Wolfratshausen:Paketempfänger für Drogendealer

Gericht verurteilt 25-Jährigen zu Bewährungsstrafe

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Ein 26-jähriger Drogendealer aus dem Landkreis hat Freunde und Bekannte für seine Geschäfte mit Rauschgift aus den Niederlanden eingespannt. Einer von ihnen, Thomas S. (Name geändert), nahm aus Geldnot zwei per Post geschickte Pakete entgegen. Dafür bekam er Drogen und Geld, womit er seine Miete bezahlen konnte. Deshalb musste sich der 25-jährige Fahrzeuglackierer aus dem Südlandkreis vor dem Amtsgericht Wolfratshausen verantworten. Die Staatsanwaltschaft legte ihm Beihilfe zum unerlaubten Handeltreiben und unerlaubten Besitz von Betäubungsmitteln sowie einer verbotenen Waffe zur Last. Thomas S. räumte alle Vorwürfe ein und wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Der Drogendealer ist inzwischen am Landgericht München zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Von September 2014 bis zu seiner Verhaftung im Juni 2015 brachte er zusammen mit einem Komplizen mehr als zehn Kilogramm synthetisch hergestellte Drogen und Rauschgift von den Niederlanden nach Deutschland. Seine Frau und seine Kinder sollten von seinen Drogengeschäften nichts mitbekommen. Deshalb spannte er Freunde als Empfänger ein. Die Polizei überwachte das Handy des Dealers und kam so Thomas S. auf die Spur: Er nahm im Februar und März 2015 zwei Pakete - 200 Gramm Marihuana sowie ein Kilogramm Haschisch, 700 Gramm Amphetamin und sieben Gramm Heroingemisch - entgegen. Im Juni durchsuchten Beamte seine Wohnung. Sie fanden Haschisch, Marihuana, Amphetamin, Ecstasy und einen verbotenen Schlagring.

Thomas S. sagte, dass er aus Geldnot zugestimmt habe, die Pakete mit Drogen anzunehmen. Wegen eines Bandscheibenvorfalls kurz zuvor habe er nicht mehr arbeiten können. Das Geld sei knapp geworden. Für jedes Paket bekam er 300 Euro und zehn Gramm Marihuana. Der Dealer habe davon gesprochen, dass in den Paketen jeweils 200 bis 400 Gramm Marihuana seien. Beide habe er an den 26-Jährigen ungeöffnet weitergereicht. Als er auch noch ein drittes in Empfang nehmen sollte, weigerte er sich jedoch. "Das war mir einfach zu heiß geworden."

Heute bereut Thomas S., mitgemacht zu haben. Er sagte, er habe bereits mit neun Jahren angefangen, Drogen zu nehmen. Begonnen habe er mit Marihuana. Mit elf Jahren kam Alkohol dazu. Nur so habe er seine familiäre Situation mit Schlägen vom Vater aushalten können, sagte er. Als er 14 war, trennten sich die Eltern. Er zog mit seiner Mutter in den Landkreis.

Der Staatsanwalt wertete als positiv, dass der Angeklagte alle Vorwürfe einräumte. Der Mann sei reuig und einsichtig. Er sprach sich für eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten aus. Zudem hielt er Beratungsgespräche wegen der Drogensucht und eine Geldauflage von 600 Euro für angemessen. Letztere sah der Verteidiger als kontraproduktiv an.

Richter Helmut Berger verurteilte den Angeklagten zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten und zu Beratungsgesprächen bei der Caritas-Fachambulanz. Bei den Ermittlungen habe der Mann stets kooperativ mitgewirkt, sagte der Richter.

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