Wolfratshausen:Parteifrei für die SPD

Die Sozialdemokraten begründen ihre Vorentscheidung für Fritz Meixner als Bürgermeisterkandidat gerade mit dessen politischer Ungebundenheit: "Das gibt ihm die Chance, ohne Scheuklappen vorzugehen."

Von Klaus Schieder

Wolfratshausen: Stadtjugendpfleger Fritz Meixner sieht "Schnittmengen"mit der SPD.

Stadtjugendpfleger Fritz Meixner sieht "Schnittmengen"mit der SPD.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Bewerber hatte es auch aus den eigenen Reihen gegeben, doch die Wolfratshauser SPD entschied sich anders: Sie will überraschend den parteifreien Stadtjugendpfleger Fritz Meixner als Kandidaten für das Bürgermeisteramt aufstellen. In der internen Mitgliederversammlung habe sich "eine überwältigende Mehrheit" für den 44 Jahre alten Sozialpädagogen ausgesprochen, teilt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Fritz Schnaller, mit. Den Ausschlag für Meixner gab, dass ihm die Sozialdemokraten zutrauen, Stimmen auch jenseits der SPD-Wähler zu holen. Als Externer finde er "vielleicht Akzeptanz bei der Mehrheit der Bürger und auch in anderen Fraktionen", sagt der Vorsitzende des Ortsvereins, Manfred Menke.

Die Verbindung zwischen Meixner und der SPD kam über Reiner Berchtold zustande, der in seiner Zeit als Wolfratshauser Bürgermeister häufig mit dem Stadtjugendpfleger zu tun hatte. "Wir haben uns irgendwann einmal unterhalten, und dabei wurde deutlich, dass Herr Meixner Interesse hätte, sich politisch zu betätigen", berichtet Berchtold. Daraufhin habe es noch mehrere Gespräche gegeben, "das ist dann immer konkreter geworden". Nach Ansicht des ehemaligen Rathauschefs spricht einiges für Meixner. Dieser sei in Wolfratshausen bekannt, habe eine "ausgleichende Art", sei kompromissfähig und bringe eine soziale Einstellung mit.

Überdies habe er im Haushalt für den Kinder- und Jugendförderverein "immer Punktlandungen" hingelegt und sei versiert im persönlichen Umgang mit den Mitarbeitern in der Stadtverwaltung. Für Schnaller ist der Stadtjugendpfleger jemand, der "mitten im Leben steht". Er kenne durch seine Arbeit die Situation vieler Wolfratshauser Bürger, sagt der stellvertretende Fraktionssprecher. Zudem sei er parteipolitisch ungebunden, "das gibt ihm die Chance, ohne Scheuklappen vorzugehen und zu sagen: Schauen wir uns die Probleme an".

Meixner selbst sieht sich in Wolfratshausen als kommunalpolitischen Quereinsteiger, ansonsten durch seine 18-jährige Tätigkeit als führender Jugendarbeiter in der Stadt aber als "gut verwurzelt" an. Politik für Kinder, Jugend und Familie sei "immer Querschnittspolitik, da kommen viele Themen an", sagt er. Das gelte auch für die verwaltungstechnische Seite. Bei einem Kinderhort gehe es um Gebäudemanagement, bei einem neuen Skaterplatz um baurechtliche Aspekte, beim Antrag auf Geld für die Jugendarbeit um Stadtfinanzen.

"Ich glaube, ich kann auch sehr gut mit der Verwaltung kooperieren", sagt Meixner. Außerdem weist er darauf hin, dass er seit 2001 als beratendes Mitglied im Kultur-, Jugend- und Sozialausschuss des Stadtrats sitzt, seit 2008 als beschließendes Mitglied im Jugendausschuss des Kreistags. Kommunalpolitisch sei er mithin nicht unerfahren, sagt er.

Mit der SPD verbindet ihn nach eigener Aussage ein "Grundkonsens", dies gelte vor allem für Themengebiete wie Soziales und Bildung. Gleichwohl strebt er vorerst nicht das rote Parteibuch an. Er werde auf jeden Fall als parteifreier Kandidat antreten, avisiert er. Ob sich das in drei oder vier Jahren ändern wird, mag er jetzt nicht vorhersagen. Allerdings sieht er "eine Nähe und viele Schnittmengen" mit den Sozialdemokraten. "Man kann ja nicht für jede Partei kandidieren."

Wichtig ist dem SPD-Bewerber das "Wie" in der Lokalpolitik. Würde er zum Bürgermeister gewählt, wäre er nicht ein "Meister der Bürger", sondern jemand, "der einer Gemeinde vorsteht, der Prozesse in Gang bringt, leitet und moderiert". Auch wenn er selbst nach der Geburt seines dritten Kindes einst aus Kostengründen nach Benediktbeuern umzog, sieht er sich Wolfratshausen "tief verbunden". Die Stadt sei für ihn längst "viel mehr als eine berufliche Heimat", sagt er.

Über Meixners parteiinterne Konkurrenz mag sich der SPD-Ortsvorsitzende Menke nicht äußern. Er selbst hatte eine Kandidatur erwogen, "mir dann aber gesagt, ich muss mich nicht in den Vordergrund stellen". Die anderen Bewerber kamen Berchtold zufolge aus dem Ortsverein, mit Fraktionssprecher Renato Wittstadt war darunter jedoch nur einer aus dem Stadtrat. Wittstadt war am Sonntag telefonisch nicht zu erreichen. Nach der internen Wahl für Meixner werde es in der Wolfratshausen SPD "noch einige Nachwehen" geben, glaubt Menke. Sicher seien damit nicht alle zufrieden, "das muss sich noch ein bisschen setzen". Es sei aber nicht so, dass das Votum für den Stadtjugendpfleger "zu einem Zerwürfnis führt".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: