Wolfratshausen:"Nicht zu bescheiden sein"

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(Foto: Hartmut Pöstges)

Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau besucht das Badehaus

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Der Erinnerungsort Badehaus Waldram-Föhrenwald hat am Montag nicht nur seine bisher höchstrangige Besucherin begrüßt - Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Mitte) erwies sich auch sofort als potenzielle Unterstützerin der ehrenamtlich betriebenen Gedenkstätte. Dies seien genau ihre Themen, sagte Pau: für Gedenken, Demokratie und Bürgerrechte, gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus. Die Politikerin war auf Initiative des Geretsrieder Linken-Abgeordneten Andreas Wagner (rechts) nach Waldram gekommen.

Sybille Krafft (links), die Vorsitzende der Bürger fürs Badehaus, gab Pau "zwei Gedanken" mit. Sie schilderte, welche Nöte ein rein ehrenamtliches Projekt "ohne jegliche institutionelle Förderung" wie das Badehaus leide, und bat um einen Brückenschlag zu Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Außerdem betonte Krafft, welche Schwierigkeiten der Erinnerungsort in Corona-Zeiten habe. Selbst wenn jetzt wieder geöffnet sei, dürften noch keine Schulklassen kommen und viele Menschen sehnten sich momentan auch eher nach der Leichtigkeit von Musik und Kunst als nach der Auseinandersetzung mit einer Gedenkstätte.

Pau kündigte an, das Wolfratshauser Projekt ins Kuratorium der Stiftung Denkmal für die ermordeten Jüdinnen und Juden Europas einzubringen, dessen Mitglied sie ist. Sie sagte zudem: "Was Sie hier machen, ist auch im besten Sinne politische Bildung." Und mit Blick auf eine Förderung dieser Arbeit: "Da sollte man nicht zu bescheiden sein." Krafft unterstrich dies. Sie ordnete die Bedeutung des Badehauses als Stätte der Erinnerung an jüdische Displaced Persons (DP) historisch ein. Föhrenwald sei "das am längten bestehende jüdische DP-Lager nicht nur Deutschlands, sondern Europas" gewesen. Und von dieser europäischen Geschichte habe man jahrzehntelang nichts gewusst oder nichts wissen wollen. Es habe der ehrenamtlichen Arbeit von Bürgerinnen und Bürgern bedurft, um dies Einzigartigkeit des Orts herauszustellen. Mit einem Lächeln sagte sie zur Bundestagsvizepräsidentin: "Das muss man auch in Berlin zur Kenntnis nehmen."

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