass diese aufgrund der Bodenverhältnisse keine tiefen Wurzeln und stattdessen eine Schieflage gebildet hätten, bestehe außerdem die Gefahr, dass die Bäume bei Unwetter auf die Bundesstraße fallen.

„Wir haben den Planern klargemacht, dass wir uns veräppelt fühlen“

Richard Kugler (Wolfratshauser Liste), hatte dies bereits vor einem Jahr vorausgesagt. „Wir haben viel um die Bäume gekämpft“, sagte er am 2. September 2023 im Bauausschuss. „Jetzt sind keine mehr da bis auf zwei, und die werden wohl auch noch fallen.“ Am Mittwoch zeigte er sich erneut konsterniert. „Die Nutzung passt nicht zum Gelände. Das ist zu viel“, sagte er. „Wir sind auch verärgert“, erklärte Sebastian Sens von der städtischen Bauleitplanung. „Wir haben den Planern klargemacht, dass wir uns veräppelt fühlen.“ Dennoch rate er dazu, den Fällungen zuzustimmen – schon allein aus Sicherheitsgründen.

Die Befreiung für die erneuten Fällungen wurde schließlich mit sieben zu drei Stimmen genehmigt. Neben Kugler stimmten die Grünen Hans Schmidt und Hans-Georg Anders dagegen. Schmidt und Kugler hatten bereits im Dezember 2022 die Fällung der anderen 35 Bäume abgelehnt, ebenso die geänderte Planung für den Klinikkomplex mit kleiner Tiefgarage im September vergangenen Jahres. In der Einrichtung sollen 20 teilstationäre Plätze der Fachrichtung Psychiatrie und eine Institutsambulanz für Erwachsene entstehen. Zudem sollen in der Tagesklinik bis zu 16 Kinder und Jugendliche behandelt und betreut werden.

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