Wolfratshausen:Mit Pfeifen und Ratschen gegen den "Monsterbau"

Cornelia Ettenhuber und Herbert Kot rufen zu einer Demonstration auf, um ein Archiv am Loisachufer zu verhindern

Von Matthias Köpf

Wolfratshausen: Herbert Kot kann sich mit den Plänen für ein Stadtarchiv am Loisachufer nicht anfreunden.

Herbert Kot kann sich mit den Plänen für ein Stadtarchiv am Loisachufer nicht anfreunden.

Sechs Standorte für das neue Stadtarchiv hatte die Wolfratshauser Stadtverwaltung vor zwei Jahren vorgestellt - das schon damals favorisierte Loisachufer und fünf Alternativen, wie sie mehrere Stadträte beharrlich verlangt hatten. All diese kleineren oder größeren städtischen Parkplätze wurden nach einem selbst entworfenen Punktesystem bewertet, und siehe da: Das Loisachufer lag nach Punkten und am Ende auch nach Stimmen klar vorn. Diese Entscheidung überstand einen Bürgerantrag mit mehr als 600 Unterschriften und eine weitere, damit erzwungene Abstimmung im Stadtrat. Einen Architektenwettbewerb später steht der Standort wieder zur politischen Disposition - und zwei Bürger kündigen nun mitten im Kommunalwahlkampf auch noch eine Demonstration gegen den "Mosterbau am Loisachufer" an.

In mindestens 1000-facher Auflage wollen die Wolfratshauser Cornelia Ettenhuber und Herbert Kot ihren Demonstrationsaufruf in diesen Tagen in den örtlichen Geschäften auslegen. Kot hofft noch auf ein paar Extra-Exemplare auf Rechnung des Druckers, der ein ebenso überzeugter Gegner des Standorts Loisachufer sei wie er selbst, seine Schwägerin Ettenhuber und wie so viele Wolfratshauser. Kot ist ein leidenschaftlicher Kritiker von Bürgermeister Helmut Forster (BVW) und der Stadtverwaltung, spätestens seit an der Zufahrt vor seinem Haus ein Randstein nicht wunschgemäß verlegt wurde.

Doch nun geht es ihm um die ganze Stadt, die nicht verschandelt und zubetoniert werden dürfe. Kot hofft auf Teilnehmer mit Pfeifen, Ratschen und Bannern - und auf eine Abstimmung mit den Füßen: Kommen zur Demonstration am Samstag, 8. Februar, von 10 bis 12 Uhr, nur ein paar Dutzend Bürger auf den Marienplatz, so möge die Stadt ihr Archiv ans Loisachufer bauen. Kommen aber 100 oder mehr, sodass womöglich die Marktstraße gesperrt werden muss, dann müsse der Stadtrat drei Tage später Konsequenzen ziehen, fordert Kot. Am 11. Februar will Forster zum zweiten Mal über die beiden verbliebenen, aber im Dezember schon einmal abgelehnten Entwürfe aus dem Architektenwettbewerb abstimmen lassen.

Der bisher engagierteste Archiv-Kritiker Richard Kugler (CSU) wird dann nach eigener Ankündigung gegen das Loisachufer stimmen, und drei Tage zuvor werde er zu den Demonstranten sprechen, sagt Kot, dem Kugler nach eigenen Worten ebenso willkommen ist wie Redner anderer Parteien, sofern sie zum Thema Archiv sprechen und "nicht bloß Wahlpropaganda machen". Nur auf Kuglers Parteifreund und Ortsvorsitzenden Manfred Fleischer und den CSU-Bürgermeisterkandidaten Peter Plößl ist Kot nicht gut zu sprechen. Die hätten die Ufer-Anlieger erst zu einem Bürgerantrag ermutigt und seien ihnen danach im Stadtrat in den Rücken gefallen, sagt Kot, der selbst eifrig Unterschriften gesammelt hatte. Die beiden Initiatoren Stefan Högl und Robert Heckel hatten ganz ähnliche Kritik geübt.

Eine einheitliche Haltung der CSU zum Thema gibt es auch diesmal nicht - oder zumindest noch nicht. Die örtliche SPD, die einst für das Loisachufer gestimmt und sich dann umentschieden hat, will das Thema Archiv von der Tagesordnung nehmen und vom künftigen Stadtrat ganz neu aufrollen lassen. Sie sieht sich in einer Koalition mit Kugler, Kot und dem Verein "Bürger fürs Badehaus" vereint, der aufs Neue sein künftiges Waldramer Dokumentationszentrum als Archiv-Standort anbietet.

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