Rechtsextreme Schmierereien Polizei nimmt 21-Jährigen fest

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Am Untermarkt in Wolfratshausen ist auch ein Wahlplakat der CSU mit Kandidat Alexander Radwan beschmiert worden.
Am Untermarkt in Wolfratshausen ist auch ein Wahlplakat der CSU mit Kandidat Alexander Radwan beschmiert worden. (Foto: Fiona Fuchs/oh)

Der junge Mann wurde dabei beobachtet, wie er Wahlplakate verunstaltete. Ihm sollen auch die Sachbeschädigungen am Obermarkt in Wolfratshausen und in Eurasburg zuzuordnen sein.

Von Felicitas Amler, Klaus Schieder, Beuerberg

Hakenkreuz- und Hass-Schmierereien in Wolfratshausen und Umgebung haben in den vergangenen Tagen im Nordlandkreis viele Bürger zu Protestkundgebungen veranlasst und die Ermittler in Atem gehalten. Nun hat die Polizei einen 21-Jährigen in Beuerberg festgenommen. Er sei dringend tatverdächtig, eine Vielzahl an Wahlplakaten beschädigt und hasserfüllte Schmierschriften hinterlassen zu haben, teilt das Polizeipräsidium Oberbayern Süd mit. Nach bisherigen Erkenntnissen sind dem jungen Mann auch die Schmierereien am Obermarkt in Wolfratshausen, sowie die Sachbeschädigungen an einer Regenbogenfahne und an mehreren Autos in Eurasburg zuzuordnen. Derzeit prüft die Kripo Weilheim noch weitere Tatzusammenhänge. Die Ermittlungen dazu dauern an.

Auf die Spur des mutmaßlichen Täters wurde die Polizei durch einen aufmerksamen Anwohner gebracht. Der Zeuge beobachtete ihn am Mittwoch gegen 2.40 Uhr, als er Wahlplakate beschmierte, und verständigte die Polizei. Daraufhin nahmen Beamte der Polizeiinspektion Wolfratshausen den 21-Jährigen in Beuerberg fest. Der Mann war schon zuvor in den Fokus des Fachkommissariats der für Staatsschutzdelikte der Kripo Weilheim gerückt. Bei den aufwändig und akribisch geführten Ermittlungen, an denen auch die Polizeiinspektionen Wolfratshausen und Geretsried maßgeblich beteiligt waren, habe sich der Verdacht gegen den 21-jährigen Deutschen erhärtet, so das Polizeipräsidium.

Volksverhetzung und Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen

Gegen ihn wird nun wegen des Verdachts der Volksverhetzung, des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen, sowie wegen Sachbeschädigung weiter ermittelt. In Haft befindet er sich nicht. „Er wurde nach Abschluss der notwendigen Maßnahmen entlassen“, teilt das Polizeipräsidium mit.

Zum Verhängnis wurde dem mutmaßlichen Täter womöglich auch seine besondere Dreistigkeit. So waren die nun über Nacht verunstalteten Wahlplakate in Wolfratshausen und Münsing gerade erst neu aufgestellt worden. Am Münsinger Ortseingang hatte fast eine Woche lang ein Großflächenplakat des CDU/CSU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz gestanden, auf dem sein Name durchgestrichen und mit „Alice Weidel“ überschmiert war, dazu das Akronym „AFD“ mit einem Herz umrahmt, „Volksverräter“ und „Tötet ihn!“. Am Dienstag hatte die Partei es durch ein neues, sauberes Plakat ersetzt – und Mittwochmorgen war dieses schon wieder verunstaltet, diesmal mit einem Schriftzug „Verräter“ und wie beim ersten Mal mit schwarz zerstörten Augen und Lippen, dazu auf der Stirn eine Zielscheibe.

Zerissene Regenbogenfahnen und zerstochene Autoreifen

In Wolfratshausen wurde die Reihe von Großflächenplakaten, die am Ortsausgang in Richtung Beuerberg steht, ebenfalls zum zweiten Mal beschmiert. Betroffen sind CSU, SPD, Freie Wähler und Linke. Sie hatten ihre Aufsteller nach den ersten Vorfällen erneuert. Nun sind die Gesichter von Markus Söder, Friedrich Merz und Hubert Aiwanger wieder mit schwarzer Farbe entstellt und Worte wie „Loser“ oder „Wählt AFD“ aufgesprüht.

Auch am Wolfratshauser Obermarkt war der Laden einer Schokoladenmanufaktur zweimal unmittelbar hintereinander mit homosexuellenfeindlichen Sprüchen und Hakenkreuzen beschmiert worden. In Achmühle war bereits im Frühjahr an einem Haus eine Regenbogenfahne mit der Aufschrift „Unsere Zukunft ist bunt“ zerstört worden und gleichzeitig war ein faschistisches Droh-Flugblatt im Briefkasten der Bewohner gelandet. Daraufhin hatte sich die Dorfgemeinschaft solidarisiert. An Dutzenden Zäunen, Balkonen und Dachgiebeln wurden Fahnen in Regenbogenfarben mit der Aufschrift „Achmühle gegen Rechts“ angebracht. Wie nun erst bekannt wurde, wurden Mitte Dezember bei drei Parteien die Fahnen abgerissen und Autoreifen zerstochen. Ob dies im Zusammenhang mit der Solidarisierungsaktion stand, ist bisher offen.

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Von Stephanie Schwaderer, Felicitas Amler

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