Wolfratshausen:Post vom Papst

Der emeritierte Wolfratshauser Politikprofessor Peter Opitz hat einen Brief von Benedikt XVI. bekommen - mit einen Trick hatte Opitz ihm ein Päckchen geschickt.

Frederik Obermaier

Bereits der Briefumschlag war etwas Besonderes: Schweres weißes Papier, darauf ein edel anmutendes Siegel. Als Peter Opitz das Kuvert öffnete, fand er einen Brief, maschinengeschrieben, mit einer kleinen, krakeligen Unterschrift darunter: "Benedikt XVI." Es war Post vom Papst.

Der Papst schreibt nicht oft nach Wolfratshausen. Und Benedikt XVI. schreibt auch nicht einfach so. Opitz, der lange Zeit als Politikprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) lehrte, hatte Ratzinger ein Paket geschickt. "Mit einem Boten", erzählt der 73-Jährige und wird dann ein bisschen geheimnisvoll: "Der hatte Zugang zu dem persönlichen Referenten des Papstes." Denn einfach per Post - etwa an Joseph Aloisius Ratzinger, I-00120 Città del Vaticano - kam für Opitz nicht in Frage. "Sowas kommt ja nie an."

Also brachte ein Bote vor Kurzem mehrere blau gebundene Bücher zu Benedikt XVI. nach Rom. Es war das zehnbändige Werk "Ordnung und Geschichte" von Eric Voegelin. Der Polit-Philosoph lebte von 1901 bis 1985, erst in Deutschland, dann - als die Nazis an die Macht kamen - in den Staaten. Nach dem Krieg gründete er an der Münchner Uni das Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft. Voegelins Hauptwerk ist "Order and History", auf Deutsch herausgebracht hat es erstmals Peter Opitz.

Und so kam Opitz auch auf die Idee, dem Papst zu schreiben. Denn der wiederum kannte Voegelin, hatte einst sogar mit ihm korrespondiert. Die Briefe fand Opitz, der als Eric-Voegelin-Experte gilt und Anfang der 90er Jahre das gleichnamige Archiv gründete, im Nachlass Voegelins. Als Ratzinger sie schrieb, war er noch Erzbischof. 2005 wurde er Papst, etwas später kam der letzte noch fehlende deutsche Band von "Ordnung und Geschichte" auf den Markt. "Da habe ich mir gedacht, ich schicke dem Papst die Bände mal rüber", erzählt Opitz.

Der Dank kam Anfang März - auf teurem Briefpapier. "Der Papst bestätigt, die Bücher erhalten zu haben, äußert sich äußerst erfreut und bedankt sich", verrät Opitz den Inhalt des Schreibens. Er fühlt sich geehrt. Doch will der Professor die päpstlichen Grüße auch nicht überbewerten. Er hat schließlich irdische Probleme: Das Eric-Voegelin-Archiv braucht Geld - Drittmittel, wie es in der Wissenschaft heißt. "Man kann nur hoffen, dass die päpstlichen Segenswünsche dazu beitragen werden, dass sie etwas üppiger fließen", sagt Opitz, "sonst muss das Archiv bald schließen."

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