Süddeutsche Zeitung

Wolfratshausen:Massive Bebauung

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"Heimstätte" setzt Wohnblocks an der Anemonenstraße durch

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Die "Oberbayerische Heimstätte" gehört zwar dem Bezirk Oberbayern und nennt sich im Briefkopf "gemeinnützige Siedlungsgesellschaft mbH". Doch manche ihrer Wolfratshauser Mieter und auch viele Stadträte empfinden ihr Geschäftsgebaren zumindest für gemeinnützige Verhältnisse doch als ungewöhnlich robust. Die Stadt wird das wohl demnächst in Form eines Bescheids aus Bad Tölz zu spüren bekommen.

Denn die Heimstätte will schon seit längerem ihre alten Mehrfamilienhäuser in der Farcheter Anemonenstraße durch neue, größere Blocks ersetzen und war dazu nach allgemeinem Empfinden auch gleich recht rücksichtslos mit der Kettensäge bei der Hand. Inzwischen stehen die ersten Blocks, die murrenden Mieter des letzten alten Gebäudes sollen bald dort einziehen, weil anstelle ihres Mehrfamilienhauses einige Reihen- und Doppelhäuser entstehen sollten.

Schon diese Planung hatte die Heimstätte gegen den Willen der Stadträte durchgesetzt, die all das für zu massiv und zu dicht halten. Doch die Heimstätte hielt sich mit dem Nein der Stadt nicht auf und erwirkte vom Landratsamt als Genehmigungsbehörde ein Ja, weil es in der Nähe auch größere Häuser gebe. Kaum war diese Planung genehmigt, flatterte der Stadt ein neuer Antrag ins Haus: Nun wollte die Heimstätte auf die neuen Reihen- und Doppelhäuser verzichten, die den meisten Stadträten noch der liebste Teil des Projekts waren. Stattdessen verlangte sie nun weitere Wohnblocks - abermals mit Verweis auf die benachbarte massive Bebauung, in dem Fall vor allem ihre eigene, gerade genehmigte. Im Bauausschuss wollten dem allein die beiden SPD-Räte zustimmen, weil es in Wolfratshausen an Wohnungen mangele, wie sie die Heimstätte schaffe.

Dieses neuerliche Nein beeindruckte die bezirkseigene Gesellschaft wenig. Sie hat sich beim Landratsamt abermals eine Genehmigung besorgt, wozu der Bauausschuss nun Stellung nehmen sollte. Die fiel exakt so aus wie der Beschluss im Herbst.

Gerlinde Berchtold und Fritz Schnaller (SPD) sagte Ja, letzterer mit Verweis auf die Gemeinnützigkeit des Unternehmens, die es als verbindlich definierte Eigenschaft für solche Gesellschaften aber schon seit längerer Zeit gar nicht mehr gibt. Alle acht anderen Räte stimmten mit Nein. Das Landratsamt hatte schon zuvor angekündigt, auch dieses Votum zu überstimmen.

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Quelle:
SZ vom 09.05.2015
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